Rezension

Naja...

Die Berufene - M. R. Carey

Die Berufene
von M. R. Carey

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Satz:
Ihr Name ist Melanie.

Meine Meinung:
Inhalt
Melanie sitzt in einem Raum fest, ohne Fenster, ohne soziale Kontakte. Sie kann sich nicht erklären, warum das so ist. Und warum die Männer sie an einen Stuhl festschnallen, wenn sie ihren Raum verlassen darf, weiß sie auch nicht. Melanie ist ein schlaues Mädchen. Sie hinterfragt alle möglichen Sachen, die ihr, vor allem von Miss Justineau, gelehrt werden und ist sehr aufmerksam. Ihr Tagesablauf ist stets derselbe, bis sich das Blatt wendet.

Irgendein tollpatschiger Trottel stolpert über einen losen Pflasterstein oder niest oder kratzt sich am Arsch, und schon registriert einer der Hungernden das Geräusch, die Bewegung oder sonst einen Scheiß. Und sobald einer von ihnen dich gesehen hat, sind die anderen sofort dabei. Innerhalb eines Herzschlages sind sie von null auf hundert und rennen alle in dieselbe Richtung.
Zitat aus "Die Berufene"

Cover
Das Cover ist ziemlich grell und somit ein absoluter Hingucker. Es strahlt einen förmlich an. Ich sehe darauf Melanie, wie sie ihre Arme ausbreitet, um ihre "Mission" zu bestehen.

Sie streichelt über den Einband, fächert die Seiten auf und dreht es hin und her, um es sich ganz genau anzusehen. Sie schnüffelt an dem Buch. Das erweist sich als Fehler, denn es riecht nach Miss Justineau. Am Anfang ist da nur der chemische Geruch ihrer Finger, genauso bitter und eklig wie immer, doch darunter, vor allem auf den inneren Seiten, hängt der warme Menschengeruch, der nur Miss Justineau gehört.
Zitat aus "Die Berufene"

Gesamt
Mir fiel der Einstieg in das Buch sehr, sehr leicht. Ich lernte gleich Melanie kennen, sowie ihren alltäglichen Ablauf. Dabei kommt die Protagonistin für mich sehr echt und auch sehr sympathisch rüber. Für ihr junges Alter ist sie schon unheimlich intelligent. Sie hat Wissen in ihrem kleinen Köpfchen angehäuft, von den manche Menschen, die durchaus älter sind, nur träumen können.
Melanie weiß nicht, was sie ist. Klar, möchte sie es gerne wissen, aber sie hinterfragt es nicht. Alles, was von ihr verlangt wird, macht sie. Ohne Wenn und Aber.
Die Hintergründe werden erst peu a peu klar.
Nicht nur aus Melanies Sicht wird diese Geschichte erzählt, sondern auch Miss Justineau und ein paar andere Charaktere kommen hier zu Wort. Jedes der Kapitel wird auktorial erzählt.
Gerade in den Kapiteln, wo die Wissenschaftler die Erzählung übernehmen, bekommt man einen sehr tiefen Einblick, in die Forschung, und ebenfalls in die gesamte Situation in denen die Menschheit gerade steckt. Die vielen Hintergrundinformationen zu der Seuche kamen mir allesamt schlüssig und, für dieses Genre, durchaus realistisch rüber. Ich musste oft drüber nachdenken, wie ich in einer solchen Situation reagieren würde, schließlich haben sie es mit Kindern zu tun, die von der Seuche befallen wurden...
Der Schreibstil, den der Autor an den Tag legt ist absolut nicht zu verachten. Er hielt mich am Buch festgewachsen und machte es für mich zum Teil zu einem Leseerlebnis. Der Schreibstil ist es auch, der mich über die lange Durststrecke, die ab der Hälfte des Buches für mich herrschte, hinwegtröstete. Leider passiert ab dieser Stelle nämlich nichts Außergewöhnliches mehr, was man als "Zombie-Liebhaber" nicht schon in irgendeiner Form gesehen, bzw. gelesen hat. Ich fühlte mich sehr oft an "The Walking Dead" erinnert, mit dem Unterschied, dass in der Serie für mich nie irgendetwas langweilig war. Bei "Die Berufene" dreht sich irgendwann alles erstmal nur noch um die Flucht. Wohin steht noch in den Sternen. Und was anderes passiert nicht wirklich, was für mich wirklich sehr ermüdend war. Einziger Lichtblick war, wie oben schon erwähnt, der fesselnde Schreibstil und die Entwicklung, die Melanie durchgemacht hat.
Mein persönliches Highlight ist an diesem Roman, dass hier mal eine völlig andere Perspektive gewählt wurde: Nämlich die Sicht eines "Hungernden"auf ihre Umgebung. Es war für mich etwas völlig Neues mal in diese Perspektive eintauchen zu können.
Das Ende war mir ein bisschen zu unrund. Ich hätte mir da noch einen abschließenden Epilog gewünscht, wie es vielleicht zwanzig Jahre später ausgesehen hat.

Fazit:
Positiv
Melanie ist eine sehr starke Protagonistin. Dadurch dass sie selbst von dem Parasit infiziert wurde, hat man das ganze Geschehen auch mal aus einer völlig anderen Sicht erleben dürften.
Der Schreibstil ist reich an Tempo.
Ganz besonders die erste Hälfte des Buches ist absolut spannend und mitreißend.

Negativ 
Leider habe ich persönlich nichts Neues erlebt, bis auf die Tatsache, dass die Geschichte auch mal aus der Sicht von Melanie erzählt wurde, die selbst eine Hungernde ist.
Dadurch war das Buch leider nicht mehr so spannend, wie es noch am Anfang gewesen ist.
Das Ende fand ich bedauerlicher Weise nicht gut gelungen. Es hätte mir besser gefallen, noch einen abschließenden Epilog lesen zu können. So stand für mich das Ende irgendwie ein bisschen zu sehr in der Luft.
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