Rezension

Lilly Lindner ist der Hammer!

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin

Ich durfte das Buch vorab lesen und danke dem  Fischer Verlag für das Leseexemplar.

Herausgeber ist FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch; Auflage: 1 (19. Februar 2015) und es hat 400 berührende Seiten.

Kurzinhalt: April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.

Meine Meinung: Ich bin seit dem ersten Buch ein Fan von Lilly Lindner. Auch wenn sie mehr in der Jugendsparte schreibt, sind ihre Bücher auch für die ältere Generation geeignet.

Ich konnte das Buch nicht in einem Zug lesen, ich musste es immer wieder weglegen, denn es berührt mich sehr, wie sie schreibt. Das Buch ist in zwei große Teile abgeteilt, einmal erzählt April in ihrer Briefform ihren Kummer an ihre Schwester Phoebe und im zweiten Teil schreibt wiederrum Phoebe an ihre kleine Schwester April. Beide Schwestern erzählen in der Ichform und beziehen sich jeweils auf den vorherigen Brief von April, sodass man immer wieder weiß, um was es geht. Die Spannung und die Präsenz der beiden Schwestern, egal, welche von beiden schreibt, geht nie verloren. Man leidet richtig mit und spürt, dass die beiden etwas inniges, sehr großes verbindet, was die Eltern aber auch irgendwie versuchen zu zerstören, aber wahrscheinlich auch nur, weil sie sehr ohnmächtig sind.

Ich habe sehr viel nachgedacht bei dem Buch und ich weiß nicht, ich kann die Eltern teilweise verstehen, aber manchmal könnte ich sie auch an den Schultern packen und ihnen sagen, wie blöd sie sich verhalten. Aber ich kann auch die Ohnmacht fühlen, die sie beherrschen muss. Und ich kann auch die beiden Schwestern verstehen, die kleine April will ihre große Schwester nicht verlieren und Phoebe will eigentlich nicht an  ihrer Magersucht sterben, aber sie kann sich nicht wehren.

Auch die Aufklärung dieser Erkrankung und die Auswirkungen wird sehr deutlich gemacht.

Mein Fazit: ich kann dieses wunderbare Buch gar nicht so toll beschreiben, wie es so voller Poesie und der Realität verschmilzt. Ich kann nur ein paar Stichproben anführen. Ich werde immer wieder auf Lilly Lindner zurückgreifen, sie kann es wunderbar beschreiben, diese Verletzlichkeit, Mitgefühl, Empathie und Verlorenheit. 5 Sterne, ich würde auch 10 vergeben.

S. 274 „ Du bist ein Satzzeichen. Du setzt Zeichen. Mit denen Sätzen.“

S. 287 „ Mein Herz hat sich versteckt. Ich muss es erst wieder finden, bevor ich es wegloben kann.“

S. 386 „ Mama war so verzweifelt, dass sie ihre Stimmer verschluckt hat. Am Ende konnte sie sich nicht einmal von mir verabschieden, obwohl sie wusste, dass sie mich nie wiedersehen würde-obwohl sie wußte, dass es unser letzter gemeinsamer Augenblick war.“