Leserunde

Leserunde zu "Hund 51" (Laurent Gaudé)

Hund 51 -

Hund 51
von Laurent Gaudé

Bewerbungsphase: Bis zum 03.08.

Beginn der Leserunde: 15.08. (Ende: 05.09.)

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des dtv Verlags – 20 Freiexemplare von "Hund 51" (Laurent Gaudé) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Ein Roman wie das Echo unserer beunruhigenden Gegenwart

In der Megastadt der Zukunft heuert Zem Sparak als Hilfspolizist an, arbeitet als „Hund“ im sauren Regen von Zone 3. Seine Heimat Griechenland gibt es schon lange nicht mehr: BeiGoldTex, einem Konzern, der bankrotte Länder unterjocht, herrschen Zynismus und Gewalt. Eines Morgens reißt eine über die gesamte Länge des Rückgrats aufgeschnittene Leiche Zem aus seiner Gleichgültigkeit. Irgendwo, das weiß er, gibt es noch eine Wahrheit. Zusammen mit Salia Malberg, einer Kommissarin aus Zone 2, begibt er sich auf eine Suche, die ihn auch in seine Vergangenheit führt. In schnellem Rhythmus, in poetischen Bildern stellt Laurent Gaudé unsere drängendsten Fragen: Wie wollen wir in Zukunft leben? Und was erwartet uns?

ÜBER DEN AUTOR:

Laurent Gaudé, 1972 in Paris geboren, ist als Schriftsteller und Theaterautor fester Bestandteil des literarischen Frankreichs. Für ›Die Sonne der Scorta‹ wurde er 2004 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Seine Romane führen regelmäßig die französischen Bestsellerlisten an, sein Werk wird in alle Weltsprachen übersetzt.. 
Laurent Gaudé, 1972 in Paris geboren, ist als Schriftsteller und Theaterautor fester Bestandteil des literarischen Frankreichs. Für ›Die Sonne der Scorta‹ wurde er 2004 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Seine Romane führen regelmäßig die französischen Bestsellerlisten an, sein Werk wird in alle Weltsprachen übersetzt.. 
Christian Kolb, 1970 geboren, übersetzte u.a. David Foenkinos, Jérôme Colin, Nicolas Fargues und Monica Sabolo. Er lebt in Berlin.

05.09.2023

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
GAIA kommentierte am 18. August 2023 um 19:17

Ich muss zugeben, dass sich dieser Krimi zum Ende hin recht fluffig runterlesen lässt. Allerdings habe ich zunehmend gemerkt, dass ich Polit-Spielchen nicht häufig lese oder im TV schaue etc. Daher bin ich ehrlich gesagt ab einem Punkt nicht mehr so richtig mitgekommen, was hier eigentlich von wem gespielt und eingefedelt wird. Das war mit den beiden Kontrahenten usw. schon recht unübsichtlich. Vor allem frage ich mich, warum Skyros dann doch noch sterben sollte, bzw. dies von Barsok so eingefädelt wurde, dass Zem Skyros aus Rache töten wollte. Denn: Skyros hatte doch zuvor schon auf das Aufnahmegerät mit Direktverbindung in Kanakas Büro ein Geständnis abgelegt. Dann kommt doch so oder so die Wahrheit ans Licht, egal, ob er lebt oder tot ist.

Das "menschliche" Ende, also nicht das politisch-krimihafte, des Romans kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Dass Zem sich umbringt, geschenkt. Aber warum holt er vorher noch Seila aus der Neurologie und lässt sie dann allein in seiner Wohnung zurück? Sie kann sich ja eindeutig noch nicht wirklich verständlich machen und ist quasi verloren allein dort. Und das als im Krankenstand befindliche Polizistin aus Zone 2, untergebracht in einer fremden Wohnung in Zone 3. Da wird es doch genügend Leute aus dem zwielichtigen Milieu geben, die ihr etwas antun möchten, oder? Also was hat sich Zem denn dabei gedacht, bitteschön?

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
solveig kommentierte am 23. August 2023 um 09:48

"Aber warum holt er vorher noch Seila aus der Neurologie und lässt sie dann allein in seiner Wohnung zurück?"

