Rezension

Innovative Story, die leider mit zu viel Längen umgesetzt wurde

Die Berufene - M. R. Carey

Die Berufene
von M. R. Carey

Bewertet mit 3.5 Sternen

In nicht allzu ferner Zukunft: Die 10-jährige Melanie lebt den ganzen Tag eingesperrt in einer Zelle, nur zum Schulunterricht wird sie an einem Rollstuhl angeschnallt in das Klassenzimmer zu den anderen Kindern gebracht. Sie weiß nicht woher sie kommt und ob sie von der Zukunft etwas erwarten kann. Denn die Menschen von Großbritannien wurden von parasitären Pilzen befallen und leben nun als „Hungernde“, die jeden der überlebt hat, fressen wollen…

 

Cover:

Das Cover ist gelb, und eine Kind, dem Betrachter den Rücken zugewandt, steht dort mit ausgebreiteten Armen. Wahrscheinlich ist es die kleine Melanie. Es passt gut zum Buch, mich persönlich spricht es jedoch nur gering an.

 

Schreibstil:

Die Geschichte ist im Präsens geschrieben. Die Kapitel werden abwechselnd aus unterschiedlicher Sichtweise der Protagonisten erzählt. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Nur ein Kapitel zu Anfang (12.), in welchem aus Sergeant Parks Sichtweise erzählt wurde, machte mich doch stutzig und las sich sehr holprig. Es waren zu viele Kraftausdrücke, und zu viel Umgangssprache darin.

 

Charaktere:

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und entwickeln sich im Buchverlauf stetig auf ihre Weise weiter. Sie konnten mich zu fast jeder Zeit überzeugen.

Leider erfährt man nur spärlich etwas über das Leben der Charaktere vor dem Parasitenbefall.

Den größten Entwicklungssprung macht Melanie, weil sie viel lernt und sich ständig neu anpassen muss. Sie ist sehr selbstbewusst und auch streng mit sich damit sie ihre Instinkte unter Kontrolle bekommt. Doch seltsamerweise hat sich Melanie zum Schluss auf einmal sehr schnell sehr gut unter Kontrolle halten können, was mich nach der Vorgeschichte dann doch wunderte.

Aber auch Sergeant Parks verändert sich. Anfangs hielt ich ihn noch für das größte Untier und im Verlauf hat er auf einmal auch so viele gute Seiten und ist sehr professionell, was seine Arbeit angeht.

Die Wissenschaftlerin Dr. Caldwell ist mir durchgängig unsympathisch gewesen, und trotzdem ist sie eine starke Persönlichkeit die für die Story doch sehr erfrischend ist.

Mrs. Justineau kam mir anfangs viel zu lieb vor, aber auch sie wird Stück für Stück mehr sie selbst. Zum Schluss halten sich die guten und schlechten Seiten die Waage.

Gern hätte ich mehr über Gallagher erfahren, obwohl dieser die einzige Person ist, über dessen Vergangenheit man doch immerhin etwas erfährt. Auch über die Motivation der Schrottwühler wird man im Dunkeln gelassen.

 

Meine Meinung:

Das Buch beginnt wirklich spannend, und mir fiel es sehr leicht in die Geschichte einzusteigen. Es hat mich sehr neugierig gemacht und ich wollte unbedingt wissen wie es Melanie weiterhin ergeht und was sie und die anderen Kinder noch alles erleben.

Leider waren diese Seiten nur rar gesät, schon nach ca. 150 Seiten kommt es zu einigen Längen in der Story, die mir das Lesen erheblich schwer machten. Irgendwie schleift die Geschichte sich so durch, ohne dass ich weitere storyrelevante Erkenntnisse erhalten habe oder überhaupt etwas anderes geschieht als Verstecken, Weglaufen und der Nahrungssuche der Protagonisten.

Was vielleicht auch daran liegt, dass die Idee des Buches ursprünglich aus einem Kurzroman entstanden ist, wie man in der Danksagung des Autors M. R. Carey erfährt.

Die Idee des Buches hat mir gut gefallen, es wurde ein Ausschnitt einer dystopischen Welt aufgezeigt, in der nur noch ein paar Hände Menschen leben, dessen Untergang so gut wie sicher ist. Und trotzdem kämpfen diese Menschen ums Überleben und versuchen den Pilz zu bezwingen und ein Heilmittel herzustellen. Für sich genommen, hat die Geschichte innovative Gedanken - ich persönlich konnte aber auch einige Parallelen zu dem Film „28 Days Later“ entdecken.

Gelegentlich muss sich der Leser allerlei biologisch-chemische Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Parasit von Dr. Caldwell erklären lassen. Dem zu folgen, ist mir nicht immer hundertprozentig gelungen.

Das Ende war für mich nicht unbedingt überraschend, aber es konnte mich doch auf seine Art überzeugen.

Dadurch, dass bei der Buchbeschreibung von diversen Internetanbietern und auch auf der Verlagshomepage kein Lesealter angegeben ist, gehe ich davon aus, dass es sich um Erwachsenenliteratur handelt. Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Für mich fühlte es sich eher wie ein Jugendbuch an. Die Dramatik und die Brutalität der Hungernden, konnten mich während des Lesens nicht in dem Maß überzeugen, die ich mir für Horrorszenarien gewünscht hätte...

Aufgrund der erwähnten Längen und der damit getrübten Lesefreude, kann ich dem Buch, obwohl der Anfang und das Ende sehr gut waren, nur 3,5, also knapp 4 von 5 Sternen geben.