Rezension

Zu konstruierte Wendungen

Das Therapiezimmer -

Das Therapiezimmer
von Aimee Molloy

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Das Therapiezimmer“ von Aimee Molloy ist ein durchaus unterhaltsamer Thriller, der stellenweise jedoch eher an eine „Verwechslungskomödie“ erinnert. Durch eine zu konstruierte Geschichte und durch Versuche, dem Leser einen steten Perspektivwechsel zu bieten, wirkt der Text vielfach „bemüht“ und büßt massiv an Spannung ein.

Der Plot und die Ausgangslage wecken prinzipiell das Interesse von Liebhabern von (Psycho-)Thrillern: Der attraktive Psychotherapeut Sam und seine frisch angetraute Ehefrau Annie ziehen aus New York in Sams beschauliches Heimatstädtchen, wo er seine eigene Praxis eröffnen möchte, um sich nebenher intensiver um seine demente Mutter zu kümmern. Seine Beziehung zu den beiden Frauen erscheint auf den ersten Blick harmonisch und die neue Umgebung idyllisch. Doch die Fassade bröckelt schnell: Die Realisierung des Traums geschieht ohne das Wissen seiner Ehefrau auf Pump, da Sam im Glauben ist, dass ihm sein abtrünniger Vater, zu dem er seit der Trennung von seiner Mutter bestenfalls ein oberflächliches Verhältnis pflegte, einen großen Geldbetrag vererbt habe. In einer herrschaftlichen Villa bekommt er die Möglichkeit, seine Praxis zu eröffnen. Hier therapiert er die unterschiedlichsten Patienten und alles – sieht man von den finanziellen Schwierigkeiten ab- läuft scheinbar nach Plan. Doch was er nicht ahnt: durch den Lüftungsschacht werden seine Sitzungen belauscht. Plötzlich, nach dem Auftauchen einer hübschen Französin, wendet sich das Blatt, denn Sam verschwindet spurlos. Die Situation erscheint sonnenklar: der hochverschuldete Sam hat sich aus dem Staub gemacht. Doch so einfach ist es nicht, oder etwa doch? 

Die insgesamt zu oberflächlich gestalteten Protagonisten wirken insbesondere zu Beginn wenig sympathisch und bieten dadurch viel Raum für Spekulationen, was ja eigentlich den Reiz des Genres ausmacht. Auch der stetige Perspektivwechsel, der m.E. aber zu oft eingesetzt wird, ist dieser Intention geschuldet. Zu offensichtlich ist allerdings, dass die Autorin den Leser verwirren möchte. Leider wirkt dieses Ensemble daher letztlich zu konstruiert und nimmt dem Plot die Spannung. Dies gilt besonders für die ersten beiden Teile. Im dritten Teil entwickelt sich dann der angekündigte Psychothrill und der Text wird so zum Pageturner, ohne jedoch über einen wirklichen Überraschungsmoment zu verfügen. 
Für einen Thriller ist mir daher „Das Therapiezimmer“ zu oberflächlich und nicht spannend genug, auch wenn der Text insgesamt unterhaltsam ist. Fazit: Aus dem Setting hätte Molloy deutlich mehr machen können!