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Spiel 3

Ferienspiele im Büchercamp (Spiel 3)

In diesem Sommer möchten wir gemeinsam mit euch spielen, rätseln, kreativ werden – und natürlich wird sich alles um unser liebstes Hobby, das Lesen, drehen.

→ Die bereits abgeschlossenen Spiele unseres Büchercamps findet ihr hier. 

In Woche drei möchten wir uns am Lagerfeuer Geschichten erzählen. Damit uns in den Abendstunden nicht die Ideen ausgehen, lassen wir uns im Vorfeld von unserem campeigenen Leiterspiel inspirieren.

Darum geht’s: 

Jeder der mag, erzählt seinen Mitcampern eine literarische Geschichte und postet diese als Kommentar unter diesem Beitrag. Damit besonders skurrile, spannende und lustige Storys entstehen, möchten wir euch verschiedene Gegenstände und Symbole vorgeben, die in eurer Geschichte vorkommen sollen. Welche das genau sind, lässt sich für jeden Spieler individuell im WLD-Leiterspiel ermitteln.  

Die Vorbereitung:

Druckt das Spielfeld (ihr findet es im Anhang als Bilddatei zum Herunterladen) auf einem DIN A4-Blatt aus, stellt eine beliebige Spielfigur (Münze, Knopf etc.) auf das Startfeld und legt einen handelsüblichen Würfel bereit. Alternativ könnt ihr das Bild auch auf dem Computerbildschirm aufrufen und euch euren Spielstand jeweils merken.

Mit einem ersten Wurf bestimmt ihr zunächst das Genre oder die Gattung eurer Geschichte. Zur Auswahl stehen:

1. Fantasy oder Science Fiction
2. Historische Erzählung
3. Lovestory
4. Drama / Theaterstück
5. Krimi / Thriller
6. Kindergeschichte oder Märchen

Beispiel: Ihr würfelt eine 6. Das bedeutet, ihr werdet euren Mitcampern ein Märchen erzählen.

Das Spielfeld:

 

Der Spielverlauf:

Jeder spielt für sich alleine. Die Augen auf dem Würfel bestimmen jeweils wie viele Felder ihr weiterziehen dürft. Auf jedem Feld befindet sich eine Grafik oder ein Begriff, der frei assoziiert vorgibt, wie eure Geschichte beginnt, sich entwickelt und schließlich endet.

Dabei könnt ihr entscheiden, wie ihr die jeweiligen Bilder deutet. Ob als abstrakte Symbolik oder als konkrete Begriffe / Ereignisse / Personen / Gegenstände, die in eurer Story vorkommen – alles ist erlaubt. Es bleibt ebenfalls euch überlassen, ob ihr euch kurz haltet oder zu jeder Grafik längere Szenen aufs Papier bringt, ob das gezeigte Symbol im Fokus steht oder nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Beispiel: Euer erster Würfelwurf im Spiel ergibt eine 3 und ihr zieht mit eurer Spielfigur bis auf das Kästchen mit dem Wecker vor. Nun wäre es möglich, dass eure Geschichte früh morgens mit dem Aufwachen eurer Protagonistin beginnt. Schreibt mindestens einen Satz zum ersten Symbol auf („Es war einmal eine Prinzessin, die nach einem langen und tiefen Schlaf erwachte ...“).

Ihr würfelt nun erneut, erzielt beispielsweise eine 2 und rückt folgerichtig bis auf das Feld mit dem Baum vor. Schreibt nun den nächsten Teil eurer Geschichte. Es gibt dabei nun wieder mehrere Möglichkeiten wie ihr das Baum-Symbol für euren Fortgang nutzen könnt. Eurer Fantasie und Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt.

Beispiel: Entweder steht der Baum als Symbolik für eine Erkenntnis, für lebensspendende Kraft, für das Wachsen einer Idee oder der Baum ist einfach ein Baum, der vor dem Schloss der Prinzessin steht. Der Baum kann ebenfalls der Nachname einer Person sein oder auf das Familienwappen der Königsfamilie hinweisen. 

Besondere Felder:

Die Leitern: Kommt ihr auf ein Kästchen mit einer Leiter müsst ihr diese entweder hinauf oder herunterklettern; ihr nehmt also entweder eine Abkürzung nach oben oder einen Abstieg nach unten vor. Sowohl die Grafik am Anfang als auch die Grafik am Ende der Leiter nehmen Einzug in euer literarisches Geschehen.

Die grauen Ereignisfelder: Kommt ihr auf ein graues Feld, gilt es, den dort aufgeführten Drehpunkt / Schlüsselmoment in eure Geschichte zu integereren.

Ziel:

Ziel des Spieles ist es, in die obere rechte Spielfeldecke zu gelangen und damit am Ende eurer Geschichte anzukommen. 

Sonstiges:

Ihr könnt das Spiel jederzeit unterbrechen und an einem anderen Tag der Woche fortführen, wenn das Schreiben euren Zeitrahmen sprengt. Sobald ihr eure Prosaminiatur / Erzählung fertig geschrieben habt (bitte nur abgeschlossene Geschichten veröffentlichen), postet ihr sie als Kommentar unter diesen Beitrag. Mehrere Spielabläufe, also Mehrfachbeiträge sind wie immer willkommen. Ebenfalls seid ihr herzlich dazu eingeladen, das Spiel mit Freunden oder der Familie auszuprobieren – hier wird dann die mündliche Gruppen-Variante gespielt und ihr könnt euch nacheinander und ganz spontan Geschichten erzählen. Auch eine Speedvariante wäre möglich, bei der beim Weitererzählen nicht gezögert werden darf. 

Um an dem angeschlossenen Wochen-Gewinnspiel teilzunehmen, ist es notwendig, dass ihr mindestens eine Story nach der Anleitung des Leiterspiels als Kommentar postet. Eine zweite Aufgabe wird es in dieser Woche aufgrund des zeitintensiven Lösungswegs nicht geben.  

Wir wünschen euch ganz viel Spaß und sind gespannt auf eure Interpretationen!

Kommentare

Seiten

Diana Pegasus kommentierte am 21. Juli 2019 um 12:02

Ich hab dann jetzt auch endlich mal gewürfelt und dabei kommt raus, dass ich eine Liebesgeschichte schreiben soll.

 

Ich hatte gemütich auf seinem falschen BÄRenfell vor dem Kamin geschlafen, als der WECKER so einen Lärm machte, dass sich der Arm über meinen Bauch langsam bewegte.

Toni hatte mich in der Bar mit dem furchtbar blöden Namen "KampfHAHN" angesprochen. Ich fand ihn sofort sympathisch, wir tranken einen Coctail zusammen, unterhielten uns und als er mich später am Abend ungefragt leidenschaftlich küsste, konnte ich nicht anders, als in seinen Armen dahin zu schmelzen. Der AHA-MOMENT kam wenige Augenblicke später, denn Toni, damals hatte er sich noch Antonio genannt, war vor vielen Jahren in meiner Klasse gewesen. Ich war schon damals in ihn verschossen, auf unserer Abschlussparty hatten wir uns leidenschaftlich geküsst und dieser Kuss, erinnerte mich sofort an ihn. Er hatte sich verändert, das Alter stand ihm gut, war noch knackiger und gutaussehender, seine früher aschblonden Haare waren nachgedunkelt und sein Drei-Tage-Bart und die Brille bewirkten, dass er ganz verändert aussah.

Wir verbrachten einen wundervollen Abend zusammen und nach langen Gesprächen und heißen Küssen, mehr ist nicht passiert, schliefen wir vor dem glimmenden Feuer ein.

Der Wecker schrillte noch immer, als Toni vollends erwachte, sich lächelnd über mich beugte und mir einen Kuss gab. Langsam stand er auf, das aufdringliche Geräusch erlosch kurze Zeit später. Als er zurück kam, hielt er eine SCHERE in der Hand, ging durch die Terassentür in den Garten und kam mit einer dunkelroten Rose in der Hand wieder zu mir...

