Rezension

Meine Erwartungen waren zu hoch

Purpurmond - Heike E. Schmidt

Purpurmond
von Heike E. Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen enttäuscht. Ich hatte so viele gute, fast schon euphorische Rezensionen gelesen und habe meine Erwartungen deswegen wohl etwas zu hoch aufgehängt. Das Buch ist absolut nicht schlecht und es wird von mir auch auf jeden Fall 4 Federn bekommen. Nur hatte ich nach den Rezensionen, die ich gelesen habe fast erwartet, dass es ein 5-Federn-Buch wird. Aber das schafft das Buch leider nicht, dafür fehlt dem Buch das gewisse Etwas, welches mich total fesselt.

Die Geschichte und die Idee dahinter finde ich richtig gut. Ein junges Mädchen aus der heutigen Zeit,Cat, legt einen verfluchten Halsreif um, durch den sie ins Bamberg zur Zeit der Hexenprozesse versetzt wird. Um sich selbst zu retten muss sie zunächst die Frau retten, die den Halsreif verflucht hat. Keine leichte Aufgabe, vor allem weil Cat schon mit ihrer Ausdrucksweise des 21. Jahrhunderts ein ums andere Mal aneckt und sie nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung hat. Die Idee mit dem Halsreif wurde klasse ausgearbeitet und umgesetzt.

Dorothea war mir von Anfang an sehr sympathisch, aber Cat blieb für mich irgendwie über die Hälfte des Buches unnahbar. Ich konnte zuerst einfach keine Beziehung zu ihr aufbauen. Erst als sie mit Jakob zusammenarbeitet wird sie für mich greifbar und sympathisch. Gut dargestellt war auch die Figur des Richters, Förg. Was für ein bösartiger Mann *schüttel* Die Figuren sind alle durchweg gut ausgearbeitet und man kann sie sich super vorstellen. Das hat mir auf jeden Fall gut gefallen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte in Hinblick darauf, wie Cat mit ihrer Sprache und ihren Verhaltensweisen auf die Menschen des 17. Jahrhunderts wirken muss nicht ganz bis zum Ende durchdacht ist. Sie verkneift sich zwar Ausdrücke wie “verflucht”, oder “okay”, aber  wenn sie z. B. auf S. 225 zu Jakob sagt: “He, es ist doch völlig egal, ob ich ein Mädchen bin! Immerhin müssen wir Dorothea aus dem Hexenkerker holen! Gut, du hast ein Gelübde abgelegt, aber der liebe Gott wird doch wohl mal ein Auge zudrücken, wenn es das Leben deiner Schwester rettet, oder?” und Jakob ist so gar nicht verwundert, sondern antwortet: “Ja, vielleicht…” dann wirkt das auf mich einfach nicht authentisch. Als ich das las war ich eigentlich schon so weit, dass das Buch 3 Sterne bekommen sollte. Rumgerissen auf 4 Sterne hat es die Autorin dann dadurch, dass es zum Ende hin zuerst immer spannender wurde und dann so zum dahinschmelzen schön. “Ich muss nicht wissen, wer du bist und woher du kommst. Ich werde ich auch so für immer in meinem Herzen tragen”, sagte er. (Seite 315)

Alles in allem ein Buch, welches definitiv zu fesseln weiß, aber das meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte.