Rezension

Der letzte Flug der Küstenseeschwalbe

Zugvögel - Charlotte McConaghy

Zugvögel
von Charlotte McConaghy

Bewertet mit 5 Sternen

In einer nicht allzufernen Zukunft sind die Ozeane leergefischt, die letzten wilden Tiere leben in Schutzzonen unter den sorgenvollen Augen von Wissenschaftlern, strengstens vor der Außenwelt abgeschirmt. Und auch die Vögel sind nahezu vollständig verschwunden.

Mit dem Ziel, den letzten noch lebenden Küstenseeschwalben bei ihrem Flug von Grönland bis in in Antarktis zu folgen, heuert Franny auf einem der wenigen noch verbliebenen Fischkutter an. Sie überzeugt Kapitän und Besatzung ihrem eigentlichen Fanggebiet den Rücken zu kehren, denn die Vögel würden sowohl Franny Erkenntnisse über die Überlebensstrategie dieser Art liefern, aber auch den Seemännern den Weg zu neuen Fischgründen weisen. Denn da wo es die Seevögel hinzieht, wird auch Nahrung sein. Und so reisen sie über den Atlantik, folgen einzig und allein drei mit Peilsendern ausgestatteten Vögeln, und während sich Franny mit der Mannschaft anfreundet, wird sie nach und nach von der Vergangenheit eingeholt.

Ich hab das Buch komplett weggeatmet, was mitunter auch an der unheimlich bildhaften Sprache liegt. Hoffnung und Sehnsucht ziehen sich durch die gesamte Geschichte, das Auffinden eines als ausgestorben geltenden Wolfes gilt zwischenzeitlich als Sensation und ist eine Vision, an die man sich nicht gewöhnen möchte, die aber gar nicht mal so unrealistisch ist. Erinnert thematisch ein wenig an Maja Lundes Klimaquartett samt großangelegtem Artensterben sowie Catherine Poulains Protagonistin in "Die Seefahrerin". Genau im richtigen Gleichgewicht zwischen aufregend und zartfühlend erzählt und literarisch ein völliger Glücksgriff. Ich reihe mich gerne in die endlose Reihe an Leseempfehlungen ein.