Rezension

Unterhaltsame Zeitreisegeschichte mit selbstbewusster, schlagfertiger Prota!

Purpurmond - Heike E. Schmidt

Purpurmond
von Heike E. Schmidt

Bewertet mit 4.5 Sternen

Bei ihren Zeitreisen aus dem Bamberg 2012 in das Bamberg des Jahres 1630 landet Cat mitten im Zeitalter der Hexenverfolgungen, die in aller Grausamkeit dargestellt werden. Spätestens nach den Anmerkungen wird klar, dass die Geschichte auf eine fundierte Recherche zurückgeht und so kann man ganz nebenbei auch etwas über besagte Hexenverfolgungen lernen - und über die Brutalität gegenüber unschuldig verurteilten Menschen. All das wird dem Leser sehr verständlich und authentisch vor Augen geführt.

Auch wenn der Klappentext etwas anderes vermuten lässt, steht die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund, sondern wirkt nicht selten eher nebensächlich - Spannung ist dennoch ausreichend vorhanden.

 

Womit wir dann bei Cat werden, die das Ganze aus der Ich-Perspektive erzählt. Sie ist eine starke, mit Sicherheit nicht auf den Mund gefallene Protagonistin. Cat lässt sich von absolut niemandem auch nur annähernd unterkriegen, ist schlagfertig, definitiv selbstbewusst und gibt allem und jedem Paroli, sei es die Oberzicke in der Schule im 21. oder der oberste Richter im 17. Jahrhundert.

Außerdem verfügt sie über einen wundervollen Humor, der mich immer wieder zum Grinsen gebracht hat - allein ihre ironischen Kommentare sind genial. Zwar kommt sie in der Vergangenheit ganz gut zurecht, Fettnäpfchen werden sehr zu meiner Freude vermieden und sie bemüht sich um Anpassung, allerdings stößt sie sich immer wieder an den damaligen Sitten - wie das eben so ist, als emanzipiertes Kind des aufgeklärten 21. Jahrhunderts. Für den Leser gestaltet sich das als sehr amüsant. Sie neigt dazu, Dinge in der Vergangenheit mit gegenwärtigen, populären Sachen zu vergleichen, zum Beispiel erklärt sie bei einer undenkbaren Vorstellung, dies sei wie ein Auftritt von Sido im Musikantenstadl.

Auch mit der mittelalterlichen Ausdrucksweise hadert sie, zeigt aber definitiv eine Verbesserung. Ansonsten ist die Sprache modern gehalten. Generell sind Cats Gefühle und Handlungen nachvollziehbar.

 

Der Grundaufbau - sie ist zum Beispiel neu in der Stadt - mag nicht wirklich originell sein, die Charaktere sind nicht die vielschichtigsten (wenn auch meist liebenswert, wie beispielsweise Dorothea, die zwischendurch auch ein paar Absätze aus ihrer Sicht erzählt) und generell ist die Geschichte nicht herausragend komplex, aber das Buch ist eben eines dieser lockeren Bücher für Zwischendurch, bei denen man Spaß am Lesen hat.

Es ist locker geschrieben, der Schreibstil ist flüssig und fesselnd und das ganze Buch ist einfach total unterhaltsam und hat mich für ein paar schöne Lesestunden auch definitiv unterhalten.

 

Fazit: Unterhaltsame, lockere Zeitreisegeschichte in das Zeitalter der grausamen Hexenverfolgungen mit einer selbstbewussten, modernen, schlagfertigen und sarkastischen Protagonistin