Rezension

Besser, als ich erwartet hatte

Renegade - J. A. Souders

Renegade
von J. A. Souders

Bewertet mit 4 Sternen

Bei der Durchsicht des Verlagsprogramms bin ich auf “Renegade” neugierig geworden. Ein Setting unter Wasser – das musste ich lesen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich es vorab lesen durfte. Ich frage mich immer noch, warum das Mädchen auf dem Cover dunkle Haare hat, da die Hauptprotagonistin blond ist. Ansonsten finde ich diese Idee mit dem Tropfen ganz schön, dessen Silhouette sich bei den Kapitelanfängen wiederholt. Als ich den Schutzumschlag weggelegt habe, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist ja Geschmackssache, aber ich stehe total auf diese Lilametallic-Optik. Das magentafarbene Bändchen passt perfekt dazu.

Evies perfektes Unterwasserleben wird gehörig durcheinandergebracht, als sie auf Gavin trifft, einen Oberflächenbewohner. Durch ihn hinterfragt sie langsam aber sicher die strengen Regeln der Unterwasserstadt, die “Mutter” geschaffen hat. Recht schnell bemerkt sie, dass etwas nicht stimmt. Woher kommen diese plötzlichen Erinnerungsfragmente und wieso kennt sie geheime Wege in Elysium? Warum versteht sie etwas von Waffen? In einer rasanten Jagd mit Gavin an ihrer Seite erkundet Evie nicht nur die Geheimnisse der Stadt, sondern dringt auch in ihre eigene innere Tiefe vor.

Erster Satz: Mein Leben ist absolut perfekt.

Idee: Wie schon gesagt: Ein Unterwasser-Setting. Ich mag so was. Mich fasziniert das Meer. Aber ohne zu spoilern kann ich nur andeuten, dass mir die Gesamtidee super gefallen hat.

Plot: Während der ersten 100 Seiten dachte ich noch, dass alles recht schnell geht. Die Autorin hätte Gavin und Evie ein bisschen mehr Zeit geben können. Allerdings ist das eher nebensächlich. Der Plot ist sehr gut durchdacht und wird nicht langweilig. Ich musste einfach weiterlesen. Zunächst fragt man sich auch, was es mit den halb transparent gedruckten Sätzen auf sich hat. Im Nachhinein ein tolles Stilmittel, kommt man erst mal hinter die Bedeutung. Nach dem Ende von Kapitel eins und am Anfang von Kapitel zwei denkt man dann: Richtig gut gemacht, das nehme ich ihr ab. Ab einem gewissen Punkt nimmt die Story dann richtig Fahrt auf und man fiebert mit den Protagonisten mit.

Schreibstil: Ich hätte es nie gedacht aber: Ich-Perspektive im Präsens = Supergut! Zumindest was dieses Buch angeht. Anders wäre es gar nicht möglich gewesen, Evies Inneres darzustellen. Ich möchte das hier nicht näher erläutern, sonst müsste ich spoilern. Ansonsten ist es kein herausragend besonderer Stil, aber J.A. Sounders schreibt einfach, flüssig und spannend. Das Buch war für mich schon ein Pageturner. Man möchte gerne mehr von ihr lesen. Das hat jedoch was mit der Idee und Umsetzung der Story zu tun. Die ist durchdacht von vorne bis hinten.

Charaktere: Ich möchte nicht zu viel von Evie sagen, aber ihre Figur ist sehr gut ausgearbeitet und hat viel Tiefe. Man meint sie ist naiv, was sich aber nicht bewahrheitet. Ihre innere Zerrissenheit wird deutlich, und wenn ich die Geschichte Revue passieren lasse, fallen mir all die Kleinigkeiten auf, die auf ihr Geheimnis abzielen. Gavin ist nett und ich mag ihn, jedoch fehlte mir manchmal etwas. Da geht alles etwas zu schnell vonstatten und man kann sich kein richtiges Bild von seinem Inneren machen. Ich hätte ein bisschen mehr von seiner Gefühlswelt erfahren. Sicher wäre hier ein Perspektivenwechsel interessant gewesen. Gavin zeichnet aber ungemein sein Vertrauen in Evie aus. Seine Liebe zu ihr wird deutlich.

Mutter ist der Antagonist der Story und benimmt sich überhaupt nicht “ladylike”. Ihr Hintergrund wird angerissen und man kann absolut nachvollziehen, warum sie so handelt. Sie scheint immer einen Schritt voraus zu sein und ist skrupellos. Eine gut gelungene Gegenspielerin.

Hintergrund: Da bin ich immer kritisch und könnte auch hier Kleinigkeiten bemängeln,  jedoch werden doch einige Sachen erklärt. Man merkt sehr schnell, dass sich die Autorin Gedanken gemacht hat und Recherche kein Fremdwort war. Sie hat sich sogar Gedanken über den Druckausgleich der Bewohner Elysiums gemacht. So was gefällt mir. Auch die ganze Hintergrundstory zur Entstehung der Stadt ist stimmig und nachvollziehbar.

Fazit: Nicht das was ich erwartet haben, nein: Besser! Pluspunkt ist sicherlich für mich persönlich das Setting, obwohl die Geschichte auch in einem Bunker oder Ähnlichem hätte spielen könnte. Ebenfalls Pluspunkt ist einfach der Name des Hauptprota: Gavin. Irgendwie mag ich den Namen. Wer auf Verfolgungsjagden steht, Blut sehen, bzw. lesen kann (manche Stellen waren schon heftig) und dabei noch ein bisschen Detektiv spielen möchte, hat mit Renegade sicher seinen Spaß.