Diana Pegasus kommentierte am 21. Juli 2019 um 12:39

Gleich noch mal gewürfelt, und diesmal soll es ein Thriller oder Krimi sein: (obwohl die Wörter wohl eher zu einer Liebesgeschichte gepasst hätten)

Das Krähen des alten HAHNES im Garten des Nachbars machte mich wütend. Jeden morgen um halb fünf machte das Tier so eine Randale, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. Der Nachbar hatte sich schon mehrfach bei mir ENTSCHULDIGT, aber ernst hatte er nicht eine davon gemeint.

Ich betrachtete den VERLOBUNGSRING an meinem Finger, Arthur hatte ihn mir vor Monaten in einem HERZ-Schmuckkästchen überreicht. Ich erinnerte mich noch genau an seine Worte, als er mich ansah und die Worte sprach.

Der RÜCKBLICK war so lebhaft, dass ich mich wahrscheinlich noch daran erinnerte, wenn wir bereits Oma und OPA waren. Arthur ist nicht mal aufgestanden, nicht das ich erwartet hätte, dass er vor mir kniet, dabei hatte ich mir alles so schön ausgemalt, wenn er endlich beschließt mich zu ehelichen. Er übergab das Kästchen und sagte "Du siehst doch ein, dass es besser ist, wenn wir beide heiraten! Schließlich kannst du dann nicht mehr gegen mich aussagen". Ich war immer noch fassungslos und dachte, ich hätte alles NUR GETRÄUMT, Vielleicht würde ich aus dem Alptraum endlich aufwachen. Ich liebte Arthur, aber als ich herausgefunden habe, dass die heile Welt, in der wir lebten gar nicht so heile war, bin ich aus meinem Traum erwacht. Ich hatte vor zwei Wochen einfach nur nach WERKZEUG in der Garage gesucht. Als ich die Kiste öffnete, befand sich eine CLOWNSmaske darin, genau so eine, wie sie seit Wochen immer wieder im Fernsehen gezeigt wurde. Eine Gruppe raubte Juweliergeschäfte aus. Der Verdacht keimte in mir auf, dass Arthur daran beteiligt war. Wie konnte ich das übersehen? Als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte, erschrak ich zutiefst. Arthur zerrte mich zuerst ins Haus, schloß mich in den Keller, packte ein paar Sachen und zerrte mich dann zurück in den Wagen um mich 300 Kilometer entfernt in eine Waldhütte zu Boden zu stossen. Der ORTSWECHEL verstörte mich, ich dachte mein letztes Stündlein habe geschlagen, doch Arthur erklärte mir, dass er lediglich mit einer SCHLEUDER Steine auf die Vitrinen geschossen habe und das Fluchtauto fuhr. Ich liebte ihn, konnte ihn aber nicht bei der Polizei anzeigen. Schließlich war er doch mein Arthur, ich hatte unser beider Leben schon durchgeplant, mit Haus, Kinder und Enkelkinder. Er kam bedrohlich auf mich zu, als ich noch auf dem Boden lag, doch dann nahm er mich ganz liebevoll in die Arme und sagte, wir würden beide schon eine Lösung für dieses Desaster finden. Er erzählte mir sogar, dass er die Beute gut versteckt habe und die Polizei ihnen niemals auf die Schliche kommt. Er gab mir einen feuchten, kalten Kuss, zog mich erneut in seine Arme und fuhren zurück zu unserem HAUS. Dort ließ er mich verdattert stehen, installierte noch in sämtlichen Räumen MIKROFONE und Kameras, und sagte mir, dass er die Telefonleitungen kappte und mein Handy konfiszierte, damit ich keine Dummheiten mache. Von da an überwachte er mich auf Schritt und Tritt, wich nicht mehr von meiner Seite, und wenn doch, dann schloss er mich in den Keller ein. Niemand kam mir zur Hilfe, niemand schien mich zu vermissen.

EIN JAHR SPÄTER

Ich hörte Arthur, wie er ins TELEFON sprach. Ich konnte seine Antworten nicht verstehen, aber der Tonfall klang bedrohlich. Mittlerweile sperrte er mich nicht mehr in den Keller, er ließ mir mehr Freiheiten, aber wenn er aus dem Haus ging, verriegelte er alle Fenster und Türen. Alles war schallisoliert, die Türen und Fenster mit Sicherheitsschlössern versehen. Es war hoffnungslos. Ich drückte das kleine ZEBRA an meine Brust, konnte kaum noch atmen, denn ich wußte, jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Jetzt würde er mich töten. Ich hatte es schon lange befürchtet. Wenn er nach hause kam, roch er nach Sex und Parfüm, und ganz sicher nicht von mir, denn wir hatten seit wir verheiratet waren nicht einmal mehr miteinander geschlafen. Ich wunderte mich, dass er mich nicht schon längst beseitigt hatte. Für alle Fälle trug ich stets ein Skalpell mit mir herum, ich hatte es beim aufräumen in einem Bastelkarton gefunden.

Ich hörte schwere Schritte, die Treppenstufen knarzten als mein Ehemann nach oben kam. Ich positionierte mich neben der Tür. Das Skalpel hinter meinem Rücken versteckt, presste ich mich an die Wand. Die Tür öffnete sich langsam und ein Arm mit einer SCHUSSWAFFE kam in mein Blickfeld. Ich reagierte sofort, stach auf den Arm ein, und er ließ die Waffe fallen, die ins Schlafzimmer purzelte. Ich hechtete auf die Waffe zu. Arthur bekam mich dennoch zu fassen, zog mich zurück und ein Kampf auf Leben und Tod entstand. Athur war schneller und drückte ab, während ich ihm das Skalpell in die Brust rammte. Würden wir heute beide sterben? Eine gnädige Ohnmacht kam über mich, oder war es der Tod?

 

lese-esel kommentierte am 21. Juli 2019 um 13:28

@Diana Pegasus: Wow, Du bis ja echt würfel-süchtig und schreibe-tüchtig! Respekt......, Toll gemacht.

Da kriege ich nun auch Lust, meine Würfel zu suchen und die Würfel fallen zu lassen. Ich hoffe, mir fällt dann auch eine Story ein.

Diana Pegasus kommentierte am 21. Juli 2019 um 16:48

Auf auf... ich freu mich schon deine Geschichte zu lesen :)

Arbutus kommentierte am 24. Juli 2019 um 23:10

Warum versuchst Du es nicht noch ein drittes Mal, aber diesmal richtig: EINEN Spielzug erwürfeln, dann schreiben, dann wieder einen Zug, dann schreiben - so dass Du am Anfang noch nicht genau weißt, worauf es am Ende hinausläuft. So wird es von einer Rechenaufgabe zu einem richtigen Spiel.

lese-esel erklärte am 24. Juli 2019 um 23:42

Ich habe es dann doch nicht mehr geschafft. Auf der Picknickdecke im Schatten von großen Linden und und gutem Kaffee war es so erholsam, da habe ich mich einfach mit einer Freundin verratscht......

Und dass es erst morgen weitergeht, das habe ich am Mittag gelesen. Aber wäre das noch was gegangen?

Aber Geschichten gibt es ja immer wieder :-)

Vielleicht "Alpenveilchen" als LoveStory!?

HannaK89 kommentierte am 21. Juli 2019 um 22:24

So, ich habe eine drei gewürfelt, also: Lovestory. Fantasy oder Historische Erzählung wäre mir zwar lieber gewesen, aber nun ja. ;-) 

Kursiv markiert die Wörter, die ich einbauen sollte. 

 

Das laute Klingeln des Weckers riss Luisa aus ihren Träumen. Verschlafen tastete sie nach ihrem Handy. Hatte sie etwa vergessen, die Weckfunktion auszuschalten? Verdammt, heute war doch ein Feiertag! Und neun Uhr war dafür definitiv zu früh. 

Endlich hatte sie den Knopf gefunden und das nervtötende Geräusch erstarb. Stöhnend vergrub Luisa den Kopf wieder in ihrem Kissen. Sie drehte sich hin und her, doch es hatte keinen Sinn. Sie war wach. 