Es wird geschrieben, dass sie auf dem Weg der Besserung sei. Und wem soll Zem in dieser Welt noch trauen? Den Ärzten? Kanaka? Nach Zems Tod wäre Salia womöglich auch einfach "verschwunden". So hat sie wenigstens eine kleine Chance.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
GAIA kommentierte am 23. August 2023 um 20:18

Ich hatte es so verstanden, dass sie die kontinuierliche Behandlung braucht, um Fortschritte machen zu können. Dann würde sie zuhause bei Zem ohne verbale Kommunikationsmöglichkeit zurück bleiben.

Dass Zem den Ärzten nicht mehr traut, kann ich mir auch vorstellen. Nur hätte er Salia dann bei irgendwem lassen sollen. Dem Bar-Betreiber oder so...

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
solveig kommentierte am 24. August 2023 um 08:58

Es wird nicht deutlich, wieviel Zeit seit ihrer Einlieferung bis zum Abholen vergangen ist. Natürlich kannst du recht haben, dass Salia vielleicht noch nicht allein zurechtkommt. Aber wäre sie im Krankenhaus sicher? Ich habe nicht den Eindruck, dass Zem überhaupt noch irgendwem vertraut.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 21:17

Das Misstrauen, das Zem empfindet, könnte ja auch Salia empfinden. Es fällt ihr zwar schwer zu kommunizieren, aber sie kann es. Wir hier schon gesagt wurde: Wir wissen ja nicht, wie viel Zeit vergangenen ist (genug, dass Zem zu dem Schluss kommt, sie könne wieder arbeiten) und wie oft sich beide gesehen und "ausgetauscht" haben. Wahrscheinlich fühlt sie sich in ihrer Abteilung nicht mehr sicher - oder zumindest weiß Zem, dass auch dort Gefahr droht. In Zone 3 kann Salia möglicherweise einigermaßen neu anfangen.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lektorat folgerte am 26. August 2023 um 20:11

Ja, aber nur, wenn er sich auch ohne Ihre "Abholung" umgebracht hätte.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
solveig kommentierte am 23. August 2023 um 09:52

" ... warum Skyros dann doch noch sterben sollte, bzw. dies von Barsok so eingefädelt wurde, dass Zem Skyros aus Rache töten wollte. Denn: Skyros hatte doch zuvor schon auf das Aufnahmegerät mit Direktverbindung in Kanakas Büro ein Geständnis abgelegt."

Das stimmt natürlich. Aber ein toter Skyros kann nicht mehr für Zanaka arbeiten und Barsok nicht weiter gefährlich werden. So hat Barsok schließlich Zem die Drecksarbeit machen lassen. Die Politführer arbeiten mehr mit Köpfchen und psychologischen Druckmitteln und lassen andere ihre "Ideen" ausführen.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
PeWie kommentierte am 22. August 2023 um 08:30

Am Ende war es ein Politkrimi in einer ferneren Zukunft mit vielen Anspielungen auf die Gegenwart. Der Krimi war nicht so schlecht, das Ende zwar etwas unausgegoren,allzu viele menschliche Fehlentscheidungen. Die Distopie war allerdings nicht neu. Klassengesellschaft, wenige ganz oben, ganz unten die breite Masse, die mit Brot und Spiele bei Laune gehalten wird. Ich versuche es immer wieder mit einer Distopie aber richtig wohl fühle ich mich mit dieser Art Lesestoff nicht.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
solveig kommentierte am 23. August 2023 um 09:41

"richtig wohl fühle ich mich mit dieser Art Lesestoff nicht."

Das will Gaudé mit seiner Dystopie wohl auch nicht bezwecken ...

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 21:25

Findest du das Ende unausgegoren, weil es zu viele menschliche Fehlentscheidungen gibt?

Natürlich ist das Leseerlebnis immer ein subjektives, aber ich fand das Ende eigentlich ziemlich schlüssig: Jeder versucht am Ende einfach nur selbst möglichst gut wegzukommen.
Dass Zem das große Ganze aus dem Blick verliert, weil Emotionen, vor allem so starke wie Schuld und Hass (oder bei den anderen Gier, Ehrgeiz, Rache...), hinzukommen, dann ist das unbefriedigend,aber nur allzu menschlich. Und eben das, was auch Dystopien ausmachen. Sie kippen nicht in die Utopie, es gibt kein Happy End. Du musst dich dem System ergeben oder sterben. Und ja, das ist schwer auszuhalten. ;D

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
solveig kommentierte am 23. August 2023 um 10:15

Der Roman hat kein versöhnliches Ende, sondern zeigt in aller Deutlichkeit die Schwächen und Boshaftigkeit von Menschen. Er zeigt ein Gesellschaftssystem, in dem jeder einzelne ohnmächtig ist und nur eine große Menge Gleichgesinnter etwas bewirken könnte (wie Mafram erkennt). Doch die meisten Menschen machen mit, aus Ehrgeiz, Geldgier oder Angst. Ein wirksames Mittel, Menschen gefügig bzw. ruhig zu stellen, bietet auch Okios mit seinen süchtig machenden Pillen und Filmen.

