Rezension

Komplexer Zombieroman

Die Berufene - M. R. Carey

Die Berufene
von M. R. Carey

Der Untergang der Menschheit kam schneller als gedacht. Als sich der Pilz verbreitete, der Menschen in Hungernde verwandelte, war es bereits zu spät, ihn aufzuhalten. Wer gebissen wurde, war infiziert und verwandelte sich innerhalb kurzer Zeit selbst in einen dieser gedankenlosen, vom Fresstrieb gesteuerten Wesen. 

In einer scheinbar sicheren Station versucht Dr. Caldwell ein Heilmittel zu finden, noch immer in dem Glauben, sie könnte einen Impfstoff entwickeln. Zur Verfügung stehen ihr infizierte Kinder, die zwar den Fresstrieb aufweisen, aber gleichzeitig über normale Kognitive Fähigkeiten verfügen. Miss Justineau ist eine von wenigen Lehrerinnen, die die Kinder unterrichten, um zu sehen, wie schnell sie was lernen können. Die meiste Zeit sitzen die Kinder in ihren Zellen, zum Unterricht werden sie an Stühlen festgeschnallt, um niemanden zu beißen. Einmal die Woche werden sie mit Chemikalien abgeduscht, als Nahrung gibt es Mehlwürmer, Wasser brauchen sie nicht. Die Menschen in der Station reiben sich mit G-Blocker ein, der einen scharfen Chemiegeruch verströmt und so ihre Pheromone - davon werden die Hungernden abgelockt - überdeckt. Während Dr. Caldwell am liebsten ein Kind nach dem anderen aufschneiden würde, sieht Miss Justineau das Menschliche in ihnen. Vor allem in dem kleinen Genie Melanie, das weiß, warum sie gefesselt wird, und alles über sich ergehen lässt. 

Als die Station von Hungernden überrannt wird, gelingt Miss Justineau, Dr. Caldwell, Seargent Parks und seinem Soldaten Gallagher die Flucht in einem Hummer. Melanie nehmen sie mit: Miss Justineau aus menschlichen, Dr. Cadwell aus wissenschaftlichen Gründen. Es beginnt ein Kampf ums Überleben, eine Suche nach Nahrung und Unterschlupf, eine Flucht vor Hungernden und Schrottwühlern und ein Kampf gegen die eigenen Triebe. 

Die Berufene hat mich überrascht. Wer hätte gedacht, dass sich hinter diesem quietschgelben Cover eine so spannende, blutige, clevere, nachdenkliche Zombiegeschichte verbirgt? Der Plot fesselt von der ersten Seite an und die Perspektivenwechsel verschaffen der Geschichte eine Gewisse Tiefe und Komplexität. Alles steuert unaufhaltsam auf ein Ende zu, dass sehr konsequent ist und der Geschichte den nötigen Abschluss verleiht. Als Leser lernt man viel über den Pilz, wie er funktioniert, was ihn antreibt, wie er sich ausbreitet. Man erfährt relativ wenig darüber, was mit der restlichen Welt geschehen ist, es beschränkt sich auf England. 

Die Berufene überzeugt durch einen spannenden, blutigen Plot, durch vielschichtige Charaktere und eine zerstörte Welt, in der ein Kampf zwischen Parasit und Wissenschaft tobt.