Rezension

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Die Besondere

Die Berufene - M. R. Carey

Die Berufene
von M. R. Carey

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Cover

Das Cover ist gelb und zeigt ein Mädchen, das seine Arme seitlich von sich streckt. In großen Lettern ist "Die Berufene" quer über die Seite gedruckt. Die Buchstaben, die über den Körper des Mädchens laufen, sind rot gefärbt. Außer, dass das Mädchen auf dem Cover wohl Melanie, die Hauptprotagonistin, sein soll, hat das Cover keinen für mich sichtbaren Zusammenhang zum Inhalt.
 

Die Story

Die Welt wurde von einer Seuche dahin gerafft, die Menschen zu hungrigen Bestien mutieren lässt. Das kommt einem als Leser zunächst bekannt vor. Anders an dieser Geschichte ist aber, dass es infizierte Kinder gibt, die keinen unkontrollierbaren Hunger haben, sondern durchaus intelligent sind. Als weitere Besonderheit ist mir aufgefallen, dass die Hungernden - so werden sie in diesem Buch genannt - nicht mehr von dir lassen, wenn sie erst einmal deinen menschlichen Geruch gewittert haben. Sie verfolgen dich. Ein einfaches Weglaufen und Verstecken ist hier nutzlos. Du musst sie töten.
 

Die Charaktere

Melanie, die Hauptprotagonistin, lebt auf einem Militärstützpunkt. Wenn sie nicht gerade in ihrer kleinen Zelle, gefesselt auf einem Stuhl, ihren Gedanken nachgeht, erhält sie mit anderen Kindern Unterricht. Ihre Lieblingslehrerin ist Helen Justineau. Sie vergöttert sie und hangelt sich von Tag zu Tag, in dem sie sich auf die "Miss Justineau-Tage" freut. 
Melanie weiß, dass sie anders ist, versteht die Ausmaße aber erst als der Stützpunkt überfallen wird und sie mit Sergeant Parks, Miss Justineau, Dr. Caldwell und Gallagher auf der Flucht ist und Hungernde sieht, die ähnlich sind wie sie. 
Miss Justineau setzt sich vehement dafür ein, dass Melanie mit ihnen gehen darf. Sie vertraut Melanie und weiß, dass sie ihr nichts antun wird. Außerdem fühlt sie sich wegen der grausamen Behandlung, die die Kinder auf der Militärbasis erleiden mussten, schuldig und sich verpflichtet, auf Melanie aufzupassen.
Dr. Caldwell ist eine Biologin und ein Menschenleben, besonders das der infizierten Kinder, ist ihr gleichgültig. Sie sieht sie lediglich als Objekte, die sie aufschneiden und analysieren kann. Nichts anderes hat sie auch mit Melanie vor und erhofft sich nach wie vor den großen Durchbruch bei der Erforschung des Virus und der Entdeckung eines Heilmittels. Durch die Umstände ihrer Flucht und das fehlende Equipment wird ihr dies natürlich erschwert und sie erhofft sich die Erlösung in Beacon.
Sergeant Parks ist ein Sergeant wie er im Buche steht. Gefühlskalt und nur darauf bedacht, nicht seine Mission zu gefährden. War seine ursprüngliche Mission die, den Stützpunkt zu bewachen so ist sie nun diese, die 4 anderen lebend nach Beacon zu leiten. Er sträubt sich zunächst bei der Begleitung durch Melanie, aber Miss Justineau ist hartnäckig und auch Dr. Caldwell besteht auf Melanies Begleitung, wenn auch aus anderen Gründen. Mit Mundschutz und gefesselten Händen lässt er Melanie bei der Gruppe und muss nach und nach feststellen, dass sie ein sehr kluges Mädchen und der Gruppe überaus hilfreich ist.
Gallagher ist ein junger Soldat und befolgt stur die Befehle von Sergeant Parks. Er fürchtet sich vor der Rückkehr nach Beacon, ist er doch vor einiger Zeit von dort geflüchtet. Sein einziger Halt ist Parks und die Befolgung von Befehlen.
 

Der Schreibstil

Zu Anfang ist die Story in einer Art Tagebuch-Stil geschrieben, in dem Melanie von ihren Erlebnissen berichtet. Mir blieb stellenweise die Spucke weg, weil Melanie schnörkellos und ungeschönt von Grausamkeiten berichtet, die sie scheinbar als normal betrachtet.
Nach dem Überfall wechseln die Erzählabschnitte zwischen Justineau, Parks, Gallagher, Caldwell und Melanie. So erhält der Leser die verschiedenen Sichtweisen der Protagonisten und lernt sie besser kennen. 
Die Schreibweise kam stellenweise etwas holperig daher. Es fehlten detaillierte Beschreibungen der Umgebung oder anderer Einzelheiten, so dass ich mir vieles selbst im Kopf zurecht legen musste. Für manche Leser mag dies besonders spannend sein, bei mir störte es aber den Lesefluss.
 

Das Ende

Rückblickend auf die gesamte Geschichte, ist dieses Ende wirklich logisch und auch nicht wirklich überraschend. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet. aber es passte zum Gesamtbild. Es schürt keine Hoffnung, sondern gibt einem irgendwie den Blick auf die Endgültigkeit - zumindest für die Menschheit.
 

Fazit

Eine originelle, doch stellenweise leider holprige Geschichte, mit einer liebenswerten und altklugen Hauptprotagonistin und einer doch unverfälschlichen Erkenntnis: Wir haben verloren.