Gaudé knüpft an unser tägliches Leben an und führt unsere Wirklichkeit weiter in eine künftige Dystopie. Er schreibt gewissermaßen eine Mahnung, nicht zum Spielball von Interessen machtbesessener Politiker zu werden und wachsam zu sein: vor all den Lügen und Versprechen, die wir täglich hören; bei Begriffen wie Wirtschaftswachstum und Konkurrenzfähigkeit, die mehr wiegen als Menschlichkeit; beim Umgang mit Flüchtlingen; bei globalen "Investitionen" ...

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Cranders kommentierte am 01. September 2023 um 09:36

Gaudé knüpft an unser tägliches Leben an und führt unsere Wirklichkeit weiter in eine künftige Dystopie. Er schreibt gewissermaßen eine Mahnung, nicht zum Spielball von Interessen machtbesessener Politiker zu werden und wachsam zu sein: vor all den Lügen und Versprechen, die wir täglich hören; bei Begriffen wie Wirtschaftswachstum und Konkurrenzfähigkeit, die mehr wiegen als Menschlichkeit; beim Umgang mit Flüchtlingen; bei globalen "Investitionen" ...

Schön geschrieben, genau als das habe ich das Buch auch gesehen und empfunden. Unangenehm und man muss sich mit Zukunftsfragen auseinandersetzen.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 21:29

Kann ich so auch nur unterschreiben. Ergänzend vielleicht noch, dass es nicht nur um machtgierige Politiker geht, die einzig ihre persönlichen Interessen im Sinn haben. Es ist auch eine Warnung vor der Einflussnahme von milliardenschweren Unternehmen, die immer mehr politischen Einfluss nehmen.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
solveig kommentierte am 05. September 2023 um 22:33

Ja, natürlich auch das eine oder andere Unternehmen, das Monopolstellung und große Macht ausübt (auch darüber gibt es gute Romane).

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Krani kommentierte am 27. August 2023 um 16:37

Für mich wurde es etwas undurchsichtig. Panotis hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Als er Salia gefangen hielt, musste ich erst suchen, wer er nochmal war. Gefunden habe ich nur eine Stelle, an der er anscheinend eine Art höherer Schurke im Slum ist und auf polizeiliche Nachfragen keine Auskunft gibt.

Aber danach klärt sich alles recht schnell auf. Politische Intrigen wegen der anstehenden Wahlen. Schwer zu verstehen finde ich, dass die Wahlen überhaupt so wichtig sind in dieser Welt. Und was soll die ganze Polizeiarbeit? Alles nur Schein?

Das persönliche Ende von Zem ist furchtbar. Der griechische Held des Romans ist auf der ganzen Linie gescheitert und selbst zum Mörder geworden. Dass er sich umbringt, finde ich nicht ganz so klar, wie es hier schon geheißen hat. Es gibt doch durchaus positive Momente zum Schluss, zumal Salia zu gesunden beginnt. Oder ist dieses Rauschmittel, das er nimmt, um wieder nach Athen zu kommen, in hoher Dosis tödlich? Und wieso hat er keine düsteren Visionen von Athen, so wie er sie vorher hatte?

 

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
GAIA kommentierte am 29. August 2023 um 14:28

Oder ist dieses Rauschmittel, das er nimmt, um wieder nach Athen zu kommen, in hoher Dosis tödlich?

So hatte ich es verstanden. Er nimmt ja auch nicht nur 1 oder 2 sondern gleich 10. Das sollte final sein.

Und wieso hat er keine düsteren Visionen von Athen, so wie er sie vorher hatte?

