Rezension

Harte Realität

Das Leuchten der Rentiere -

Das Leuchten der Rentiere
von Ann-Helén Laestadius

Bewertet mit 4 Sternen

„Was ich hier schildere, spielt sich tatsächlich in Sápmi ab – und zwar schon seit langem. Manchmal ist die Realität schlimmer als die Fiktion. Das Buch beruht zum Teil auf wahren Gegebenheiten;[…]“

Das schreibt die Autorin in ihrer Danksagung und dem kann ich nur zustimmen.

Die Geschichte bezaubert durch ein wunderschönes, meist winterliches Setting, das einen sehr guten Einblick gewährt, in die Einsamkeit und Stille des samischen Lebensraumes. Die harte Arbeit, den Zusammenhalt, aber auch das typische Dorfleben, in dem jeder jeden kennt und man sich gegenseitig hinter geschlossenen Türen das Maul zerreisst. Auch die Konflikte zwischen den Samen und den „normalen“ Schweden werden thematisiert.

Und so schön dieses Leben im ersten Moment erscheinen mag – es ist knüppelhart. Depressionen durch lange, harte und dunkle Winter sind den Einwohnern nicht unbekannt. Ungerechtigkeiten, Neid, Missgunst, Klünglei und auch Brutalität gegenüber den Rentieren, die den Samen vor allem zur Nahrung und Broterwerb dienen. Besonders die Gewalt gegen diese haben mir persönlich arg zugesetzt. Es gibt ein paar unschöne Szenen, bei denen es mir als Tierliebhaber den Magen umgedreht hat und ich der jeweiligen Person bzw. den Personen gerne den Hals umgedreht hätte! Also nichts für schwache Nerven!

Die Story an sich ist eher gemächlich und passt in der Schnelligkeit ihrer Entwicklung gut zu dem eher ruhigen, gemächlichen Leben der Samen. Dadurch wirkt die Geschichte nochmal realistischer und als Leser wird man regelrecht zwischen die Seiten gezogen. Die Handlung wird in drei Zeiträumen erzählt  (Winter 2008,Spätherbst 2018 und Frühlingsommer 2019). Am Ende des Buches befindet sich noch ein Glossar mit den wichtigsten samischen Wörtern. Wörter oder Sätze, die dort nicht enthalten sind, werden im Fließtext selbst z.B. in einem Nebensatz, erklärt.

Das Cover ist ein echter Hingucker. Es spiegelt meines Meinung nach sehr gut die weite Nordschwedens wieder und dieses besondere Licht.

Wenn das also bisher alles so toll war, warum dann „nur“ vier Sterne? Ich persönlich kam gerade am Anfang schwer in die Geschichte rein. Das ständige umblättern zum Glossar, die samischen/schwedischen Begrifflichkeiten – das brauchte etwas Zeit. Zudem gab es ein, zwei Stellen in der Handlung, die ich mir etwas gestraffter gewünscht hätte.

Fazit:

Es handelt sich um Literatur und die liest sich nicht so weg wie ein Thriller oder Liebesroman. Das Fortschreiten der Story ist eher gemütlich, aber nicht weniger eindrücklich und gibt einen sehr guten Einblick in das Leben der Samen in der heutigen Zeit. Manches davon hat mich total überrascht und nachdenklich zurückgelassen. Wie gesagt- das Buch beruht zum Teil auf wahren Begebenheiten. Wir sollten mehr mit offenen Augen durch die Welt gehen…das Buch lesen, ist ein guter Anfang.