Rezension

Kumt Riin, Kumt Senenskiin ...

Alles Liebe oder watt? - Marie Matisek

Alles Liebe oder watt?
von Marie Matisek

Bewertet mit 4 Sternen

Die frisch geschiedene, alleinerziehende Pastorin Silke Denneler tritt eine neue Pfarrstelle im Dorf Horssum auf Sylt an. Ihr Vorsatz, den Männern abgeschworen zu haben, gerät bald ins Wanken, als sie auf den Sunnyboy und Bauunternehmer Lars Holm und den attraktiven Naturschützer Ommo Wilkes trifft. Außerdem gerät sie zwischen die Fronten in einem „Krieg“ der Dorfbewohner um ein Terrain, das die einen um Holm zu einem Fun-Park ausgebaut und die anderen um Wilkes als Naturschutzgebiet erhalten wissen wollen. Als Silke auch noch den bislang unbekannten Eigentümer dieses Grundstücks ermittelt und auf sein Familiengeheimnis stößt, ist es mit der ersehnten Ruhe vollends dahin …

 

Nach „Nacht unter Krabben“ und „Mutter bei die Fische“ handelt es sich um den dritten Küstenroman der Autorin. Wieder ist es ihr als Süddeutscher aus dem Umland von München gelungen, das Leben im hohen Norden authentisch zu schildern. Der Leser erhält wunderbare Impressionen von der Nordseeinsel Sylt und ihren Bewohnern. So erhält man interessante Informationen wie z.B., dass es neben der Touristenhochburg Westerland noch weitere kleine Dörfer gibt wie Horssum, Lichsum, Regstedt oder dass der Dialekt der Sylter das Sölring ist („Kumt Riin, Kumt Senenskiin, Kum junk of lekelk Tiren, Tö Söl‘ wü hual‘ Aural; Wü bliiv truu Sölr’ring Liren“ = Kommt Regen, kommt Sonnenschein, kommen dunkle oder glückliche Zeiten, zu Sylt immer halten wir. Wir bleiben treue Sylter Leute“ – S. 59). Die Romanfiguren sind liebevoll beschrieben und urige Originale (z.B. der Milchbauer, die Haushälterin in der Pfarrei, der Gastwirt). Die Protagonistin entspricht überhaupt nicht dem Bild einer Pastorin, wie man es sich gemeinhin macht. Sie ist keine moralische Instanz, sondern ein Mensch mit ihr eigenen Fehlern, die in so manche peinliche Situation gerät. Selbst ist sie sich ja auch bewusst, „dass sie nicht immer alle Erwartungen erfüllte, die ihre Kirche oder ihre Gemeinde an sie als evangelische Pastorin hatte. Sie war keineswegs ohne Fehl und Tadel“ (S.34). Nebenbei gibt es Einblick in die Arbeit eines Pastors wie das Vorbereiten einer Predigt.

 

Ein kurzweiliger, wohl vorrangig Frauen ansprechender Roman.