Er hat ja zuvor explizit alles, aber auch alles Salia auf dem Balkon erzählt. Jetzt, wo er allen Balast einmal laut ausgesprochen hat und weiß, dass dieses Wissen bei einer Person liegt, hat er sich um übertragenen Sinne gereinigt und kann nun wieder "unverschmutzt", "klar", "sauber" diesen VR-Film über Athen sehen. Seine belastenden, albtraumhaften Gedanken sind quasi aus ihm raus.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lektorat bemerkte am 01. September 2023 um 16:58

"Seine belastenden, albtraumhaften Gedanken sind quasi aus ihm raus."

Also ich habe das Prinzip der "Beichte" nie so ganz verstanden. Gibt es wirklich Menschen, die, nachdem Sie ihre kleinen oder großen "Untaten" eine(r)m Dritten erzählt haben (ggf. mit drei "Vater unser" Strafe), ohne Gewissensbisse oder einem schlechten Gewissen weiter machen? Ich kann dies persönlich nicht nachvollziehen. Insbesondere der Verrat seiner Freunde, der zu deren Tod führte, müßte ihn auch weiter zutiefst belasten.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 21:41

Ich habe keine Ahnung, was das Beichten mit Menschen macht, aber ich glaube in diesem Fall sind die Geheimnisse und Lügen das Problem. Zem hat selbst seinen Namen abgelegt und damit alles in sich "vergraben", wer er mal war, was er getan hat, um seine Schuld zu vertuschen. Und vor allem wahrscheinlich,um sie nicht zu fühlen. Das Aussprechen lässt die Dinge in die Welt, macht sie wahr, nicht mehr leugbar. Aber seine Taten und Erlebnisse einzugestehen, gibt ihm die Möglichkeit zu sagen: "Ich bin Schuld, aber ich leide auch." Das macht Zem gleichzeitig frei, damit abzuschließen und sich auch zu vergeben, denke ich.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
frenx kommentierte am 16. September 2023 um 16:41

Und was soll die ganze Polizeiarbeit? Alles nur Schein?

Naja, es ist ja ein "Unternehmensstaat",der auch irgendwie funktionieren muss. Eine grundlegende Ordnung muss da erhalten sein, damit alles funktioniert. Zumindest in Zone 2. 

Allerdings bin ich nicht durchgestiegen, wie die Polizei organisiert ist. Vor allem, wie die Zuteilung zu Fällen funktioniert bzw. wie sie zukünftig funktionieren soll.Auch was ein "Hund" im Polizeidienst nun genau sein soll, hat sich mir nur ansatzweise erschlossen. 

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
julemaus94 kommentierte am 30. August 2023 um 14:36

Ich weiß nicht so ganz, was ich von dem Buch bzw Ende halten soll. Letztlich habe ich dann doch mit Zem und Salia mitgefiebert bzw mitgelitten, insofern konnte mich das Buch dann doch erreichen.

Ob ich mit der Auflösung zufrieden bin? Eine politische Intrige um die Wahlen zu gewinnen scheint mir dann doch irgendwie zu kurz gegriffen oder banal. Es wäre irgendwie cooler gewesen, wenn es doch um die Implantate gegangen wäre.

So merkt man nur, dass es vollkommen egal ist wie sehr sich die Menschheit technisch weiterentwickelt, psychologisch und emotional scheint sie irgendwann still zu stehen.

Zems Überdosis, nachdem er kurz vorher noch Salia zu sich geholt hat, war für mich auch nicht ganz verständlich. Dass er dem System nicht mehr vertraut- geschenkt. Aber sie scheint ja wirklich noch nicht wieder selbstständig zu sein. Hätte er sich nicht wenigstens so lange zusammenreißen und sich um sie kümmern können?

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Cranders kommentierte am 01. September 2023 um 09:38

Hätte er sich nicht wenigstens so lange zusammenreißen und sich um sie kümmern können?

Ich glaube, dafür hatte Zem keine Kraft mehr. Der Mann war so durch, wie man durch sein konnte. Er kam ja nicht mal mit sich selbst zurecht, wie sollte er sich da um Salia kümmern können?

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
frenx kommentierte am 16. September 2023 um 16:46

Er konnte sich von den Sehnsüchten und Wunschbildern zu seiner Freundin in Griechenland lösen, aber er spürt, dass er zu einer neuen Beziehung (mit Salia) nicht bereit ist. Wobei sein Tod dann auch eine Flucht aus der Realität ist, ein Eingeständnis, dass das Leben ihn überfordert. So lese ich das. 