Genervt setzte Luisa sich auf, setzte ihre Brille auf und griff nach dem Buch auf ihrem Nachttisch, ein Geschenk von Paul. Als sie an ihn dachte, breitete sich ein wohliges Kribbeln in ihrem Bauch aus. Sie hatten sich erst gestern Abend getroffen und doch vermisste sie ihn schon wieder.

Nachdenklich strich sie über den Apfel auf dem Cover. Ein Roman über starke Frauen und irgendwelche Probleme bei einer Apfelernte. Eigentlich gar nicht ihr Geschmack, doch woher sollte Paul das auch wissen? Sie kannten sich erst so kurz. Und doch, da war ein Gefühl, dass sie noch bei keinem Mann vorher gehabt hatte. Bei Paul konnte sie sie selbst sein, fühlte sich geborgen und geliebt. Ihr Paul. 

Luisa öffnete das Buch und nahm das Lesezeichen heraus. Irgendwie fühlte sie sich verpflichtet es zu lesen. Nach ein paar Seiten schlug sie es jedoch wieder zu. Sie konnte hier nicht wie ein Faultier im Bett liegen mit einem Buch, das sie nicht interessierte. Das konnte sie an einem Regentag immer noch tun. Luisa warf einen Blick zum Fenster. Strahlender Sonnenschein.

Seufzend setzte sie ihre Brille ab und verließ endgültig das warme Bett. Sie ging ins Bad und begann, sich fertig zu machen. Auf einmal wusste sie genau, worauf sie Lust hatte. Lächelnd griff sie nach ihrem Handy und schickte Paul eine Nachricht. "Lust auf Kirmes heute?". 

Luisa griff nach ihrer Wimperntusche, da verkündete ein leises Vibrieren ihres Handys eine neue Nachricht. Auch Paul schien schon wach zu sein. "Mit dir immer.", gefolgt von einem kleinen Herzen, las sie. Ihr eigenes Herz machte einen Hüpfer bei der Aussicht darauf, ihn wiederzusehen.

Rasch tippte Luisa eine Uhrzeit und einen Treffpunkt in ihr Handy.

Wenig später verließ sie das Haus. Die Kirmes öffnete um 11 Uhr, genug Zeit, um gemütlich zu Fuß dorthin zu spazieren. Ein Genuss an einem warmen Sommertag wie diesem. 

Ein einzelner Luftballon am Himmel, dessen Entkommen gewiss für Tränen bei einem Kind gesorgt hatte, zeigte ihr schließlich, dass sie auf dem richtigen Weg war. Sie bog um eine Ecke und die Kirmes lag vor ihr. Grelle Lichter und Menschenmengen. Lachen und glückliche Gesichter. Der Geruch nach Bratwurst und Pommes, der sich mit dem süßlichen Duft gebrannter Mandeln mischte. Schon als Kind hatte Luisa die Kirmes geliebt.

Sie ging auf das nostalgische Pferde-Karussel zu, den vereinbarten Treffpunkt. Und dort stand er, Paul. Groß, dunkel und mit einem schiefen Lächeln im Gesicht. Luisas Herz schlug schneller. Sie eilte auf ihn zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Genießerisch schloss sie die Augen, als sie seinen herben, männlichen Duft einatmete. 

"Hallo!", flüsterte Paul an ihrem Ohr um die Musik zu übertönen. Wie selbstverständlich griff er nach ihrer Hand und sie begannen an den Fahrgeschäften und Läden vorbeizuschlendern. Sie redeten nicht, aber das mussten sie auch nicht. Weder Luisa noch Paul waren große Redner und eine Sache, die Luisa an Paul besonders mochte, war, dass das Schweigen mit ihm nie unangenehm wurde. Im Gegenteil, sie fühlte sich akzeptiert und geborgen. 

Luisa genoss die Atmosphäre und Pauls Nähe, als er sie plötzlich etwas beiseite zog, aus dem Menschenstrom heraus, und einen Brief aus seiner Jackentasche zog. "Für dich", sagte er. "Eine Überraschung." Überrumpelt nahm Luisa den Brief entgegen und schaute Paul fragend an. Er nickte auffordernd.

Sie drehte den schweren Brief in den Händen und öffnete ihn schließlich. Ein Flyer mit großen Würfeln und Kegeln, zwei Flugtickets, und ein Gutschein für eine Bootsfahrt inlklusive romantischem Dinner kamen ihr entgegen.

Mit großen Augen schaute Luisa Paul an. "Du hattest erwähnt, dass du demnächst Urlaub hast und dass du ewig nicht mehr weggefahren bist." Paul wirkte leicht verlegen. "Da dachte ich, eine Woche Hawai würde dir gefallen."

Luisa starrte ihn weiter an. Unbehaglich trat Paul von einem Fuß auf den anderen. "Mit Casinobesuch, das wolltest du doch schon immer mal tun. Und eine Bootstour. Du musst natürlich nicht, wenn..." Luisa unterbrach ihn mit ihrem Freudeschrei. "Das ist dein Ernst, oder?" Paul schaute sie überrasccht an. "Natürlich!" 

Luisa schmiegte sich an ihn, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn sanft. "Das hat noch nie jemand für mich getan!", strahlte sie Paul an. Sie hätte hüpfen können vor Freude. Paul war etwas besonderes, das hatte sie direkt gemerkt. "Ich freue mich auf unseren Urlaub", sagte sie lächelnd. 

 

ENDE dieses Leseabschnitts ;-)

 

Ich fand die Aufgabe echt anspruchsvoll diesmal!

 

Einen schönen Abend noch allen und liebe Grüße,

Hanna

 

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 09:47

Das hast du sehr schön geschrieben!!! Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass Paul sie auf Hawaii um die Ecke bringen wird.

HannaK89 kommentierte am 22. Juli 2019 um 20:51

Hihi, das könnte passieren wenn das ganze in Richtung Krimi/Thriller abdriftet. :-D

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 22:51

Du kannst nix dafür, dass der Paul so einer ist.

wandagreen kommentierte am 24. Juli 2019 um 18:52

Zuerst Luisa, dann Nina. Ich wusste es. Faustdick hat er es hinter den Ohren, dieser Paul. Aber Maigrets NachfolgerIn ist ihm schon auf der Spur.

Arbutus kommentierte am 24. Juli 2019 um 23:24

Ich seh schon, Wanda, Du musst noch so lange weiterwürfeln, bis bei Dir ein Krimi rauskommt. Und dann bin ich wirklich gespannt. Aber schreib nicht so unappetitlich wie die Möbe, sonst muss ich wieder am hellichten Tag abbrechen...

Übrigens wirklich sehr hübsch geschrieben, Hanna.

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 10:26

KINDERGESCHICHTE
(Im Zuge einer Public Relations Aktion der Wilhelma in Stuttgart).

Das Buch handelt von einem Affen.

Der Affe bekam sehr gerne Geschenke. Wer nicht! Eines diese Geschenke war ein Fahrrad. Was da abging, könnt ihr euch denken, liebe Kinder. Mit der Hilfe der Wärter lernte der Affe Radfahren. Das lernte er viel schneller als ihr. Weil er viel klüger ist!

Dafür braucht er aber mehr Platz, als er in dem engen Käfig hatte. Er durfte heraus und fährt heute kreuz und quer durch den Zoo. Das ist einmalig in Deutschland und findet nur in der Wilhelma statt. Deshalb müsst ihr da unbedingt einmal hingehen mit euren Eltern!

Ein andermal waren Gummistiefel in dem Paket. Die zog der Affe an und patschte in Teichen und Pfützen herum, ohne nass zu werden. Genau wie ihr. Passt aber auf, liebe Kinder, man kann auch in Wasserpfützen ertrinken. Also solltet ihr euren kleinen Bruder dort so hineinschubsen, dass er mit seiner Nase ins Wasser patscht. Haha, das war ein Scherz. Verkauft ihn. Das ist lukrativer und ihr bekommt keine Sozialstunden aufgebrummt. Ihr bekommt mindestens einen Gameboy für ihn. Aber nur, wenn er artig ist. Wenn er schreit, fällt der Preis und es gibt nur noch ein Comic-Heft. Nien, ich sage nicht, ihr sollt ihm den Mund zuhalten! Sag ich NICHT. 

