Rezension

Fesselnder Einblick in das Leben und die Kultur der Samen

Das Leuchten der Rentiere -

Das Leuchten der Rentiere
von Ann-Helén Laestadius

"Das Leuchten der Rentiere" von Ann-Helén Laestadius ist ein sehr atmosphärisch düsteres und fesselndes Buch. Es ist ein fiktionaler Roman, der auf wahren Begebenheiten berührt.

Es erzählt die Geschichte von Elsa, einer Samin, die in einer Rentierzüchterfamilie aufwächst und die als Kind Zeugin wird, wie ihr Rentier ermordet wird. Die Folgen und die Angst, die das schreckliche Ereignis bei ihr auslösen, begleiten sie ein Leben lang, da immer mehr Rentiere ermordet und gequält werden.
Zudem erzählt der Roman auch von der Lebensweise der Rentierzüchter, von dem generationenübergreifenden Trauma, das jeder Same in sich trägt und die Diskriminierungen, denen sie als ethische Volksgruppe ausgesetzt sind.
Ebenso handelt der Roman von Trauer und Wut. Die Samen kämpfen für ihre Rechte und ihre Existenz, aber ihre Schreie stoßen auf taube Ohren. Die brutale Tötung von Rentieren wird als Diebstahl eingestuft, die Fälle werden von der Polizei abgeschlossen, bevor es zu einer Voruntersuchung kommt und die Schweden schüren ihren eigenen, seit Generationen bestehenden Hass, wo sie nur können.
Das Buch zeigt die feindseligen Spannungen zwischen den Samen und anderen Dorfbewohnern, aber auch zwischen den Samen untereinander auf. Sie leben in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der von den Söhnen erwartet wird, dass sie die Aufgaben der Rentierzucht übernehmen. Die Frauen sollen sich auf Haus und Kinder konzentrieren. Diese Denkweise führt häufig zu psychischen Erkrankungen.
Neben den Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen, die die Sami erfahren, ist der Roman aber auch voller Herz für die Rentierhaltung, die Familie, die Freunde und das Leben der Samen. Es wird deutlich, dass die Rentierhaltung viel mehr als nur ein Beruf für sie ist, es ist ein Teil ihres Lebens.

Insgesamt ist "Das Leuchten der Rentiere" ein sehr bewegendes und lehrreiches Buch, das zwar fiktiv ist, aber auf realen Verbrechen an den Sami beruht und mit ruhiger, aber eindringlicher Sprache einen Einblick in das Leben der Samen im heutigen Schweden gibt sowie die Kluft zwischen Ihnen und den anderen Dorfbewohnern beschreibt.
Laestadius gelingt es, die Ausweglosigkeit der Situation eindrücklich zu vermitteln. Das mangelnde Interesse der Polizei und die schwedische Gesetzgebung, die nicht die richtige Bezeichnung für die begangenen Straftaten bereithält. Anfangs noch etwas langsam erzählt, nimmt der Roman im weiteren Verlauf immer mehr an Fahrt auf und wird zum Ende hin richtig spannend. Trotz des traurigen und tragischen Themas ist die Geschichte nicht ohne Hoffnung und allein schon wegen des tollen atmosphärischen Schreibstils, der es schafft, einen das Leben und die Kultur der Samen näher zu bringen, lesenswert.