Rezension

Sehr skurril, für mich nicht ganz überzeugend.

Auch die Liebe hat drei Seiten - Susann Rehlein

Auch die Liebe hat drei Seiten
von Susann Rehlein

Dieses Buch lebt von seinen skurrilen und überzeichneten Persönlichkeiten, denn eine 'richtige' Story gibt es dahinter kaum. Daher ist der Punkt Inhalt eigentlich recht schnell zusammengefasst: Lisbeth wird von ihrer Tante praktisch rausgeschmissen, bekommt von der aber dazu eine große Wohnung mit 'Hallenbad' finanziert und zieht nach Kreuzberg. Dort lernt sie neue Leute kennen, vermisst Schaf Paul, welches ihr aber von Edgar nachgebracht wird und zwischen den beiden entsteht eine Art von Beziehung. Das wars. Ich finde nicht, dass inhaltlich mehr drin steckt. Und dennoch fand ich das Buch stellenweise verwirrend und ich verlor den Überblick. Das lag unter anderem auch an den vielen Charakteren, die die Seiten (und Kreuzberg) bevölkern.

Da gibt es Lisbeth, Edgar (auch Drops genannt), Schaf Paul, Mensch Paul, Karin, Babsi G-Punkt, den Typ mit dem Stirnband, die Punks, die Blonde von Edeka, Godot, Karlchen, Huhni und so weiter, und so weiter. Da soll noch einer den Überblick behalten... dabei verhalten die sich stellenweise schon fast grotesk und viele ihrer Handlungen werden überzogen dargestellt. Gerade Richtung Ende des Buches passiert einfach so viel mit unterschiedlichen Charakteren, dass ich den Überblick verlor.
Jeder hat so seine Eigenheiten: Lisbeth war mir von Anfang an aufgrund ihres Zählticks sehr sympathisch - was auch daran liegt, dass ich in meiner Teenie-Zeit tatsächlich mal den gleichen Tick hatte, ich habe auch fast alles gezählt. Ich zähle heute noch gerne. Und wenn man dann einem Charakter begegnet, dem es genauso geht, das hat was. Dennoch konnte ich mit ihrem Beziehungschaos zu Edgar nichts anfangen. Die Situationen fand ich einfach zu (und da wiederhole ich mich gerne) überzogen. Vor allen Dingen Lisbeths Reaktionen auf Edgar. Gut... Lisbeth hat Probleme im Umgang mit Menschen, aber was sie da abzog, fande stark übertrieben und auch für einen soziophoben Menschen zu abgedreht. Bei Edgar dreht sie so durch und andere Dinge akzeptiert sie wortlos - das passte nicht zusammen. Unerwartete Geschehnisse hin, unerwartete Geschehnisse her, in Lisbeths Verhalten fehlte mir stellenweise komplett der Zusammenhang.

Ich finde Romane, die sich mit der Psychologie des Menschen, mit diesen intensiven zwischenmenschlichen Erfahrungen, die auch hier stattfinden, eigentlich interessant. Dabei kann es auch gerne mal auf die Spitze getrieben werden, aber dieser Roman hat mich in der Hinsicht nicht so angesprochen. Außerdem findet man viele Klischees, die mit dieser totalen Übertreibung dargestellt werden, eigentlich sehr schade. So werden potentielle Originale zu Klischees geschrieben.

Den Schreibstil fand ich hingegen wieder sehr gelungen. Er passte zu Lisbeth, zu der gesamten Situation und zu dem hier beschriebenen Kreuzberg. Leicht und flüssig.

Fazit

Das Buch konnte mich nicht ganz überzeugen. Wie man meiner Rezension vielleicht entnehmen kann, fand ich viele Situationen und Charakterzüge vollkommen überzogen. Nichtsdestotrotz eine sehr leicht zu lesende und stellenweise amüsante Geschichte, die sicher sehr subjektiv gesehen wird und manch anderem deutlich besser gefällt als mir.