Austern, Druiden und viel Bretonisches
Kommissar Dupin sieht sich mit zwei schwierigen, geradezu exotischen Mordfällen konfrontiert. Die Erzählung vermittelt, wie die vorherigen Dupinkrimis auch, ein dichtes Stimmungsbild von der Bretagne, ihrer Geschichte, ihrer Sprache und Kultur. Im Gegensatz zum "Bretonischen Gold" wirken Plot und Auflösung gut konstruiert und glaubwürdig. Das bereits auf dem tiefblauen Umschlag suggerierte "Meeresfeeling" stellt sich beim Lesen auch tatsächlich ein. Der liebeskranke aggressive Gänserich erscheint im ländlichen Umfeld durchaus originell und glaubwürdig, was man von dem 12 Meter langen Riesenhai "Kiki", den der Kommissar zufällig vom Ufer aus im Vorbeigehen sieht, ganz bestimmt nicht behaupten kann. Wer sich auf die bretonischen Schilderungen einlassen will, wird an der Lektüre sicherlich Vergnügen haben. Längliche Menübeschreibungen kann man bei Nichtinteresse notfalls einfach überschlagen, ohne den geistigen Anschluss zu verlieren. Die Kriminalstory alleine wirkt wegen der unendlich vielen Handydialoge und der vielfältigen Bezüge streckenweise etwas quälend, wer sich jedoch auf den Mix mit den bretonischen Spezialitäten einlassen will, wird sicherlich nicht enttäuscht sein. Insgesamt auf alle Fälle besser als der tausendste Tatort oder "München 7"-Krimi, zweifellos auch besser als der hundertste, düstere Skandinavienkrimi mit dem chronisch depressiven, alkoholkranken Kommissar samt pubertierender Tochter und stets leerem Kühlschrank.