 

Der Affe liebte einen kräftigen Wolkenbruch und Äpfel über alle Maßen. Aber eines Tages bekam er eine Fahrradpumpe in die Hand. Er pumpte und pumpte und pumpte, der ganze Zoo war schon voller Luft. Doch glücklicherweise hatte ein Pfleger eine Idee. Er schnappte sich eine Schere und schnitt den Schlauch der Pumpe durch: Phhhhht.

 

Seitdem fährt der Affe wieder Rad, isst Äpfel und tanzt im Regen.

 

Ihr müsst nur in die Wilhelma gehen, dort könnt ihr ihn sehen. For ever and ever.

Und wenn ihr längst gestorben seid, dann fährt er noch immer. Manchmal sieht man ihn in den Wolken radeln.

E-möbe kommentierte am 22. Juli 2019 um 11:06

Gameboy ist so 90iger. ^^ Wenn ihr schon euren Bruder verkauft, seht zu, dass ihr mindestens eine PS4 oder Xbox One dafür bekommt. 

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 11:10

Wollte ich sagen. Danke, Möwe!

Sursulapitschi kommentierte am 22. Juli 2019 um 13:13

Ein sehr weiser Rat!

lesesafari kommentierte am 22. Juli 2019 um 19:39

Äffle und Pferdle?? Nee, die sind immer beim Kruschtelbäcker, wenn ich da bin.

Wanda, du bist witzig. Nur die Brüder sind doch große!! Hätte ich das vorher gewusst... 

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 19:44

Bei großen Brüdern muss man anders vorgehen! wie genau weiß ich nicht, ich hab meinen nämlich noch.

Arbutus kommentierte am 23. Juli 2019 um 01:21

Kindergeschichte. Jaaa, klar!

X)

wandagreen kommentierte am 23. Juli 2019 um 09:26

Sogar mit einer Warnung, dass man auch in Pfützen ertrinken kann. Was willste mehr!

Arbutus kommentierte am 24. Juli 2019 um 23:28

Einen Hinweis noch bitteschön, dass bei Nacht der böse Zombie kommt und alle unartigen Kinderlein holt.

Sursulapitschi kommentierte am 22. Juli 2019 um 13:10

Ok, ich habe es jetzt doch versucht, so schwer war es gar nicht.

Eine Liebesgeschichte aus den Symbolen Wecker, Aha-Moment, Herz, Brille, Nur geträumt, Kaktus, Kegel, Telefon, Segelboot.

Als der Wecker klingelte, war Lisa einen Moment lang vollkommen desorientiert. Ihr Herz raste, sie war schweißnass und tastete hektisch nach ihrer Brille. Was für ein Traum!
Sie war Kegeln in der Wüste? Kegeln? Ernsthaft? Wie unfassbar albern, so etwas kann einem nur im Traum passieren. Eine endlos lange Kegelbahn, überall Sand und ein Mann. Tatsächlich, ein Traum von einem Mann, strahlende Augen, ein Lächeln, dass Steine schmelzen lässt und dieses Lächeln galt nur ihr. Sie fühlte sich plötzlich schön, begehrt, klug und sogar witzig, das war die amüsanteste Kegelpartie ihres Lebens. – Kegeln, ach je, warum nur Kegeln? Egal. ER war dabei. Wie hieß er noch gleich? XAVIER. Schwarze Augen, ein Lächeln und Xavier… ein Traum… seufz…

Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. -seufz-

„Hallo meine Schöne, hier ist Xavier. Es war ein traumhafter Abend gestern. Ich habe noch nie so gerne gekegelt. Lass uns heute segeln gehen.“

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 13:24

Ein Lächeln, das Steine schmelzen läßt! Super. Aber Segelparty. Sursu, das ist gefährlich, wie oben bei Hanna, die gleich mit auf Hawaireise wollte, das weiß jeder, erst lächeln sie Steine so weich wie Butter, dann ertränken sie dich. Seid doch vorsichtiger, meine Damen!

Sursulapitschi kommentierte am 22. Juli 2019 um 13:27

Ok, ich werfe noch eine Überschrift nach: "Gefährliche Liebschaften"

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 13:32

Das bringt den notwendigen Pfiff!

lesesafari kommentierte am 22. Juli 2019 um 19:36

Die Erwachsenenversion zu meiner Fantasystory. :D

Sehr schön vom Kegeln zum Segeln.

Sursulapitschi kommentierte am 22. Juli 2019 um 20:38

Danke, das nehme ich gerne als Untertitel.  : D

(Das beste an der Geschichte ist der Titel. )

Sursulapitschi kommentierte am 22. Juli 2019 um 20:39

Danke, das nehme ich gerne als Untertitel.  : D

(Das beste an der Geschichte ist der Titel. )

Arbutus kommentierte am 24. Juli 2019 um 23:33

Was ist bloß mit Euren Würfeln los? Die haben alle nur Dreien und Fünfen. Vor allem Dreien ...

KKruse kommentierte am 22. Juli 2019 um 15:55

Meine Märchen ist etwas länger geworden... Ich hoffe es ist nicht ZU lang. Schon bei Schulaufsätzen war ich dafür bekannt, nie ein Ende zu finden...

In meinem Märchen geht es um einen Traum, Urlaub zu machen, goldenen Äpfel und eine muskalische Hexe ;)

Es war einmal in einem Märchenland. Dort lebte eine Bauernfamilie, die sehr fleißig war und jeden Tag auf ihren Feldern arbeitete, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. In aller Frühe standen sie aus ihren BETTEN aus, frühstückten gemeinsam und machten sich pünktlich um sieben UHR an die Arbeit. Trotz ihres Fleißes reichte es für die Familie dennoch nicht für große Reichtümer und sie lebten nur in bescheidenen Verhältnissen. Aber sie waren zufrieden, mit dem, was sie hatte und waren froh immerhin keinen Hunger leiden zu müssen und glücklich miteinander zu leben.

Auch die Tochter der Bauernfamilie, Tilda, war gewiss kein FAULTIER und half bei allen anliegenden Arbeiten mit. Manchmal hätte sie zwar auch lieber einfach mal die Füße hochgelegt und nur das gemacht, wozu sie gerade Lust hatte, doch sie wusste, dass sie ihre Familie unterstützen musste. Doch dann kam die Ferienzeit und Tilda hörte in der Schule all ihre Freudinnen von ihren tollen Urlaubsplänen erzählen. Die einen wollten ans Meer fahren, andere in die Berge. Sogar Reisen in exotische Länder waren geplant und auch wenn die Schulkameraden Tilda versprachen, Postkarten von dort zu schicken und Fotos zu machen, war sie enttäuscht, dass sie selbst noch nie in den Urlaub gefahren war und immer nur bei ihrer Familie zu Hause gewesen war. Einerseits war in den Sommerferien natürlich gerade Erntezeit und es gab viel zu tun. Andererseits mangelte es der Bauernfamilie aber auch an Geld, um eine Reise zu unternehmen. Alle hätten gerne mal mehr von der Märchenwelt gesehen, aber das war bei ihren bescheidenen Einkommen einfach nicht drin.

