Rezension

Durchschnittlicher Jugendhisto-Roman

Purpurmond - Heike E. Schmidt

Purpurmond
von Heike E. Schmidt

Caitlin, genannt Cat, ist zusammen mit ihren Eltern wieder einmal umgezogen - diesmal nach Bamberg, in die Heimat ihres Vaters. Lust auf die neue Stadt und auf die neue Schule hat sie überhaupt nicht, ist Bamberg doch im Vergleich zu Berlin und Sylt, wo sie vorher gelebt hat, ein verschlafenes Nest. Auch in ihrer neuen Klasse hat sie es nicht leicht: Sina und ihr "Hofstaat" triezen Cat, wo sie nur können, auch ansonsten hat Cat - obwohl wahrlich nicht auf den Mund gefallen - keine neuen Freunde gefunden. Eines Tages lädt Sina Cat zu einer Party in den sog. "Drudenkeller" ein, ein Ort, wo im 17. Jh. als Hexen und Zauberer angeklagte Menschen eingekerkert, gefoltert und hingerichtet wurden. Sina erlaubt sich einen bösen Scherz und schließt Cat in dem Verlies ein. Durch Zufall findet sie in einer Mauernische einen sehr alten kupfernen Halsring zusammen mit einer Botschaft. Aus Neugier legt sich Cat den Halsreif um und liest die Botschaft - um sich plötzlich im Bamberg des 17. Jahrhunderts wiederzufinden. Wie sich herausstellt, liegt auf dem Halsreif ein Fluch. Cat kann ihn nicht wieder abnehmen und muss nun die Person finden, die in der Vergangenheit das Schmuckstück mit dem Fluch belegt hat. Im 17. Jh. trifft Cat auf Dorothea, eine junge kräuterkundige Frau, die sehr unter den Nachstellungen des obersten Richters von Bamberg zu leiden und regelrecht Angst vor ihm hat. Die beiden Mädchen freunden sich an, und Cat erhofft sich, von Dorothea einen Hinweis auf das verfluchte Schmuckstück zu erhalten. Denn die Zeit drängt ...
Mehr will ich von der Geschichte auch nicht verraten.
Das Buch liest sich flüssig, der Schreibstil ist locker. Da die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt wird, wechselt allerdings die Sprache: auf der einen Seite Cat mit ihrer etwas schnodderigen Art und Jugendsprache des 21. Jhds., auf der anderen Seite Dorothea mit der für moderne Ohren etwas gestelzten Wortwahl des 17. Jhds. Diesen gegensatz halte ich für sehr gelungen, auch die Tatsache, dass sehr schön dargestellt wird, wie unterschiedlich das Leben, die Stellung und auch die Gedanken der beiden Mädchen sind. Ich finde, wir können sehr glücklich und dankbar sein, in einer aufgeklärten und freíen Gesellschaft zu leben. Toll ist auch, dass das Thema der Hexenverfolgung und -verbrennung immer wieder präsent gemacht wird. Sowohl Cat als auch Dorothea schweben in Gefahr, als Hexen gebranntmarkt und auf den Scheiterhaufen zu kommen. Das ist alles sehr anschaulich und und lebendig beschrieben.
Die beiden Protagonistinnen sind sympathisch, und ich konnte mich leicht in beide hineinversetzen.
Soviel zu den positiven Aspekten. Was mir nicht so gefallen hat, ist einmal der Lauf der Geschichte. Vieles ging mir einfach zu schnell oder wurde zu simpel erzählt. Dorothea findes es z.B. nicht merkwürdig, dass ihre neue Freundin aus der Zukunft kommt, sondern akzeptiert es ganz schnell. Auch Cat selbst kommt recht schnell klar mit ihrer Situation. Manches wurde mir auch zu schnell aufgelöst, anderes dagegen war für mich unstimmig, so bspw. die Tatsache, dass Cat der Meinung ist, ihr Schickal sei mit dem Dorotheas verknüpft. Eigentlich treffen sich die beiden Mädels rein zufällig. Oder auch wie und warum der Fluch hinterher gelöst wird. Das hat sich mir logisch nicht erschlossen. In dieser Manier gibt es noch ein bis zwei Punkte.
Unpassend fand ich auch die vielen Metaphern und Vergleiche, die an vielen Stellen doch gezwungen klingen und eingefügt wurden, um die Lockerheit der Caitlin des 21. Jhds. zu veranschaulichen. Das fand ich des Öfteren doch nervig.
Was ich auch unglaubwürdig fand, war, dass oft beschrieben wurde, wie groß die Angst von Cat in manchen Situationen doch sei, wie sehr sie gezittert habe - auf der nächsten Seite macht sie dann aber wieder einen lockeren Spruch oder denkt an irgendwelche Ereignisse aus ihrem Leben. Das passte für mich überhaupt nicht, und somit konnte ich viele bedrohliche Situationen und Cats Angst nicht Ernst nehmen. Dorotheas Gefühle und Lebenssituation dagegen finde ich gelungen.
Gut, es ist ein Jugendbuch, und auch die obligatorische Liebesbeziehung durfte nicht fehlen. Diese entwickelt sich allerdings eher dezent im Hintergrund und wird nicht mit der Brechstange durchgeführt.
Das Ende der ganzen Geschichte ist mir dann allerdings auch wieder zu "augenverdrehmäßig" ...

Kurz und gut, das Buch hat mich durchschnittlich unterhalten, konnte mich nicht wirklich fesseln - vielleicht auch, weil ich einfach keine Jugendliche mehr bin. Angesichts des ernsten und eigentlich spannenden Themas (Zeitreise, Hexenverbrennung) kam in meinen Augen zu wenig Ernsthaftigkeit und Spannung rüber. Der Bösewicht ist halt böse, die Protagonisten nur zweidimensional, Liebesgeschichte inklusive, Happy End.
Daher nur 3 von 5 Sternen.