Rezension

Grandiose Idee, die in der Umsetzung leider nicht überzeugen konnte

Renegade - J. A. Souders

Renegade
von J. A. Souders

Bewertet mit 2 Sternen

Bevor ich mit „Renegade: Tiefenrausch“ begonnen habe, habe ich das e-short „Ein dunkles Grab“ gelesen. Dieses gibt nicht nur einen kleinen Vorgeschmack auf die Hauptgeschichte, sondern liefert auch einige Vorinformationen zu dem männlichen Protagonisten Gavin.
Wer Renegade lesen möchte, dem empfehle ich das e-short wirklich vorwegzunehmen, da man sonst über Gavin und seine Herkunft kaum etwas geliefert bekommt.
Für mich gehört „Ein dunkles Grab“ eigentlich schon als Prolog mit ins Buch.

Während das e-short schnell neugierig auf die eigentliche Geschichte macht, fiel mir der Einstieg dann doch relativ schwer. Obwohl der Schreibstil angenehm flüssig zu lesen ist und mir durchaus gefallen hat, gefällt mir in diesem Fall die Perspektive nicht.
Der Leser darf aus Evies Sicht an der Geschichte teilhaben, nur leider sieht sie Elysium als selbstverständlich, schließlich ist sie dort aufgewachsen und kennt gar nichts anderes, doch als Leser werden wir in eine komplett andere Welt geworfen, in der wir uns von jetzt auf gleich einfinden müssen. (Seltsame Gesetze, hochmoderne Technologie und völlig anderes Gesellschaftssystem)
Evie scheint auf den ersten Blick verwirrt, doch schnell ist klar, dass mit dem Mädchen irgendetwas nicht stimmt. Sie hat enorme Erinnerungslücken, die sie selber nur vage wahrnehmen kann und ständig wiederholt sich ihr Tagesablauf. Dazu blitzen immer wieder bruchstückhafte Bilder in ihrer Erinnerung auf, die sie nicht greifen kann und sie nur mehr verwirren.
Für mich stellte diese Darstellung von Evie eine enorme Hürde da. Es gestaltet sich so schwer das Mädchen irgendwie zu fassen zubekommen und sich in sie hineinzuversetzen. Und leider zieht sich diese Darstellung auch noch eine ganze Weile durch die einzelnen Seiten.

Für jemanden, der „Ein dunkles Grab“ vorher nicht gelesen hat, wird Gavin ziemlich plötzlich in die Geschichte geschubst. Zum einen weiß man gar nicht wo der Junge grade überhaupt herkommt, zum anderen wundert man sich warum er überhaupt noch lebt. Denn eins hat man bis zu diesem Punkt längst begriffen: In Elysium werden keine „Oberflächenbewohner“ geduldet. Sie müssen umgehend eliminiert werden.

Jeder Logik zum Trotz, wird Gavin in einer Arrestzelle untergebracht und Evie zeigt jeder Logik zum Trotz großes Interesse an ihm. Die daraus resultierenden Konsequenzen decken jegliche Klischees ab.
Gavin begreift fast umgehend was in Evies Kopf nicht stimmt und verliebt sich folglich gleich in sie. Naja, und Evie? Die kämpft zwar noch mit ihren Umnebelungen, ist aber fest entschlossen dem Jungen zur Flucht zu verhelfen.
Wenn man bis dahin dachte, die Geschichte verläuft noch recht gemütlich, so wird man im weiteren Verlauf von den Ereignissen nur so gejagt. Was vermutlich Spannung hervorrufen soll, endete bei mir in Informationsflut und lief so zügig ab, dass ich das Gelesene gar nicht schnell genug verarbeiten konnte. Somit sind die letzten ca. 150 Seiten über mir eingestürzt und haben mich vollends begraben.

Fazit & Bewertung

Die Idee eine voll funktionsfähige Unterwasserstadt wie Elysium entstehen zu lassen, hatte meine volle Aufmerksamkeit. Leider fehlten mir zielgerichtete Infos zum Verständnis, sodass ich oft so manchen Zusammenhang nicht nachvollziehen konnte. Auch die Protas sind für mich schwer greifbar und Gavin bleibt (ohne das e-short) bis zum Schluss in seiner Darstellung sehr blass. Leider war mir auch an vielen Stellen die Logik hinter den Handlungen nicht begreiflich und besonders zum Ende hin wird die Geschichte viel zu schnell abgehandelt.
Somit bleiben mir nur die Idee, der Schreibstil und das e-short positiv im Gedächtnis.

2**