Rezension

Nur ein toter Lappe ist ein guter Lappe

Das Leuchten der Rentiere -

Das Leuchten der Rentiere
von Ann-Helén Laestadius

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leuchten der Rentiere“ von Ann Helén Laestadius nimmt uns Leser mit nach Nordschweden, wo die Volksgruppe der Sámi mit ihren Rentierherden leben. Unsere Protagonistin Elsa ist im 1. Teil des Buches erst 9 Jahre alt, als sie miterleben muss, wie ihr Rentierkalb grausam ermordet wird. Der Täter gibt ihr eindeutig zu verstehen, was mit ihr passieren wird, wenn sie ihn verrät. Also schweigt Elsa, ist ängstlich und traumatisiert. Ihr Leben ist von jetzt auf gleich nicht mehr dass, was es vor der Tat war.

 

Gemeinsam mit Elsa möchte man verzweifeln, denn der feige Rentiermord ist kein Einzelfall. Als Elsa zu einer jungen Frau herangewachsen ist, die trotz allem in den Familienbetrieb einsteigen will, haben sich an die 100 Anzeigen angehäuft. Da das Töten eines Rentieres aber als Sachbeschädigung geahndet wird und es nie Zeugen gibt, haben alle diese Anzeigen bisher nicht zu einer einzigen Anklage geführt, und das Morden geht immer weiter. 

 

Ich muss zugeben, dass mir die Beschreibung dieser grausamen Tierquälereien schon zugesetzt hat, so dass ich das Buch auch schon mal eine Weile weglegen musste. 

 

Darüberhinaus lernt  man aber auch unglaublich viel über die Kultur der Sámi und die tiefe Kluft die sich durch die schwedische Gesellschaft zieht. Die Autorin kritisiert aber nicht nur das Unverständnis und die Feindseligkeit gegenüber der indigenen Bevölkerungsgruppe, sondern auch die patriarchalischen Strukturen innerhalb der Dorfgemeinschaften  der Samen , die es einer Frau wie Elsa fast unmöglich machen die Arbeit mit den Rentieren durchzuführen und auch respektvoll behandelt zu werden.

 

Die Landschaften werden sehr atmosphärisch beschrieben, und auch die veränderten Lebensbedingungen für Mensch und Tier aufgrund des Klimawandels werden thematisiert. Die Charaktere wirken authentisch und man kann ihre Prägung durch ein hartes, naturverbundenes Leben gut nachvollziehen. Besonders Elsa mochte ich sehr. Wo viele junge Männer aufgeben, sich sogar aus Verzweiflung das Leben nehmen, glaubt sie fest an die Gerechtigkeit und kämpft weiter gegen alle Widerstände.

Ich mochte den Roman sehr und fand nicht nur das Setting sondern auch die Protagonisten einfach großartig.

 

Große Empfehlung!