Rezension

Wundervoll melancholische Dystopie

Das Licht der letzten Tage - Emily St. John Mandel

Das Licht der letzten Tage
von Emily St. John Mandel

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Nacht im verschneiten Toronto, als sich die Nachrichten über erste Fälle einer hochansteckenden Grippe zu mehren beginnen. Innerhalb kürzester Zeit gibt es erschreckend viele Todesfälle. Die Krankenhäuser sind schnell überlastet. Nach und nach brechen das Handynetz, die Stromversorgung und der Flugverkehr zusammen. Und dann herrscht Stille. Nur wenige Menschen haben die Katastrophe überlebt und versuchen jetzt, sich in dieser neuen, leeren Welt einzurichten und zu überleben.

Abwechselnd erzählt St. John Mandel von der Zeit vor und nach der Katastrophe. Ein gelungenes verbindendes Element ist hier der Schauspieler Arthur Leander. Denn alle Hauptfiguren standen in irgendeiner Beziehung zu ihm.

Auch wenn es erst mal so klingen mag: Hier darf man keinen rasanten Katastrophenroman erwarten. Stattdessen erzählt St. John Mandel sehr einfühlsam über Verlorenes, beschreibt Beziehungen und lässt uns an den Sorgen und Gedanken ihrer Figuren teilhaben. Aber auch für Spannung ist gesorgt. Besonders das Zusammentreffen der Spielmannstruppe "Symphonie" mit dem ominösen Propheten und die anschließenden Ereignisse haben mich stark mitgezogen.

Das in Zusammenhang mit dem erstaunlich positiven Ton des Romans hat für mich ein besonderes Leseerlebnis ergeben. So viel Sehnsucht und so viel Hoffnung stecken in diesem dystopischen Szenario. Vage Erinnerungen an leuchtende Computerbildschirme, Details wie das bunt schillernde Gefieder einer Stadttaube, die Faszination leerstehender Häuser und verfallener Städte.

Dieser Roman hat mich mit seinem melancholischen Touch, seinen sympathischen wie lebendigen Figuren und dem atmosphärischen Setting positiv überrascht. Ich habe ihn unheimlich gerne gelesen und kann nur eine große Leseempfehlung aussprechen!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 22. Februar 2022 um 23:51

Ach, wie schön. Erstens dass die Challenge lebt und zweitens, dass man dadurch wunderbare Leseerlebnisse geschenkt bekommt. Eine feine Rezension! Nur schade, dass man nicht alle wunderschönen Bücher auf Erden lesen kann.