Rezension

Wenn Eltern die Worte ihrer Kinder nicht hören

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.

Meine Meinung: 
April ist magersüchtig und in einer Klinik. Ihre Schwester Phoebe, 9 Jahre alt, schreibt ihr Briefe. Das Buch ist daher in Briefform geschrieben. Zusammengefasst geht es in diesem Buch um Begabung und Talent, aber besonders um Liebe und Einsamkeit. Es geht um die Eltern-Kind-Beziehung, um das Verständnis für Kinder, um das Zuhören und verstanden-werden, gehalten werden und geliebt werden. Die Thematiken, die indirekt und direkt angesprochen werden, sind unglaublich tiefgründig und ergreifend. Das macht das Buch zu etwas ganz Besonderem. 

April und Phoebe kann man wahrscheinlich als hochbegabt einstufen, weil sie schon in jungen Jahren sehr viel über die Welt wissen wollen, aber auch viel mehr verstehen, als viele andere in ihrem Alter und somit auch viel besser mit Worten umgehen können. Ich hatte diesbezüglich irgendwie eine lange Leitung, weil ich den ersten Teil des Buches erst als unrealistisch empfunden hat. Für mich war so unglaubwürdig, dass ein 9-jähriges Kind so mit Worten umgehen kann. Erst im zweiten Teil des Buches ist mir klar geworden, was Phoebe und April so besonders macht und was sie genau verbindet. Ich weiß nicht, ob ich da wirklich einfach nur eine lange Leitung hatte oder ob auch andere da etwas länger brauchen, um da hinter zu kommen. Ich glaube aber, dass ich den ersten Teil mehr genossen hätte, wenn ichs eher durchschaut hätte. Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass die Wortgewandtheit der Beiden vielleicht nicht unbedingt realistisch ist, aber die Thematik der Stille und das Nicht-Verstanden-werden ist so ergreifend, dass man eigentlich gut darüber hinwegsehen kann. Ich denke man versteht was ich sagen will, wenn man das Buch gelesen hat :D

Der zweite Teil war für mich dann aber absolut großartig. Dieses Buch bringt Emotionen in einem hervor, und zwar in verschiedenem Maße. Man ist wütend, man ist hasserfüllt, aber man ist auch tieftraurig, aber auch sehr glücklich. Dieses Buch umfasst alle Facetten von Emotionen. Man fährt in diesem Buch wirklich von einem Emotionstief zu einem Emotionshoch und wieder zurück. Auf dieses Buch muss man sich einfach einlassen und dann wird man es lieben und vorallem einige Tränen verlieren. 

Fazit: 
Ein unglaublich wortgewaltiges Buch über Begabung und Talent, über Liebe und Einsamkeit. Es geht um die Eltern-Kind-Beziehung, um das Verständnis für Kinder, um das Zuhören und verstanden-werden, gehalten werden und geliebt werden. Ich mochte den ersten Teil erst nicht so, weil ich Phoebes Worttalent unrealistisch fand. Irgendwie stand ich diesbezüglich auf einer langen Leitung und habe erst später verstanden, was eigentlich Phoebe und April so besonders macht. Wenn man das vielleicht etwas schneller durchschaut, kann man das Buch wahrscheinlich eher von Beginn an genießen. Der zweite Teil des Buches hat mich dann aber mit all den Emotionen vom Hocker gehauen. Dieses Buch muss man gelesen haben - 5 Sterne!