Rezension

Leider keine Klima-Utopie

Zugvögel - Charlotte McConaghy

Zugvögel
von Charlotte McConaghy

Bewertet mit 4 Sternen

In einer nicht allzu fernen Zukunft sterben alle Wildtiere nach und nach aus. Franny will den letzten Küstenseeschwalben auf ihrer Reise um die Welt folgen. Dazu heuert sie auf einem der letzten Fischerboote an und überzeugt den Kapitän, den Vögeln zu folgen. Doch die Reise führt die Mannschaft nicht nur in unbekannte Gewässer, legales Zwielicht und politische Unruhen, sondern Franny und Ennis (den Kapitän) auch immer mehr zu sich selbst. 

Geschickt erzeugt Charlotte McConaghy über den gesamten Roman Spannung, indem sie immer wieder Rückblenden einbaut, die darauf schließen lassen, dass in Fannys Vergangenheit etwas Traumatisches geschehen ist. Ihrem Mann, dem eigentlichen Vogelforscher, schreibt sie Briefe, die sie nie abschickt und auch aus ihrer Kindheit hat sie Traumata, die sie belasten. Der Leser will zunehmend Antworten auf seine Fragen und die erhält er zum Schluss auch. 

Doch nicht nur Fannys Vergangenheit ist (für den Leser und die Crew) mysteriös, auch Fanny selbst scheint etwas ganz Besonderes. Hier hat die Autorin teilweise mystische Elemente angedeutet, eine besondere Verbindung zu Vögeln, sogenannte 'Wanderfüße' und Anspielungen auf die Legenden um Selkies, die Fanny etwas 'entrückt' erscheinen lassen. Das verleiht dem Buch eine besondere Stimmung und lässt Fanny als Heldin in diesem Setting, in dem die Rückbesinnung auf die Natur anscheinend verspielt wurde, irgendwie 'auserwählt' erscheinen. Interessant ist, wie die Autorin diese Anspielungen gekonnt dosiert, so dass es immer nur eine Randnotiz bleibt und der Roman an sich sich daher immer im Bereich des Reellen, Glaubhaften bewegt, gleichsam aber mit einem besonderen Unterton.

McConaghys Dystopie (wenn man es denn schon so nennen kann) ist hinsichtlich der Umwelt- und Klimafrage durchaus nahe am Vorstellbaren, das Ende des Buches ist es jedoch nicht. Das ist schade, denn nach der Lektüre von 'Vom Ende der Klimakrise' bin ich überzeugt davon, dass wir positive Utopien, wie unsere Zukunft (und die unserer Erde) aussehen könnte, brauchen, um uns an ihnen zu orientieren. Ich hatte gehofft, dass 'Zugvögel' so eine liefert, doch das tut das Buch nicht. Stattdessen geht es einmal mehr hauptsächlich dann doch um ein persönliches Trauma, das einem Krimi gleich nach und nach für den Leser enthüllt wird. Spannend, aber schade. Dann hätte ich doch lieber noch etwas mehr Mystik gehabt. ;)

Kommentare

wandagreen kommentierte am 01. Oktober 2020 um 10:49

Trotzdem vier Punkte .... das ist unverdient.