Rezension

Der große Bruder von Gone Girl

Eisige Schwestern
von S. K. Tremayne

Okay, ich bin ein riesen Schottland-Fan und schon deshalb hat es mir Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Davon abgesehen hat es aber noch einiges mehr zu bieten, was man sich nicht entgehen lassen sollte!

Im Bezug zu diesem Buch wird scheinbar gerne der Vergleich zu Gone Girl gezogen und dazu muss ich folgendes sagen: Ich habe Gone Girl parallel mit meinem Mann gelesen und als er fertig war, sagte er mir, ich soll meine Zeit lieber für ein anderes Buch aufwenden. Er erzählte mir die Story und ich habe Gone Girl mit einem sehr guten Gefühl an die Seite gelegt und mich anderen Büchern gewidmet. Von daher stand ich den eisigen Schwestern ein weeeenig skeptisch gegenüber. Diese Skepsis hat sich aber rasend schnell verflüchtigt! Und ich muss sagen, Gone Girl stinkt gegen Eisige Schwestern schon ein wenig ab!

Eisige Schwestern erzählt die Geschichte einer Familie, die mehr oder weniger konstant am Abgrund steht. Erzählt aus der Perspektive von Sarah und Angus, den Eltern, schwankt man zwischen den Wahrheiten. Die Eltern von Zwillingen führten ein grandioses und glückliches Leben...so lange, bis eine ihrer Töchter in den Tod stürzt. Nun wollen sie auf einer Insel der schottischen Hebriden ein neues Leben beginnen und irgendwie versuchen, den Albtraum zu verarbeiten. Als Leser hat man anfänglich den Eindruck, dass nur Angus ein Geheimnis hat, etwas, dass ihn gegen seine Frau aufbringt, das ihn aber auch gefährlich wirken lässt. Auf der Insel angekommen, wird dieser Eindruck immer stärker und man hat als Leser Schwierigkeiten seine Sympathie gegenüber den Figuren aufrecht zu erhalten, je nachdem, wer von den beiden grad spricht. Denn was man von Sarah erfährt ist folgendes: Die Tochter, die überlebt hat, nach Ansicht aller Kirstie, behauptet plötzlich ihrer Mutter gegenüber steif und fest, sie sei die verstorbene Schwester, Lydia. Nun ist das Chaos komplett und Sarah versucht herauszufinden, welches ihrer Kinder lebt und welches tot ist. Unter dieser Situation leiden alle - Sarah, Angus, die Ehe der beiden, das kleine Mädchen, dass nicht mehr zu wissen scheint wer es ist, die Beziehungen zu Freunden und Verwandten.

Die Umgebung, in der die Handlung stattfindet, leistet einen ganz eigenen Beitrag zur Stimmung. Diese wird immer düsterer, wirrer und undurchschaubarer, aber auch immer spannender. Und hier kann ich endlich mal wieder sagen, das Ende hat es in sich! Eisige Schwestern hat mich weder verwirrt, noch enttäuscht oder unbefriedigt zurück gelassen, sondern mit einem Gefühl, das sich eher als "Wow, krass!" beschreiben lässt.

Wer gerne super spannende Krimis ohne Blut liest, der sollte dringendst zu Eisige Schwestern greifen!!! Selten habe ich solche Spannung ohne Gemetzel und Brutalität in einem Buch erlebt.