Rezension

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Absolutes Jahreshighlight

Flammengeküsst -

Flammengeküsst
von Rebecca Yarros

Nichts möchte Violet mehr, als eine Ausbildung zur Schriftgelehrten am berüchtigten Basgiath College zu beginnen. Da ihre Mutter aber eine hoch angesehene Generalin ist, zwingt sie Violet dazu, sich im tödlichen Reiterquadranten anzumelden. Der Teil des Basgiath College den ein Teil der Anwärter nicht überlebt.
Und Violets Chancen stehen besonder schlecht, da sie nur sechs Monate Vorbereitungszeit hatte und zerbrechliche Knochen hat. Wie durch ein Wunder überlebt sie die erste Prüfung, nur um festzustellen, dass ihr mehr Menschen nach dem Leben trachten, als sie erwartet hatte. Denn ihre Mutter ist für einige der größte Feind und noch bevor sie sich dem tödlichen Dreschen mit den Drachen stellen muss, schwebt ihr Leben außerordentlich in Gefahr. Kann sie das College, ihre Mitschüler und die Drachen überleben, um eine Reiterin zu werden?

 

Die Geschichte setzt da an, wo Violet einen letzten Versuch wagen möchte, um ihre Mutter umzustimmen. Dort begegnet man auch erstmals ihrer Schwester Mira, die verzweifelt versucht, ihre Schwester zu retten. Beide Schwestern schließt man schnell ins Herz, auch wenn Mira lange von der Bildfläche verschwindet, denn die Anwärter im Reiterquadranten dürfen im ersten Jahr keinen Kontakt zu ihren Familien aufnehmen.
Violet ist eine herausragende Protagonistin. Anders als sonst oftmals üblich gibt es keinen krassen, unerklärlichen Wandel in ihren Fähigkeiten und sie muss sich ernorm durchbeißen. Ihr Körper ist ihre größte Schwäche und es ist toll, ihr dabei zuzusehen, wie sie trotz allem weitermacht und sich nicht kleinkriegen lässt. Ihr Kampfgeist, ihr Mut und ihr Verstand zeichnen sie aus und man kann gar nicht genug von ihr bekommen. Gerade weil sie eben nicht diese Entwicklung zur Überfliegerin macht, macht es realistischer und spannender und Violet nahbarer.
Die Charaktere sind allesamt sehr gut ausgearbeitet, vielschichtig und tiefgründig, weshalb man sich schnell in dieser Geschichte verlieren kann. Vor allem zwei Figuren stechen heraus, davon aber nur einer positiv. Aber gerade diese Unterschiede machen das Buch aus und es fühlt sich realer an - obwohl es Drachen und Greife gibt. Um nichts vorwegzunehmen, werde ich hier keine Namen nennen, da es sonst die ein oder andere Überraschung verderben könnte. Aber in die eine Figur kann man sich wirklich verlieren, obwohl vieles im Dunkeln bleibt.
Überraschende Wendungen ziehen sich durch den ganzen Roman und rauben den Leser den Atem und den letzten Nerv. Es ist eine sehr gelungene Mischung aus temporeichen und ruhigeren Szenen, sodass es nie langweilig wird oder man ein Déjà-vu-Gefühl bekommt. Stattdessen fliegt man nur so durch die Seiten und kann gar nicht genug von dieser Welt bekommen. Und gerade dieses Unvorhersehbare steigert noch die Spannung, die aufgrund der Tödlichkeit des Reiterquadranten sowieso schon sehr hoch ist. Zeitweise fragt man sich auch, was die Ausbilder mit einem Soldaten wollen, der ohne Bedenken seine Mitschüler umbringt. An diese Brutalität muss man sich, ebenso wie Violet, erst gewöhnen. Was für sie noch schlimmer ist, da ihr eigenes Leben ständig auf dem Spiel steht.
Bis zuletzt kann man einige Figuren nicht wirklich durchschauen oder wird eines besseren belehrt, was irgendwie den Reiz des Buches ausmacht. Ebenso wie im echten Leben, kann man sich nie wirklich sicher sein, was in dem Gegenüber vorgeht und eine gesunde Vorsicht ist definitiv auch hier geboten.
Die Drachen sind richtig gut gemacht und man kann sie sich praktisch bildlich vorstellen. Sie sind definitiv ein Highlight in diesem Buch und machen einen Großteil der Faszination und Atmosphäre aus. Vor allem Andarna und Teirn habe ich fest ins Herz geschlossen. Die beiden sind einfach großartig und sorgen für so viele tolle Szenen, wobei Deigh und Sgaeyl auch toll sind. Insgesamt kann man hier von so vielen Figuren schwärmen, weil die Autorin so viele fantastische Charaktere erschaffen hat. Man möchte sie am liebsten niemals wieder verlassen.
Und wenn man dann glaubt, es kann nichts größeres mehr kommen, überrascht einen die Autorin erneut mit etwas, womit man niemals gerechnet hätte. Sie beweist, dass sie ebenso gut die leisen, ruhigen und gefühlvollen Szenen schreiben kann wie auch die Actionszenen. Ihr Schreibstil ist brilliant und kann den Leser gleich zu Beginn packen, was nicht vielen Autoren gelingt. Erst recht nicht in einem High-Fantasy-Roman, der zu Beginn erst mal das Worldbuilding näherbringen muss.
Das Ende wartet dann mit einer überraschenden Wende auf und lässt so viele Fragen offen, bzw. wirft neue auf, dass man kaum mehr den Folgeband erwarten kann. Leider dauert es noch ein paar Monate, bis dieser erscheint und der Klappentext gibt nur wenig Aufschluss über die weitere Handlung. Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar und diese fantastische Reise, die gerade erst begonnen hat. Definitiv ein Jahreshighlight.