Rezension

Überleben in Berlin des Umbruchs

Winterfeldtstraße, 2. Stock - Johanna Friedrich

Winterfeldtstraße, 2. Stock
von Johanna Friedrich

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin der 20er Jahre, das war für mich das Lockmittel. Nach den Krimis von Susanne Goga und Volker Kutscher dieses Mal ein historischer Roman, der jedoch schon spannend beginnt. Charlottes Mann, freiberuflicher Fotograf, wird tot aus dem Landwehrkanal geborgen. Zur damaligen Zeit der Inflation keine Seltenheit, doch Charlotte ist schwanger und Albert hat sich so auf sein Kind gefreut, dass es ein Unfall oder schlimmeres gewesen sein muss.

Charlotte steht vor der Frage, wie sie ihre Existenz sichern kann. Ihr Bruder Gustav ist eher ein Kleinkrimineller als große Unterstützung, doch er bringt sie auf die Idee, ihre Wohnung unterzuvermieten. So ziehen nicht nur Gustav und sein Kumpel, der Lange, ein, sondern auch die Bardame Claire und Theo von Baumberg, der etwas zu verbergen hat, aber immerhin pünktlich die Miete zahlt.

Die Autorin schafft es, die Zeit der goldenen Zwanziger lebendig werden zu lassen, wobei hier eher die Sorgen und die Unruhen im Vordergrund stehen, denn Deutschland ist im Umbruch, die Weimarer Republik am Schwanken, die Nationalsozialisten und Kommunisten am Kämpfen. und mittendrin Charlotte, die eine Tochter zur Welt bringt und mehr als überleben will. Ein interessantes Porträt der Zeit.

Ein fesselnder Roman, der zwischendurch für mich ein wenig Längen hatte, mich jedoch am Ende zufrieden zurück ließ. Von mir 8 Punkte