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 21:47

Ich finde den Gedanken eigentlich ganz schön zu glauben, dass Salia stark genug ist, es allein zu schaffen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sie (die meiste Zeit) wieder klar, hat nur noch nicht wieder die Kontrolle über ihr Sprachzentrum zurück. Wieso braucht sie da Zem, um ihr zu helfen? Sie hat sich ihr ganzes Leben schon allein durchgeschlagen. Sie ist eine starke Frau!

Und ich denke, du hast recht, was das Ende a geht - und finde es persönlich auch sehr schlüssig: Wir können noch so sehr nach Fortschritt und/oder Wiedergutmachung streben, was wirklich zählt ist die Menschlichkeit, und die bleibt leider bei aller Heuchelei am Ende doch auf der Strecke oder wird dem eigenen Streben geopfert.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Cranders kommentierte am 01. September 2023 um 09:44

Ich bin noch dabei den Roman sacken zu lassen. Ich brauche auf jeden Fall noch etwas für meine Rezension, aber der 3. Abschnitt hat mir von allen am besten gefallen. Er las sich flüssiger und war in meinen Augen sehr authentisch. Der Zerfall von Zem war für mich keine Überraschung, ich konnte mir für ihn auch kein anderes Ende als dieses vorstellen.

Es ist gut, dass es Salia besser geht, so ist ein wenig Hoffnung da.

Das Politspiel hatte sich angedeutig und da geht es schmutzig zu. Finde ich auch sehr überzeugend. Überhaupt hat mich der 3. Abschnitt versöhnlich mit dem Buch gestimmt, denn im 2. Teil hatte mich das Buch etwas verloren. Besonders schön fand ich auch das Kapitel um Delphi, als der alte Mann mit Zem spricht.

Insgesamt bin ich mit dem Roman sehr zufrieden, er hält, was er verspricht. Er ist Dystopie und Krimi in einem. Unagenehm zu lesen, aber dennoch gut.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 21:49

Ich kann dir nur zustimmen, sowohl was Abschnitt 2 und 3, als auch was das Ende (Zems und das des Romans) betrifft.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lektorat kommentierte am 01. September 2023 um 17:02

Also, der Teil III hat mich recht unzufrieden gemacht. Hier wird scheinbar schnell nach einer halbwegs plausiblen Beendigung des Buches gesucht. Spuren wird nachgegangen, insbesondere von Salia ohne Zem einzubinden. Sie hat vermutlich wenig Krimis gelesen, sonst wüßte sie, dass dies i. d. R. schief geht. Sie wird natürlich verfolgt, entführt und gefoltert. Warum gefoltert, ist mir unklar. Will man herausfinden, was sie alles weiß. Oder wer vielleicht noch etwas weiß? Oder weil man Spaß an der Folter hat? Wenn man nur ihr "neues" Wissen hätte löschen wollen, hätte auch ein sauberer Kopfschuß genügt.

Mal wird dem einen "Politiker" respektive "Wirtschaftsboss" vertraut, dann dem anderen, so wird Zem zum Spielball der Interessen und kann letztlich nichts so aufklären, dass er die wirklichen Drahtzieher ihrer Strafe zuführt. So bleibt ein wenig Rache und jede Menge Ungereimtes. Auch seine Ex-Freundin wird ungefragt "aufgerufen", nur mit dem Ergebnis, dass er sie eben nicht sucht und sich damit abfindet, dass sie ihn, als erste Firmenpolizei-Spitzelerin, in das ganze Hunde-Schlamassel 'rein geritten hat (wenn denn die ihm zugespielten Informationen überhaupt stimmen). Dafür wurde auch noch vorher seine kleine "Verräterstory" eingebaut, damit man letztere besser einstreuen kann. Mir hätte es genügt, wenn er sich in der unvermeindlichen Griechenlandsituation freiwillig als eine Art Söldner (Hund) gemeldet hätte.

