Rezension

Dein Herzenswunsch ist nur einen Wurf entfernt...

Talus -

Talus
von Liza Grimm

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seitdem sie klein ist wurde Erin von ihrer Tante Charly eingeredet, dass Magie real sei und sie beide eine besondere Verbindung zu ihr hätten. Nun ist Erin Anfang 20, studiert mehr schlecht als recht in Edinburgh, und Tante Charly liegt im Koma, aus dem sie vielleicht nie wieder erwachen wird. Doch Erin wird immer noch angezogen von allem geheimnisvollen und unerklärlichem. Sie hat ihre Leidenschaft darin gefunden, Geistertouren durch die Vaults und Friedhöfe von Edinburgh anzubieten. Doch dann sieht sie einen echten Geist und alles ändert sich. Denn Hexen gibt es wirklich: Sie leben in Höhlen unter der Stadt und sind derzeit in Aufruhr, denn ein magischer Würfel namens Talus wurde wiederentdeckt. Und dieser erfüllt jedem, der ihn wirft, seinen Herzenswunsch...

Ich musste diese Geschichte etwas sacken lassen und sortieren, was mich an dieser Geschichte gestört hat bzw. warum der entscheidende Funke nicht übergesprungen ist.

Der Gedanke, mehrere Jäger auf Talus anzusetzen und ihre jeweiligen Geschichten erzählen zu wollen, finde ich prinzipiell interessant. Aber leider artet die Umsetzung hier in viel zu kurzen Kapiteln aus. Der dadurch häufige Wechsel der Erzählperspektive hat mich besonders am Anfang doch recht irritiert. Nach einer Eingewöhnungs- und Kennenlernzeit der Figuren fiel es mir dann leichter, aber es blieben einfach zu viele Handlungsträger und -stränge, die durch ihre pure Menge einfach gelitten haben, denn die Figuren blieben blass, die Motive und Intentionen konnten teilweise nicht klar herausgestellt werden und es traten zu viele Unbekannte und nie wieder in Erscheinung tretende Figuren auf. Auch fehlt es mir an Hintergrundwissen, zum Beispiel über den Inhalt des Tagebuchs, das eine so wichtige Rolle in dieser Erzählung spielt, oder über die Magie im Allgemeinen. Es bleiben mir leider zu viele offene Enden am Schluss – über den man übrigens auch diskutieren kann – der Geschichte übrig. Es wurde leider recht viel Potenzial verschenkt, wie ich finde.

Sehr gelungen und durchdacht finde ich das Weltensetting. Die Hexen in magisch angelegten Höhlen unter der Stadt anzusiedeln gefällt mir. Es wurde sehr bildlich beschrieben, wie man sie sich vorzustellen hat, ebenso, wie es sich mit den Durchgängen zur realen Welt verhält. Diese Abschnitte haben die Geschichte für mich gerettet, denn hier war der Erzählstil ganz klar und eindeutig, ohne ständig links und rechts zu anderen Schauplätzen und Handlungen abzubiegen.

Die Geschichte erscheint mir leider eher wie ein Teppich, aus dem einige Fäden herausschauen und ihn daher löchrig machen. Man kann ihn zwar noch benutzen, bleibt beim Darübergehen aber an einigen Stellen mit den Zehen hängen und kann ins Stolpern geraten. Aber das Grundmuster des Teppichs gefällt mir!