Tilda überlegte, wie sie möglichst schnell die Familienkasse aufbessern konnte, sodass auch sie spannende Ferien erleben konnte. Lotto spielen? Da wäre die Wahrscheinlichkeit auf einen hohen Gewinn nicht gerade groß. Noch mehr arbeiten? Tilda könnte so nie genug verdienen, um ihrer Familie einen Urlaub zu ermöglichen. Auf die reiche Erbtante hoffen? Keiner in der Familie wusste von so einer Verwandten. Plötzlich fiel Tilda ein, was sie neulich in der Schule in Heimatkunde über die Märchenwelt gelernt hatten: Im Wilden Wald sollte eine alte Hexe wohnen, in deren Garten einen APFELbaum mit goldenen Früchten stand. Wenn Tilda davon einen Korb ernten könnte, dann hätte ihre Familie für immer ausgesorgt und müsste sich um das Geld nie wieder Sorgen machen! Die Hexe würde ihre Äpfel nicht so einfach rausrücken, aber Tilda war ein kluges Mädchen und überlegte sich einen Plan, wie sie die Hexe dazu bringen könnte, ihr einige Äpfel abzugeben…

Am ersten Ferientag wollte Tilda ihren Plan in die Tat umsetzen. Sie wollte erst niemanden davon erzählen und alle mit einem Korb voll goldener Äpfel überraschen. Doch dann fand sie es doch sicherer, wenigstens einer Person zu sagen, wo sie war und nicht ganz sang- und klanglos zu verschwinden. Am meisten traute sie ihrem gutmütigen OPA zu, dass er Stilschweigen bewahren konnte und ihr nicht gleich verbieten würde, die riskante Unternehmung in Angriff zu nehmen. „Ich kenne die Erzählungen über die Hexe und ihren goldenen Apfelbaum und habe als kleiner Junge selbst versucht ihn zu finden. Aber ich war nicht mutig genug und bin nach den ersten Metern im Wald umgekehrt, weil es mir zu dunkel und unübersichtlich war. Ich hatte Angst mich zu verlaufen. Tilda, seitdem ist der Wilde Wald noch dichter geworden und jetzt habe ich Angst, dass du dich verläufst und nicht wieder nach Hause findest. Bleibe doch lieber hier.“, wandte der Großvater ein. „Aber da hatte ich doch eine tolle Idee, wie ich den Überblick im Wald nicht verliere und auch das versteckte Haus der Hexe einfach finden kann. Im Dickicht des Waldes wäre es sicher schwierig, nahezu unmöglich, den Weg zu finden, aber wenn ich von oben auf den Wald herabgucken, dann sollte es ein Kinderspiel sein. Deswegen werde ich mit 100 LUFTBALLONS wie ein Vogel über den Wilden Walden schweben und so das Haus der Hexe ausfindig machen ohne mich zwischen den Bäumen zu verirren!“ Da es im Märchenland zum Sportunterricht gehörte, das Schweben mit Ballons zu üben und Tilda die Prüfungen im vergangenen Schuljahr mit Bravour gemeistert hatte, war der Großvater schon etwas weniger skeptisch und glaubte, dass seine Enkelin so wirklich an ihr Ziel kommen könnte. Allerdings wusste er auch um den Ruf der Hexe. „Wie willst du die fiese Hexe denn überzeugen, dass sie dir von den goldenen Äpfeln auch nur einen abgibt? Ihr habt doch sicher gelernt, wie unberechenbar sie ist. Und einfach klauen darf man nicht! Das weißt du hoffentlich!“

„Na klar, Opa. Auch dafür habe ich mich etwas überlegt. Wir haben nämlich auch gelernt, dass die Hexe ein liebstes Hobby hat, nämlich die Musik. Sie selbst singt schrecklich und kann auch ihrer Katzenmusik etwas abgewinnen. Richtig schöne Musik weiß sie aber auch zu schätzen, denn sie würde gerne lernen besser zu singen. Und darum habe ich vergangene Woche alle meine NOTENblätter aus der Musikschule hervorgeholt und die schönsten Lieder immer wieder geübt. Ich könnte inzwischen glaube ich ein dreistündiges Konzert mit Gesang und Gitarrenmusik geben, da sollte doch das ein oder andere Lied dabei sein, das das Herz der Hexe bewegen kann und sie mir vor Rührung meinen Wunsch erfüllt. Also Opa, was soll mir schon passieren? Die Hexe soll zwar fies und garstig sein, aber sie wird mich schon nicht fressen. Mehr als Nein sagen kann sie nicht. Lass es mich versuchen und sag Mama und Papa nichts!“, flehte Tilda mit DACKELblick. Wenn sie so schaute, konnte der Großvater seiner Enkelin einfach keinen Wunsch abschlagen und er fühlte in sich selbst die Abenteuerlust, die er als kleiner Junge verspürt hatte, wieder aufsteigen. Am liebsten wäre er mitgekommen, aber das konnte er Tilda natürlich nicht sagen. Er glaubte an seine Kleine und gestand sich ein, dass er auch furchtbar gerne mal in den Urlaub fahren und die Arbeit hinter sich lassen würde. „Nun gut, aus Fehlern lernt man, sollte es nicht klappen. Und wenn es tatsächlich klappt – umso besser.“, willigte der Großvater nachkurzem Zögern ein. „Klasse, Opa! Dann hilf mir doch bitter noch beim Luftballon aufpusten. Ich will noch einmal meine Lieder üben und morgen Abend bin ich mit einem Korb goldener Äpfel wieder hier!“, freute sich Tilda.

Es war gar nicht so leicht gewesen, 100 bunte Luftballon heimlich hinter Haus anzubinden und vor ihren Eltern zu verstecken. Aber da sie nach der Arbeit auf den Feldern so müde waren, zogen sie sich am Abend ins Wohnzimmer zurück, legten die Füße hoch und schliefen schnell ein, sodass sie gar keinen Gedanken mehr daran verschwendeten, hinters Haus zu gucken. Tilda war so aufgeregt, dass sie die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Sie legte noch einen kurzen BRIEF auf den Küchentisch, in dem sie schrieb, dass sie eine Überraschung plane und deswegen heute unterwegs sei. Sie wollte nicht, dass sich ihre Eltern unnötig viele Sorgen machten, wenn sie nicht beim Frühstück erscheinen würde und hoffte, sie so etwas beruhigen zu können. Dann schlich sie sich in aller Frühe aus dem Haus, band die Luftballons los und schwebte in den Himmeln. Da nur eine leichte Brise wehte, ließen sich die Ballons leicht lenken und nach wenigen Minuten schwebte Tilda über dem Wilden Wald und hatte einen guten Überblick über die Umgebung. Ziemlich genau in der Mitte des Waldes sah sie eine kleine Rauchfahne aufsteigen und sie vermutete, dass diese aus dem Schornstein des HexenHAUSES kam. Sie lenkte ihren Flug in diese Richtung und in der Tat konnte sie an der Stelle eine Lichtung erkennen, auf der ein windschiefes Hexenhäuschen stand. Tilda setzte zur Landung an, band die Ballons für den Rückflug an einem Baum fest und marschierte zu Fuß die letzten Meter zum Hexenhaus. Sie versuchte möglichst mutig und selbstsicher zu wirken, doch etwas bange war ihr schon vor der alten Hexe. Als sie sich dem Haus näherte konnte sie den knorrigen Apfelbaum im Garten der Hexe bereits erkennen. Die goldenen Äpfel glänzten in der aufgehenden Sonne, die sich durch die dichten Baumreihen des Waldes kämpfte. Dieser schöne Anblick gab Tilda neuen Mut und nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, klopfte sie an der Tür der Hexe. Knarrend öffnete sich die Tür und die alte Hexe lugte durch einen Spalt. „Was willst du?“, fragte sie mürrisch. Tilda zuckte kurz zusammen. Die Hexe sah genauso aus, wie man sich eine Märchenhexe vorstellt und sie klang auch nicht sehr freundlich. Doch das Mädchen setzte wieder seinen Dackelblick auf, mit dem sie schon bei ihrem Opa Erfolg gehabt hatte, und erklärte ihren Wunsch. Sie appellierte an das Mitgefühl der Hexe, als sie ihre ärmliche Situation beschrieb, und betonte, dass sie auch nur einen kleinen Korb voll goldener Äpfel haben wollte und nicht die komplette Ernte. Außerdem reiften an dem Baum ja jedes Jahr aufs Neue die goldenen Früchte. Tilda wollte nur in diesem Jahr ein paar davon abhaben und dann hätte die Hexe wieder alle Äpfel für sich alleine. „Und ich verrate auch niemanden von deiner Großzügigkeit, damit dein fragwürdiger Ruf erhalten bleibt! Ich kann ganz wunderbar Geheimnisse für mich behalten!“, bettelte Tilda.

