Rezension

Der Roman lässt das Gärtnerherz aufblühen, die Geschichte ist allerdings arg konstruiert und die großen und kleinen Dramen lösen sich am Ende zu leicht in Wohlgefallen auf.

Wie Träume im Sommerwind -

Wie Träume im Sommerwind
von Katharina Herzog

Bewertet mit 3 Sternen

Emilia ist zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Clara auf dem Rosenhof ihrer Eltern auf Usedom aufgewachsen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester wollte Emilia den Hof jedoch nicht übernehmen, sondern Parfumeurin werden und ist dafür zur Ausbildung nach Paris gegangen. Ihr Traum hat sich Jahre später nicht erfüllt. Emilia arbeitet stattdessen als Kellnerin in einem Bistro in Paris, als sie der Anruf ihrer Mutter erreicht, dass Clara nach einem Autounfall schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Ohne zu zögern eilt Emilia nach Hause und findet bald ein Foto einer Rose mit einer rätselhaften Widmung und dass Clara vorgehabt hatte, zeitnah nach England zu reisen, wo sie nach ihrer Schulzeit ein Jahr verbracht hat. Als Emilia dann auch noch herausfindet, dass der Rosenhof in Existenznöten ist, beschließt sie zusammen mit ihrer Nichte nach England zu reisen, um herauszufinden, was es mit der ominösen Rose auf sich hat und was Clara dort wollte. Einerseits hegt sie die Hoffnung, Clara mit dem Duft der Rose aus dem Koma holen zu können und andererseits herauszufinden, ob es sich bei dem Briefeschreiber um den geheimen Vater ihrer Nichte handeln könnte.
Emilia selbst hegt immer noch Gefühle für ihren Jugendschwarm, der sich scheinbar nicht für sie interessierte.

Die Geschichte wird in der Gegenwart aus der Perspektive von Emilia geschildert, die wegen des Unfalls ihrer Schwester zurück in ihre Heimat kehrt und trotz ihres Alters ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und noch nie eine Beziehung geführt, die länger als nur ein paar Monate dauerte. Wechselweise erfolgen Kapitel aus der Sicht von Clara, die 16 Jahre früher handeln, als sich die ältere der beiden Schwestern nach dem Abitur in England aufhielt.
Die Schauplätze, insbesondere die Gärten, die wie die Rosen in dem Roman eine Schlüsselrolle spielen, werden bildhaft beschrieben. Auch die intensiven Düfte, die vor allem olfaktorisch begabte Emilia wahrnimmt, sind eindringlich beschrieben.
Die Geschichte birgt so manches Geheimnis, das allerdings darin begründet liegt, dass die Protagonisten aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen nicht mit einander kommunizieren. Geplatzte Träume, finanzielle Sorgen, unglückliche Liebschaften... zu viel wird verdrängt und sorgt nur für noch mehr Probleme. Claras Gesundheitszustand und die Eheprobleme der Eltern kommen noch obendrauf.
Die Suche nach der Rose und die eigentümliche Reise nach Kent erscheinen ein wenig blauäugig und abenteuerlich, aber Sorgen zumindest für ein wenig Spannung, nachdem die Geschichte auf Usedom zu Beginn auf der Stelle tritt.

Möglicherweise sind es zu viele Probleme und Geheimnisse auf einmal, weshalb kein Aspekt wirklich in die Tiefe geht und nachhaltig erörtert wird. Vor allem auch die Gefühle und Beziehungen der Personen untereinander werden überhaupt nicht deutlich. Weder ist das Band innerhalb der Familie noch sind die seit Jahren erhofften Liebesbeziehungen spürbar. Die Liebe zu Pflanzen und zu Düften nimmt in der Geschichte weit mehr Worte ein, als die so romantisch erdachten Liebesgeschichten. Diesbezüglich kann auch nur die zugegebenermaßen sehr dramatische Liebe von Clara überzeugen. Emilias Heimlichkeiten und Unsicherheiten sind in ihrem Alter dagegen nur schwer nachvollziehbar. Auch das Verhalten ihres Schwarms, das Emilia auf Abstand hielt, ist so wenig verständlich wie die abrupte Annäherung der beiden.

Der Roman lässt das Gärtnerherz aufblühen, ist inhaltlich anfangs nur mäßig spannend und birgt zu viel Ungesagtes, das aufgesetzt wirkt, so dass man nicht wirklich mit den Hauptfiguren und ihren großen und kleinen Dramen mitfühlen kann. Dass sich am Ende wirklich alle Schwierigkeiten in Wohlgefallen auflösen, ist für das romantische Leserherz zwar schön, aber nur wenig realitätsnah.