Rezension

Blick in eine andere Welt

Das Leuchten der Rentiere -

Das Leuchten der Rentiere
von Ann-Helén Laestadius

Bewertet mit 4 Sternen

Die neunjährige Elsa muss mit ansehen, wie ihr Rentierkalb getötet wird, aus Angst vor dem Täter verschweigt sie seine Identität. 10 Jahre später kämpft sie als junge Erwachsene gegen die Gewalt und Diskriminierung der Samen und zerbricht fast an den Vorurteilen und der Gleichgültigkeit, die ihr entgegen schlagen.

Ein sehr interessanter, berührender Einblick in die Lebenswelt der Samen, eines der wenigen indigenen Völker in Europa. Laestadius hat sehr eindringlich und erschütternd über die Schikanen und das Mobbing geschrieben, denen die Hauptfigur Elsa schon als Kind ausgesetzt ist – selbst Sámi, kann die Autorin aus eigener Erfahrung sprechen.

Manchmal hätte ich mir etwas mehr Tempo in der Geschichte gewünscht, aber das Fesselnde sind die Einblicke in die traditionelle Arbeitsweise der Samen mit ihren Rentieren, in ihre Bräuche und Lebensweise am Polarkreis, die  durch den Druck von außen, Rassismus und nicht zuletzt die Veränderungen durch den Klimawandel bedroht werden. Laestadius bleibt dabei immer in der Gegenwart, den Leser erwartet keine Geschichtsstunde über die Vergangenheit der Samen, sondern eine Momentaufnahme der Lebenssituation dieses Volkes. Gleichzeitig ist es ein Portrait einer jungen Frau, die in einer gegen sie eingenommenen Welt ihren Weg sucht und in ihren Wurzeln und ihrer Familie Halt findet. Sehr ruhig und eindringlich geschrieben, ist dieser Roman ein Blick in eine andere Welt.