Rezension

Bannalec bzw. Dupin "à son meilleur" ;-)

Bretonischer Stolz
von Jean-Luc Bannalec

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Am malerischen Fluss Belon, dort, wo die weltberühmten Austern gezüchtet werden, zwischen Klippen, Zauberwäldern und dem Atlantik, entdeckt eine eigensinnige alte Filmdiva kurz vor Ostern die Leiche eines Mannes. Nur wenig später erreicht Kommissar Dupin ein Anruf aus den sagenumwobenen Hügeln der Monts d'Arrée, um die sich Legenden von Feen und dem Teufel ranken. Auch dort wurde ein Toter gefunden. Doch niemand kennt seine Identität. Als sich herausstellt, dass die Spuren zu keltischen Brudervölkern, einer Sandraub-Mafia und rätselhaften Druidenkulturen führen, ahnt der Kommissar: Das wird sein aberwitzigster Fall." 

(Quelle: Buchrückentext)

Der 4. Kriminalfall um das Ermittlerteam von Commissaire Georges Dupin ist im KiWi-Verlag 2015 (broschiert) erschienen und hat mich von den ersten Seiten an mitten hinein in die wunderschöne Bretagne, ins "Finistère", ins Ende der Welt entführen können: "Bretonischer Stolz" ist kurz gesagt "Bannalec at its best" oder aber à son meilleur, da er die 3 Vorgänger noch überflügelt, was den Ideenreichtum informativen Inhalts zu Mythen und Legenden, kulturellen Bräuchen, der Tischkultur, der Art und "Denke" von Bretonen betrifft: Auf sehr amüsante und humorvolle Weise werden zwei Verbrechen (der Raub des bretonischen Küstensandes) wie des Kapitalverbrechens Mord (wobei die Identität der Toten lange nicht geklärt werden kann) mit immer wieder eingeflochtenen Beschreibungen zu den Wetterverhältnissen, dem Lichteinfall, den Essgewohnheiten und Inhalten der Austernzucht miteinander verwoben: Dupin und sein Ermittlerteam tappen bis zum Schluss etwas im Dunkeln, ob die beiden Fälle miteinander in Verbindung stehen - und zu Dupins großem Leidwesen kann er seiner Cafésucht nicht in gewohnter Manier "frönen", da "le docteur" ihm ein Caféverbot auferlegte - eine Austernkur ist (noch) nicht vorstellbar für Dupin... 

Der Leser trifft bekannte und einige neue Personen wieder im 4. Fall des Monsieur Dupin: Eine alte Filmdiva, die auch einiges zu verbergen hat, den unvergleichlichen (und sympathischen) Riwal, der immer sehr umständliche und ausufernde statements von sich gibt, aber hier auch sein "Diplom" in bretonischer Geschichte erfolgreich ablegt und stets mit mythischen Sagen aufwarten kann, sogar sein Handy vibriert mit "mythischen Klängen", an die sich der aus Paris stammende Dupin weiterhin gewöhnen muss; die "universell patente" Nolwenn, das "Breton bretonnante" der Polizeizentrale in Concerneau; Brioc L'Helgoualc'h, ein bretonischer "Fährtenleser" aus den Monts d'Arrées, der wohl indianische Vorfahren hat; Melen, die sicher von Nolwenn "ins Team" befördert wird - um nur einige im sympathischen Ermittlerteam zu nennen. Genau auf die Finger bzw. auf die Auster hingegen muss Dupin einigen Züchtern schauen, da lange unklar ist, ob  der Täter aus diesem Kreise stammen könnte. Es gibt schöne Liebeserklärungen an die Bretagne sowie einen Exkurs ins Druidentum, das noch heute seine Anhänger hat (in der Bretagne und seinen 5 weiteren gälischen "Brudervölkern" naturellement). So wird durch ein Foto in einer Zeitschrift klar, dass eine Spur nach Schottland führt und Riwal macht sich auf Geheiß Dupin's (gerne) auf den Weg...

Fazit:

Für mich persönlich (ich oute mich gerne als absoluter Bretagnefan, was mit dieser Wertung sowie der Freude, diesen 4. Fall Kommissar Dupin's gelesen zu haben) ist dies der beste Krimi aus der bisherigen Reihe: Sicher spielt recht viel Lokalkolorit mit ein, die evtl. so manchem Krimiliebhaber etwas Zuviel des Guten sein könnten - mir jedoch absolut gefallen haben, da es sich um informative Inhalte wie der Austernzucht z.B. oder das Druidentum handelt: Die Liebe zur Bretagne und wunderbaren Beschreibungen derselben schwappten wie Meereswellen des herrlichen Atlantiks über die Seiten und die köstlichen Eigenheiten der Bretonen sind sehr empathisch wiedergegeben: Auch der überraschende Plot und unvorhersehbare Wendungen des Falles machten es für mich zu einem Vergnügen, das Buch zu lesen. Für BretagneliebhaberInnen und solche, die es werden wollen, eine klare Leseempfehlung von mir - 4,5 Sterne und 95° auf der "Krimi-Couch" sowie die Hoffnung auf "Dupins fünften Fall" ;-)