„Ha, glaubst du wirklich, ich gebe dir ohne Gegenleistung einen Teil meiner goldenen Äpfel? So viel Selbstlosigkeit widerspricht dem Ehrenkodex der Hexen! Du musst schon eine Gegenleistung erbringen, dann überlege ich es mit vielleicht nochmal.“, entgegnete die Hexe und wollte schon die Tür zuknallen. „Warte!“, rief Tilda. „Ich singe für dich und kann die auch neue Lieder beibringen, wenn du möchtest!“ Und dann legte Tilda ungefragt vor der Tür der Hexe mit dem Gesang los. Ihre Gitarre hatte sie vorsorglich auch mitgenommen und so sang und spielte sie wirklich grandios. Ihre Stimme war glockenklar, ihr Gitarrenspiel fehlerfrei und die Lieder entsprachen genau dem Musikgeschmack der Hexe. Der ganze Wald schien zu lauschen. Die Hexe stand zuerst stocksteif, da sie von Tildas Musik so überrascht war. Noch nie hatte jemand extra für sie gesungen, dabei liebte sie Musik doch so sehr! Immer musste sie sich selbst unterhalten und die Hexe wusste nur zu gut, dass ihr eigenes Singtalent zu wünschen übrigließ. Vor Rührung kamen ihr fast die Tränen – aber nur fast! „Gut, gut!“, unterbrach sie Tilda da schnell, bevor sie wirklich ein Taschentuch brauchte. „Ich erkenne seine Mühe ja an, aber nun ist es auch erst einmal gut gewesen.“ Jetzt zog Tilda ihr nächstes Ass aus dem Ärmel. „Möchtest du nicht auch diese schönen Lieder singen können? Ich habe gehört, dass du Musik sehr magst und ich würde dir gerne beibringen, was ich gerade zum Besten gegeben habe. Wären kostenlose Musikstunden nicht ein guter Tausch gegen ein paar Äpfelchen?“, schlug Tilda vor. Da die Magie der Musik noch stärker war als die Hexenmagie, war das Herz der Hexe immer noch so gerührt, dass sie einwilligte. Sie hatte tatsächlich Gefallen an dem kleinen Mädchen gefunden und wollte ihr HERZ nicht BRECHEN. Im Grunde war die alte Hexe gar nicht so verkehrt. Wer konnte schon was dafür, als Hexe geboren zu werden und so immer gleich mit Vorurteilen belastet zu sein? Tilda wurde hereingelassen und zu zweit übten sie bis zur Dämmerung die Lieder. Es klappte immer besser und die Hexe schien richtig Spaß zu haben. Tilda merkte, dass ihr Plan aufging und sah vor ihrem geistigen Auge schon ihr SPARSCHWEIN dicker werden, sodass das Geld für einen Urlaub reichen würde. Als es dämmerte, merkte Tilda an, dass sie nun bald aufbrechen müsste, da sie im Dunkeln den Weg sonst nicht zurückfliegen könnte. Die Hexe seufzte, nun musste sie wohl ihren Teil der Abmachung einlösen. Tilda durfte sich im Garten ihre Tasche mit eine paar der goldenen Äpfel füllen und die Hexe wunderte sich über sich selber, wie die Musik sie erweichen konnte. Sie fühlte sich quasi wie NEUGEBOREN. „Aber ich lasse dich nur unter einer Bedingung wieder gehen.“, mahnte die Hexe mit gespielt bösen Blick. Tilda erschrak kurz. Hatte die Hexe sie doch in eine Falle gelockt? Doch dann schmunzelte die alte Frau: „Versprich, dass du in Zukunft jede Woche einmal wiederkommst und mit mir musizierst. Ich darf mir auch Lieder wünschen, die ich lernen möchte! Ich weiß, der Weg hierher ist weit, aber das musst du in Kauf nehmen, wenn du die Äpfel haben möchtest.“ Tilda willigte ein. Da sie den Weg nun einmal kannte und wusste, dass sie nichts von der Hexe zu befürchten hatte, würde ihr das nicht viel ausmachen. Sie willigte ein, verabschiedete sich fröhlich von der Hexe und flog mit Hilfe der Luftballons wieder nach Hause zurück. Dort wartete schon ihre ganze Familie aufgeregt vor der Türe. Ihre Eltern waren erleichtert, dass Tilda wohlbehalten zurückgekommen war und sie wussten auch schon über ihren ganzen abenteuerlichen Plan Bescheid. Weil sich Mutter und Vater so große Sorgen gemacht hatten, dass Tilda einfach so verschwunden war und schon ganz verzweifelt waren, hatte der Großvater doch schon verraten, wohin das Mädchen unterwegs war. Die Eltern waren sehr besorgt, doch der Großvater konnte sie beruhigen, indem er erklärte, wie gut durchdacht Tildas Plan war. Zur Beschwichtigung schmückte er die Geschichte, wie er als kleiner Junge mal nach den goldenen Äpfel der Hexe suchen wollte etwas aus, verschwieg, dass er zu schnell Angst im Wald bekommen hatte und tat so als wäre der Weg zur Hexe eine Kleinigkeit. Er hätte sich damals nur die falsche Jahreszeit ausgesucht, als die Äpfel noch gar nicht reif waren und sei deshalb mit leeren Händen wieder zurückgekehrt. Vor Freude, dass Tilda wieder daheim war, vergaßen sie zunächst die Tasche mit den goldenen Äpfeln. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, zeigte Tilda dann aber stolz ihre Ausbeute und berichtete von der Abmachung, die sie mit der Hexe getroffen hatte. Der Großvater wollte sie beim nächsten Mal sogar in den Wald begleiten, damit er es doch noch im Leben einmal schaffte, das Hexenhaus zu sehen.

„Aber jetzt steht uns eine schwierige Entscheidung bevor.“, sagte da der Vater. „Was denn?“, erkundigte sich Tilda verunsichert, weil sie dachte, nun würde eine Standpauke oder Bestrafung erfolgen, weil sie sich einfach heimlich davon gemacht hatte. „Wohin wollen wir in den Urlaub fahren?“, fragte der Vater achselzuckend. „Jetzt müssen wir erst einmal Reisekataloge wälzen. Das wird dauern…“, grinste er. Alle lachten. So eine Arbeit nahmen sie gerne auf sich! Am Ende einigten sie sich darauf, dass sie etwas Exotisches erleben wollten, das auch etwas mit Musik zu tun hatte. Es durfte ja ruhig eine etwas teurere Reise sein, schließlich konnten sie mit Goldäpfeln bezahlen! Sie entschlossen sich, eine Safari zu buchen, bei der sie hofften ZEBRAS zu sehen, weil noch nie einer von ihnen diese schönen Tiere in echt gesehen hatte. Das wäre sicher ein einmaliges Erlebnis! Und Tilda nahm sich vor, sich auf der Reise über die Volksmusik des Landes zu erkundigen und einige Lieder zu lernen, die sie dann mit der Hexe üben konnte. Das würde bestimmt ein unbezahlbarer Spaß werden!

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 19:53

Ich hätte es gut gefunden, wenn die Hexe Tilda zusammen mit ein paar echten Äpfeln gebraten hätte und dazu "Ein Bett im Kornfeld" gekrächzt hätte. Du ruinierst den Ruf aller Hexen!! Aber ich habe bis zu Ende gelesen - das heißt, du hast etwas RICHTIG gemacht. Sehr süß.

KKruse kommentierte am 23. Juli 2019 um 08:33

Haha, danke ;) Ehrlich gesagt, war mir meine Hexe am Ende auch zu lieb. Bei meinen ersten Überlegungen war die Hexe auch böse und sie hat Tilda gefangen gehalten. Aber beim Schreiben bin ich müde geworden und mit einer netten Hexe war das Märchen schneller vorbei ^^ Und ich wollte ein Happy End schreiben, da es ja auch eine Kindergeschichte ist. Daher sollte es kein Schauermärchen werden, sondern eine süße Geschichte. Aber deine Idee ist auch gut. Vielleicht hast du ja Lust, ein alternatives Ende zu schreiben? Fühl dich frei, an meinem Märchen rumzuwerkeln ;)

wandagreen kommentierte am 23. Juli 2019 um 09:23

Vllt war die Hexe ja in einem Seminar "Wie werde ich ein guter Hexerich" - oder sogar noch zusätzlich in einem zweiten "Tausend No-Gos für Hexeriche" (Punkt 111 keine kleinen Mädchen braten) - - -  dann kannste nix machen.Vllt hat sie Tilda zuerst gefangen genommen, aber Tilda hat immer gesungen im Gefängnis und nachts hat die Hexe im Fernkurs an ihrem Schreibtisch oben erwähntes Seminar erarbeitet - na ja, und so kam es, wie du es geschrieben hast. Ein paar ... in der Geschichte, würde diese Lücke (die du aus Müdigkeitsgründen nicht ausführen konntest) wenigstens andeuten.

