Rezension

Definitiv nichts für Zartbesaitete

Engelsschmerz - Anna Martens

Engelsschmerz
von Anna Martens

Bewertet mit 3 Sternen

Die 21-jährige Jule ist schwer enttäuscht von ihrem Freund Tim und ihrer besten Freundin. Gerade ihre zwei engsten Vertrauten haben sie hintergangen indem sie eine Affäre begonnen. Gekränkt zieht Jule sich zurück und findet im Internet  Bernd, der mit liebevollen Nachrichten erneut das Feuer in ihr entfacht. Als auch er sich von ihr abwendet packt Jule kurzentschlossen ihre Sachen und macht sich Ende Juli unangemeldet auf den Weg zu ihm in die Eifel. Von ihrer kleinen Reise setzt sie niemanden in Kenntnis und ihre Abwesenheit fällt erst Wochen später auf, als ihre besorgte Mutter aus Münster nach München kommt und die verwaiste Wohnung vorfindet. Leider findet sie auf Grund mangelnder Beweise kein Gehör bei der Polizei und nur Kommissarin Annette Kirchgessner, der man ein Faible und eine gewisse Intuition für seltsame Fälle nachsagt, bringt Verständnis auf. Parallel erfährt der Leser immer wieder etwas über den Verbleib von Jule, die sich aus eigener Kraft nicht aus der misslichen Lage befreien kann und es beginnt eine Suche nach ihr, bei der jeder Tag zählt.

An Spannung hat Anna Mertens in ihrem Debüt definitiv nicht gespart. In kurzen Kapiteln, die immer wieder die Perspektive der Schauplätze und Akteure wechseln, erfährt man sowohl etwas aus Sicht des Entführers so wie von Jule selber und ist zudem in die Ermittlungsarbeit involviert. Zartbesaiteten Lesern sollte ob der Gewalt jedoch von diesem Thriller abgeraten werden, denn es geht ganz schön zur Sache. Kein Wunder, denn die Autorin hat sich laut eigenen Aussagen von Natascha Kampusch’s Geschichte inspirieren lassen und der Entführer geht nicht gerade zimperlich mit seiner Beute um, indem er an der wehrlosen Jule seine Gewaltfantasien auslebt.
Leider hat das Lektorat nicht gut gearbeitet, so dass an manchen Stellen ganze Wörter oder Satzzeichen fehlen. Auch die ständig wechselnden Zeiten störten mich auf Dauer etwas und so musste ich öfter zurückblättern um zu schauen, wie weit Jule und die Ermittler noch voneinander getrennt sind.

Fazit: Solides Erstlingswerk, dem es leiden am gewissen Etwas fehlt. Wirklich packen konnte die Geschichte mit den vielen Zeitsprüngen mich nicht und das Ende kommt dann doch ein wenig zu abrupt.