Rezension

Brutale Familiengeschichte

Apfelmädchen
von Tina N. Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Ein gutes Debut für Idun aber mit Luft nach oben. Vielleicht kommt der Folgeroman „Gewittermann“ mit weniger Brutalität aus und hält dann durchgehend die Spannung.

„Apfelmädchen“ ist das Debut der Autorin Tina N. Martin zu ihrer Reihe mit Kriminalkommissarin Idun Lind. Zusammen mit ihrem eigenbrötlerischem Partner Calle Brandt ermittelt sie in einem Fall um ein brutales Verbrechen in der nordschwedischen Stadt Boden. Eine Lehrerin hängt mit zwei dicken Nägeln durch die Hände getrieben an einem Deckenhaken, als ihr Ehemann sie auffindet. Auf 512 Seiten benötigen die Ermittlungen fünfzehn Tage, dabei werden Wochentag und Datum als Gliederungshilfe jeweils angegeben. Ein zweiter paralleler Handlungsstrang erzählt die tragische Familiengeschichte ab dem Jahr 1975 über mehrere Jahrzehnte hinaus. Hier wird der Leser mit häuslicher Gewalt und religiösem Fanatismus konfrontiert. Zwei Szenen in der Buchmitte sind übertrieben brutal dargestellt. Mehrfach stockt der Lesefluss, da immer wieder neue Charaktere erscheinen, auf nur für einen nicht relevanten Kurzauftritt. Der Schreibstil ist sehr einfach, die Autorin beschreibt ihre Heimat, in der die Handlung spielt, recht anschaulich. Erst als noch ein weiteres Verbrechen geschieht, erkennt man so langsam die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart und beide Handlungsstränge verweben sich. Die Auflösung kommt überraschend und war so nicht unbedingt vorhersehbar. Ein gutes Debut für Idun aber mit Luft nach oben. Vielleicht kommt der Folgeroman „Gewittermann“ mit weniger Brutalität aus und hält dann durchgehend die Spannung.