Rezension

Wenn Technik mehr kann, als du ahnst

T.R.O.J.A. Komplott - Ortwin Ramadan

T.R.O.J.A. Komplott
von Ortwin Ramadan

Bewertet mit 4 Sternen

In der Zukunft tragen alle Menschen Nanobots im Körper, mit denen ihr Gesundheitszustand überwacht werden kann. Diesen verdankt es Nico auch, dass ihm in seinem letzten Gesundheitstest vor der Ernennung zum FBI-Agent verordnet wird, bis auf weiteres auf Koffein und Fleisch verzichten zu müssen. Das versetzt seiner Freude, endlich ein Agent zu sein, aber nur einen kleinen Dämpfer. Als er für ein streng geheimes Projekt rekrutiert wird, muss er jedoch erfahren, dass die Nanobots mehr können, als der Öffentlichkeit bekannt ist.

In der Zwischenzeit spitzt sich die Situation für Beta, die sich mit dem Kellnern und gelegentlichem Trickbetrügen über Wasser hält, immer weiter zu. Ihr Gesundheitsstatus wurde auf rot gesetzt, weil sie sich dringend ärztlich behandeln lassen soll. Als dann ein Mord in ihrem Umfeld passiert und sie eine mysteriöse Botschaft findet, weiß sie, dass sie die Stadt schleunigst verlassen muss.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der die Gefahr der Gesamtsituation deutlich macht. Nico erwacht aus der Bewusstlosigkeit, mit viel zu dünnen Sachen mitten im Schnee, und muss hinter einem verunglückten Wagen eine Leiche entdecken. Was ist geschehen? Auf die Beantwortung dieser Frage muss der Leser noch eine ganze Weile warten, denn das Buch springt zunächst vier Wochen in die Vergangenheit.

Nico lernt man kurz vor seiner Ernennung zum FBI-Agenten kennen. Seinen Ehrgeiz merkt man ihm gleich an. Nach der Ausbildung brennt er nun darauf, in den aktiven Dienst einzutreten und damit in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Gleichzeitig lernt der Leser Beta kennen, deren Kapitel sich mit denen Nicos meist abwechseln. Sie lebt eher in den Tag hinein und versucht, sich irgendwie über Wasser zu halten. Meist handelt sie impulsiv und immer wieder auch gegen das Gesetz. Dies ist aufgrund ihrer verzwickten Situation aber nicht verwunderlich, und so wurde mir Beta noch schneller sympathisch als Nico.

Die Verbindung zwischen Nico und Beta offenbart sich erst nach einer Weile, denn insgesamt braucht die Geschichte einige Zeit, um in Schwung zu kommen. Sie nimmt sich ihre Zeit, die Hauptcharaktere vorzustellen und den Leser über die Funktionsweise und Akzeptanz der Nanobots aufzuklären. Andere gesellschaftliche und technische Entwicklungen der Zukunft werden angedeutet, aber nicht näher ausgeführt. Der Fokus der Geschichte liegt damit klar auf den Nanobots und der Leser erhält in diesem Einzelband nur die Informationen, die er zum Verständnis der Handlung braucht. Neben den Kapiteln über Nico und Beta werden auch immer wieder Kapitel über die Köpfe hinter den Nanobots und ihre Entscheidungen eingebaut, damit man als Leser die Rollen der beiden Charaktere noch besser versteht.

Auch wenn der Prolog die Vermutung nahe legt, ist dieses Buch nicht von offener Action, sondern eher von untergründiger Spannung geprägt. Nico verbringt viel Zeit in der Einsatzzentrale, während Beta per Anhalter an ihr Ziel gelangen möchte. Das sorgte für gelegentliche Längen, doch gleichzeitig ließen mich die Erkenntnisse über die Nanobots, ihre Einsatzmöglichkeiten und die zahlreichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben mitfiebern, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Wird Nico den Befehlen seiner Vorgesetzten ungefragt Folge leisten? Was wird mit Beta geschehen, falls sie das Ziel ihrer Reise erreicht? Ein Showdown, in dem es für alle Charaktere noch einmal besonders gefährlich wird, rundete das Buch schließlich gelungen ab.

„T.R.O.J.A. Komplott“ bietet ein Zukunftsszenario, bei dem nach und nach offenbar wird, in welch gefährliche Richtung sich der Einsatz von Nanobots im Körper entwickelt. Nico und Beta sind zwei völlig unterschiedliche, interessante Protagonisten, deren Leben durch von dem Einsatz der Nanobots in ganz spezieller Weise beeinflusst wird. Das Buch zeichnet sich vor allem durch seine untergründige Spannung aus. Wer Dystopien mag, bei denen es auch einmal ruhiger zugehen darf, dem empfehle ich das Buch gerne weiter.