KKruse kommentierte am 23. Juli 2019 um 15:51

Bevor ich mein nächstes Märchen schreibe, informiere ich mich dann mal besser über Hexen-Fernkurse ;) Wer weiß, was es da noch so spannendes gibt?

wandagreen kommentierte am 23. Juli 2019 um 20:04

Unbedingt - ein paar Schwierigkeiten gibt es allerdings zu überwinden: sie sind geheim.

Tine kommentierte am 24. Juli 2019 um 22:43

Die Geschichte ist voll schön. Sehr einfallsreich!

niggeldi kommentierte am 22. Juli 2019 um 16:32

Ein kurzes Drama mit gutem Ende

Mit dem Hahnenschrei beginnt das Drama. Gabby entdeckt am frühen Morgen nach ihrer Pyjamaparty einen positiven Schwangerschaftstest. Ihr Herz beginnt zu rasen, da sie sich nicht mehr an den gestrigen Abend erinnern kann - sie haben sich auf der Party alle die Kante gegeben. "Wem zur Hölle gehört der Test?" Sie setzt ihre Brille auf, um sich noch einmal zu vergewissern, doch das Ergebnis bleibt das gleiche. “Verdammt“, denkt sie. Um die anderen aufzuwecken, geht sie zu dem Schlagzeug in der Ecke und trommelt darauf herum. Der Lärm treibt alle mit dröhnendem Schädel in das Wohnzimmer. Aus der Eile heraus stolpert Steven über den Stapel Notenblätter und versucht sich zu fangen, doch er verliert das Gleichgewicht und fällt mit den Gesicht voraus auf den Boden. Gabby unterbricht das Gelächter und kommt gleich auf den Punkt und erzählt allen 7 Mädels und Steven von dem Schwangerschaftstest. Vor Schock fällt Steven in den Kaktus. Alle sind total aufgewühlt, doch niemand kann sich erinnern, den Test gemacht zu haben. Die Mädels schnattern aufregt durcheinander, nur Steven ist damit beschäftigt, die Stacheln aus seinem Hintern zu ziehen. Doch dann kommt Gabbys Mutter mit einem breiten Grinsen im Gesicht ins Wohnzimmer und sagt: “Ich habe eine tolle Nachricht: Du bekommst ein kleines Geschwisterchen, Gabby!"
Diese Botschaft schlägt ein wie eine Bombe. Alle jubeln Gabbys Mutter zu und sind gleichzeitig äußerst froh, dass das Drama so glimpflich ausgegangen ist. Nur Steven hat durch den Sturz ein blaues Auge bekommen und noch einige Kaktusnadeln im Po.

Nicht gerade ein Meisterwerk, hat aber Spaß gemacht.:D

wandagreen kommentierte am 22. Juli 2019 um 17:54

Meine Güte. Bitte Mamas, beaufsichtigt die Pyjamaparties eurer Kinder. Und der arme Steven. Nur eine kleine Kritik: Drama bedeutet Katastrophe, meist mit tödlichen Ausgang.

Sabine_AC kommentierte am 22. Juli 2019 um 19:39

Tolle Geschichten sind dabei, mir macht das Lesen viel Spaß.
Ich habe mir ein Drama erwürfelt... aber irgendwie komme ich nicht weiter (besser gesagt: nicht mal rein in die Geschichte). Mal sehen, ob ich das bis morgen noch hinbekomme.

flakes kommentierte am 22. Juli 2019 um 23:12

Ich habe mir eine Liebesgeschichte erwürfelt und sie jetzt endlich zu Ende gebracht.

Es war noch früh am Morgen, als Nina von der Sonne geweckt wurde. Da sie aber noch nicht so ganz wach war, bleib sie einfach noch eine Weile im BETT liegen. Verträumt schaute Nina auf den BAUM der genau vor ihrem Fenster stand. Sie blinzelte zweimal und erkannte dann, was sich drin verfangen hatte. Da hatte gestern wohl jemand versucht bei dem Sturm einen DRACHEN steigen zu lassen. Bei diesem Anblick ERINNERTE sie sich an ihre Hochzeit mit Paul vor acht Jahren.
Damals hatten sie LUFTBALLONS steigen lassen. Sie flogen hoch über ihren KÖPFEN hinweg. Natürlich wurden davon viele Fotos gemacht, denn fast jeder hatte eine KAMERA dabei. Als Nina und Paul sich später die Bilder anschauten, machten sie eine seltsame Entdeckung. Einige der LUFTBALLONS hatten sich so miteinander verfangen, dass sie ein Herz bildeten.
Ach ja, dachte Nina nun und seufzte, wie schön es doch damals war und schüttelte den KOPF,um die Erinnerung los zu werden. Nina war noch immer total verliebt, aber bei Paul war sie sich da nicht mehr so sicher. Sie stand auf und machte sich für die Arbeit fertig. In der Werkstatt angekommen, packte sie ihren WERKZEUGkoffer und fuhr zu Kirmes, die sich gerade in der Stadt befand. Dort musste ausgerechnet heute dieses uralte KARUSSELL repariert werden. Abends kam Nina völlig erschöpft nach Hause und ihr Blick fiel auf den KAKTUS. Den hatte Paul ihr doch tatsächlich zum letzten Hochzeitstag geschenkt! Sollte das etwa eine versteckte Andeutung sein? Um ihre Ehe stand es jedenfalls nicht zum Besten. Trotzdem hoffte Nina, dass Paul ihr niemals das HERZ BRECHEN würde. Oder waren die WÜRFEL schon gefallen?
EIN JAHR SPÄTER waren Nina und Paul wieder glücklich. Sie hatten in der Zwischenzeit im Lotto gewonnen und sich ihren Traum, mit einem SEGELBOOT um die Welt zu reisen, erfüllt. Durch die viele gemeinsam verbrachte Zeit haben es geschafft ihre Ehe zu retten. Paul ist jetzt DJ und legt in jedem Hafen auf. Die PISTOLE, die sie sich zu Sicherheit vor der Reise gekauft hatten, haben sie inzwischen ins Meer geworfen. Heute sind Nina und Paul wieder verliebt wie am ersten Tag.

wandagreen kommentierte am 23. Juli 2019 um 09:28

Ist das derselbe Paul, der mit einer anderen nach Hawaii wollte? Mit Luisa nämlich. Gut, dass deine Protagonistin wenigstens vorbereitet ist. Die Pistol wegzuwerfen war allerdings ein grober Fehler. Darauf hat Paul nur gelauert. Morgen geht es Nina an den Kragen.

flakes kommentierte am 24. Juli 2019 um 18:24

Die Idee gefällt mir. So wäre es dann doch ein Krimi geworden, der wäre mir auch lieber gewesen.

Arbutus kommentierte am 23. Juli 2019 um 01:12

Krimi/ Thriller. Ups. Ausgerechnet. Also gut.