Nun ja, ist seine neue "Liebe" vielleicht doch Salia, denn er holt sie ja treusorgend zu sich, vermutlich aus Angst durch seinem letzten Mord könnte die Behandlungsabmachung hinfällig werden (aber auch das bleibt reine Spekulation). Und nachdem Salia ihm noch die Möglichkeit gab, alles loszuwerden "Gib, was dir auf der Seele liegt", haut er ab, zieht sich so viele Pillen 'rein, dass er d'rauf geht oder zumindest einen kompletten Hirnschaden bekommt, wie wir aus frühen Nebenwirkungsbeschreibungen der Droge wissen. Lassen wir also Salia einfach in der Wohnung, obwohl sie immer noch nicht ganz klar ist und vermutlich bereits die erste telefonische Pizzabestellung zum Scheitern verurteilt ist und wir wissen ja, dass Zems Kühlschrank - abgesehen von Milchlieferungen - nichts zu bieten hat.

Und ganz ehrlich, dieses permanente "Oh, wie schön war Griechenland!" bis zum letzten Kapitel, war für mich schwer zu ertragen. Erinnert mich an die Schlusszeilen "Da man hier, wofür man liebt / Unzögerlich sein Leben gibt" im Lied Mütterchen Russland von Nachtmahr.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Kakadu kommentierte am 04. September 2023 um 09:53

Politik und Macht, Krimi mit Bezug auf das Heute. Ob wer so oder so agieren sollte, ist nicht voraussehbar. Wie gesagt, fühle mich gut unterhalten.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lelu kommentierte am 04. September 2023 um 23:26

Ich mag Abschnitt 3 eigentlich, er bringt den Roman zu einem schlüssigen Ende. Gaudé erfindet das Rad mit seinem dystopischen Roman bei Weitem nicht neu, im Gegenteil, man findet viele klassische Elemente wieder: ein Verbrechen, ein System, das nur für das System, nicht für die Menschen arbeitet (im Gegenteil), selbst Zems Tod. Aber genau das hat mich nach Abschnitt 2, der für mich aus zu vielen Einzelepisoden bestand und in dem der Autor zu bemüht war, zu zeigen, wie "neu" seine Zukunft ist, ziemlich versöhnt. So als würde der Roman zu seinen Wurzeln zurückfinden. Und von dort aus verbindet Gaudé diese Elemente mit aktuellen (Zukunfts-)Ängsten. Und das ziemlich realitätsnah. Für mich passt Abschnitt 3 einfach: dass Zem und Salia das Verbrechen eben nicht aufklären können, weil das System das nicht zulässt, dass es sie beide zerstört, weil sie an einer Vorstellung von Gerechtigkeit festhalten, die es nicht mehr gibt und weil sie (in erster Linie Zem) auch erkennen müssen, dass sie ihre Schuld an dem System mittragen.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Cranders kommentierte am 05. September 2023 um 08:49

Sehr schön zusammengefasst, so habe ich den Roman auch empfunden im 3. Abschnitt.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Buchstabensucht kommentierte am 05. September 2023 um 12:00

Da kann man eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, wirklich sehr gut beschrieben. 

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Buchstabensucht kommentierte am 05. September 2023 um 12:03

Es bleibt düster und hoffnungslos bis zum Ende. War bei einer Dystopie ja aber zu erwarten. Ich wünschte mir aber wirklich, er hätte Salia nicht einfach so in seiner Wohnung zurückgelassen mit den vermodernden Milchflaschen. 

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
Lenna kommentierte am 07. September 2023 um 19:21

Ich weiß erhlich gesagt nicht, was ich mit dem Ende des Buches anfangen soll..
Ja der Mord ist irgendwie gelöst und ja Salia ist auf dem Weg der Besserung. Aber was soll das bitte mit Sparak? Und was ist das für eine kaputte Welt? So richtig warm geworden bin ich bis zum Schluss mit dieser Geschichte leider nicht.

Thema: Lektüre Teil lll; Seite 209 bis Ende
frenx kommentierte am 16. September 2023 um 16:33

Das Ende des Buches hat mich zugegebenermaßen sehr überrascht - damit hatte ich nicht gerechnet. Die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit von Zem, in dem noch immer ein Rebell ist. Die Abgründe der Macht und die Rache waren sehr zugespitzt - unrealistisch aber nicht unbedingt, vor allem nicht im dystopischen Kontext. 

Endlich wurde nun auch das Bildd es Hundes richtig aufgegriffen, also intensiver, länger. Während ich den Hund anfangs nur als Bild für den "Schnüffler" sah, kommt nun also noch die "hündische Treue" zur Sprache. 

Zum Schluss hin hat mich das Buch wieder etwas mehr gefesselt.