Rezension

Historie, Liebe und Katastrophen

Der Klang der Lüge - Liv Winterberg

Der Klang der Lüge
von Liv Winterberg

Bewertet mit 4 Sternen

1308 in Seriol, einem abgelegenen Bergdorf in Frankreich, lebt eine Gemeinschaft von Katharern, einer christlichen Splittergruppe, die damals als Ketzer verfolgt wurden. Sie geraten ins Visier der Inquisition. Und auch wenn Seriol ein fiktives Dorf ist, beruht diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit, wie das Nachwort verrät.
In dieses Dorf verschlägt es Alissende, eine junge Frau, die als Magd einer jüdischen Familie auf der Flucht ist und dort Aufnahme findet. Schnell fühlt sie sich zu Hause in dieser Gemeinschaft von „guten Menschen“, wie die Katharer sich nennen.

Aus Sicht der einfachen Menschen erlebt man hier mit, wie eine Katastrophe über dieses Dorf hereinbricht. Das wird sehr eindringlich und nachvollziehbar geschildert. Der Schreibstil ist schön und atmosphärisch. Man kann sich das Dorf und das Leben dort sehr gut vorstellen, nur leider die Menschen nicht so richtig.

Ich habe länger darüber nachgedacht, warum mich dieses Buch, das eigentlich alles hat, was ein gutes Buch braucht, nicht so richtig packt. Und ich denke es liegt daran, dass man die Menschen kaum kennenlernt. Alissende ist die Hauptprotagonostin, aber ich weiß nicht wie sie aussieht. Sie macht eine deutliche Wandlung durch, die man aber nicht miterlebt hat, auf einen Schlag ist sie anders.
Oft kommen neue Akteure aus dem Nichts. Plötzlich hat sie Freundinnen, die man als solche hinnimmt, die einem aber nicht vorgestellt wurden. Da gibt es jede Menge Dorfbewohner, bei denen man lange rätselt, wie die denn wohl ins Bild passen. Auch über die Eigenheiten der Katharer hätte ich gerne mehr erfahren.
Das hält den Leser ein wenig auf Distanz, was schade ist, weil die Geschichte viel Stoff zum Mitleiden bieten würde.

In Summe habe ich das Buch gerne gelesen. Hier wird einfühlsam ein ungewöhnliches historisches Thema behandelt. Es ist eine gelungene Mischung aus Historie, Liebe und Katastrophen.