Es war einer von diesen Herbsttagen, die Max immer geliebt hatte. Die Blätter waren noch nicht vollständig eingefärbt, aber bunt genug, dass einige in der wärmenden Sonne golden leuchteten und andere bereits feuerrot zu brennen schienen. Schon als Kind war er gerne hier gewesen, wo der dichte Laubwald in eine weite wilde Wiese überging, hatte mit seinem großen Bruder Philipp den selbstgebastelten Drachen mehr schlecht als recht steigen lassen. Auch jetzt flatterte ein rötlich leuchtendes Flugobjekt über dem Schwalbenberg, gehalten von einer nur erahnbaren Leine, deren Besitzer er als kleine Punkte in der Ferne ausmachte, aber die Freude, die er sonst bei diesem Anblick empfunden hatte, wollte nicht so recht aufkommen. Vor einer Woche erst war er mit Katja hier gewesen, um nach seiner erfolgreich bestandenen Schlagzeugprüfung an der Musikhochschule den freien Tag zu genießen, und wie verliebt hatte sie ihn da noch angesehen! Oder hatte er sich die ganze Zeit so getäuscht und ihre Liason mit diesem schleimigen Typen war längst besiegelt? Alles war plötzlich nur noch ein ferner Traum, geplatzt wie ein angepiekster Luftballon. Dabei war es völlig unverständlich, was sie an diesem verschrobenen Musikgeschichtsprofessor fand; er war viel zu alt, hatte einen unansehnlichen Vollbart und eine nicht unerhebliche Glatze!

Max war zu seinem geliebten Schwalbenberg aufgebrochen, um in der Natur Zerstreuung zu finden, aber das Gegenteil war der Fall. Missmutig drehte er sich um und ging zurück in den Wald, schlug dann aber einen anderen Weg ein, als er gekommen war, warum, wusste er auch nicht. Dieser Weg führte tiefer in den Wald hinein. Als kleiner Junge hatte er hier immer ein ganz kleines bisschen Angst gehabt und sich vorgestellt, hinter den nächsten Baum würde ein Räuber lauern. Auch jetzt überkam ihn plötzlich ein mulmiges Gefühl; sollte er nicht lieber umkehren und den Weg aus dem Wald heraus nehmen? Er schlug diese alberne Feigheit in den Wind; es war doch auch egal, wenn ein Räuber hinter dem nächsten Baum hockte. Würde er eben als Mann sterben, wenn er schon nicht als Mann glücklich sein konnte ... Max erstarrte. Hinter dem Stamm einer Buche ragte etwas hervor. Es war ein Schuh. Ein Schuh, in dem ein Fuß steckte. Max schlug das Herz bis zum Hals. Einen Augenblick lang war er unfähig, irgendeine Entscheidung zu treffen, aber dann fasste er sich ein Herz, zückte sein Handy und spähte um den Baum herum. Komischerweise ging nun alles ganz einfach, irgendwie mechanisch. Er machte ein Foto. Dann noch eines. Dann noch eins von der Seite, man konnte nie wissen. Dann wählte er den Notruf.

Max hatte sich einige Meter von der Unglücksstelle entfernt, so dass die Leiche des alten Mannes außer Sichtweite war. Stattdessen besah er sich die Bilder auf seinem Handy; diese erschienen ihm irgendwie weniger gefährlich. Der Alte lag da in einer merkwürdig verzerrten Pose, den Hals gereckt wie ein Karussellpferdchen. Weiter unten, ungefähr da, wo das Herz sein musste, prangte ein scheußlich roter Fleck, der noch sehr frisch sein musste; Max hatte ihn genau gesehen, aber auf dem Handy-Foto sah er einfach nur schwarz aus. Diese beklemmende Schwärze ... Max hatte dem Mann am anderen Ende der Leitung versprochen, in der Nähe zu bleiben, bis die Einsatzkräfte eingetroffen wären, aber dies könnte gut und gerne eine halbe Stunde dauern bei der Entfernung; außerdem war die Lehnsburger Polizei nicht gerade von der schnellen Truppe. Gerade jetzt wünschte er sich nichts mehr als augenblicklich die Beine in die Hand zu nehmen und von hier zu verschwinden. Und dann tat er genau das. Denn plötzlich raschelte etwas unvermutet hinter ihm und ließ ihm keine Zeit, zu überlegen. Voller Panik rannte Max los. War es sein gebrochenes Herz, dass er sich so entsetzlich schwach und langsam vorkam? Er hörte hinter sich ein Keuchen. Oder war er es selbst, der da so schwer atmete? Er stolperte vorwärts, ergriff Äste und Zweige, die in seinem Blickfeld auftauchten, zog sich an ihnen mit aller Macht weiter; längst hatte er völlig die Orientierung verloren. Die welken Herbstblätter, die träge von einem durchhängenden Zweig abstanden, verschwommen vor seinem Blick zu einer skurrilen Partydekoration. Max hatte Partys immer gehasst. Nun aber blieb ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, denn etwas packte ihn von hinten, stieß ihn zu Boden. Max schrie auf, schlug wie wild um sich, traf irgendetwas, schaffte es immerhin, sich auf den Rücken zu drehen, so dass er sehen konnte, dass über ihm ein nicht allzu großer, ausgemergelter Mann mit einem Beil in der Hand stand, in der Augen ein wahnwitziges Funkeln. Mit mehr Glück als Verstand rollte Max blitzschnell zur Seite, sah noch, wie dort, wo sein Kopf gewesen war, das Beil in den Boden fuhr, rappelte sich irgendwie auf, schaffte es, um sein Leben zu rennen - und dann gab es plötzlich eine gewaltige Detonation. Und dann gab es überhaupt nichts mehr.

Wo kam plötzlich dieses Plüschzebra her? Die verschwommenen schwarzen und weißen Streifen formten sich vor seinen Augen allmählich zu einem klareren Muster, und daneben, daneben - noch so ein Traum? - lächelte ihn Katja an! "Alles gut!" flüsterte sie, "du bist im Krankenhaus. Hast ein paar üble Splitter abbekommen. Du musst dich ausruhen." Sie legte ihm das Plüschzebra sanft an die Schulter. - "Aber der Professor..." - "Ist ein Vollidiot! Der soll mir nochmal zu nah kommen!" -"Aber der Mann mit dem Beil..." Über dem Krankenbett erschien ein zweites, männliches Gesicht mittleren Alters. "Den hat's ziemlich gefetzt, tja. Hat mit seinem Beil einen Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg erwischt." -"Wer sind Sie?" -"Polizeihauptkommissar Ebert. Nach diesem Psychopathen waren wir schon lange auf der Suche. Hat nicht nur den Alten im Wald auf dem Gewissen, nebenbei gesagt. Schade, ich hätte ihm gerne noch ein paar Fragen gestellt. Aber nun erholen Sie sich erst mal. Das haben Sie sich echt verdient." Damit verschwand er aus Max' Blickfeld. Eine Tür klappte. Er spürte Katjas Hand in seiner. Sie fühlte sich gut an und war ganz warm.

wandagreen kommentierte am 23. Juli 2019 um 09:15

Hätte man dem ausgemergelten Mann zu essen gegeben, wäre es nicht so weit gekommen. Das Unglück der Welt liegt in ungerecht verteilten Gütern. Das kann man selbst an Krimigeschichten sofort sehen ;-).

Arbutus kommentierte am 23. Juli 2019 um 10:24

Ich liebe Deine Kommentare, Wanda, die einen so wunderbar auf dem Boden der Tatsachen aufprallen lassen.  ; )

Arbutus kommentierte am 23. Juli 2019 um 10:25

(Oh, ich bin schon wieder mal doppelt...)

yesterday kommentierte am 24. Juli 2019 um 01:04

Bist du auch aus der Realität inspiriert worden? Es gab doch wieder einige Blindgänger-Funde in letzter Zeit im deutschsprachigen Raum. Das fiel mir zumindest gerade beim Lesen ein.

Arbutus kommentierte am 24. Juli 2019 um 11:38

Ich wohne im Ruhrgebiet, da wird alle paar Wochen irgendwo so'n Ding ausgebuddelt. 

Arbutus kommentierte am 23. Juli 2019 um 01:30

Und was - in aller Welt - ist nun eigentlich wirklich diese Partydekoration? Da habe lange gerätselt. Kaltfront/ Warmfront? Ritterwimpel?

yesterday kommentierte am 24. Juli 2019 um 01:03

Ich denke es soll eine Piñata sein? Habe sie aber bei mir zum angeknacksten Rücken umgemodelt, hehe.

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