Rezension

Die Frage nach der Zeit

Hast du Zeit? -

Hast du Zeit?
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Wer ist der Mann, der sich seiner Zeit beraubt fühlt und nun mehrere Personen entführt und ermordet hat. Constanze Goldmann, eine Krankenschwester, und Schornsteinfegermeisterin Felicitas Möller, die gerade noch einem kleinen Mädchen Glück versprochen hat, sind nicht die ersten, die hier ein Psychopath in seine Gewalt bringt. Sie und auch die weiteren Opfer scheinen nichts miteinander zu tun zu haben. Es gibt keine Spuren und die Polizei ermittelt nur halbherzig, wie es scheint. Dafür beginnt der ehemalige Bundestagspolizist Lars Erik Grotheer und die Lebensgefährtin der entführten Schornsteinfegerin Lilly Costanzo nach ihren Angehörigen und dem Täter zu suchen.

Durch das schwarze Cover mit der in rot gehaltenen Sanduhr durch die der Sand wie Blut zu fließen scheint, dazu der rote Buchschnitt, haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Und der Titel wirft zusammen mit dem Klappentext und dem mysteriös klingenden Prolog erste Fragen auf. Wer ist der Mann, der hier eine Liste abarbeitet und dem seine „Wand“ so wichtig ist und die ihm über alles geht? Als ich auf diese Wand lesenderweise mal einen Blick werfen konnte, hatte ich Gänsehaut. Wie krank muss man sein…

Genau so eine Gänsehaut hatte ich bei den wirklich vielen Worten des sonst eher schweigsamen Lars Erik Grotheer am Ende der Geschichte. Sie haben mich tief getroffen und mir die Zeit noch einmal bewusster gemacht.

Autor Andreas Winkelmann hat mich mit diesem Thriller und seinem packenden Erzählstil, der die Seiten nur so dahin fliegen lässt, ab der ersten Seite gefangen, gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr aus den Fängen des Psychopathen raus gelassen.

Sehr interessant finde ich die Täterperspektive, die, ausgewiesen mit einer eigenen Schriftart, zeigt, dass er sich seiner Zeit beraubt fühlt. Warum das so ist und wie er damit umgeht, das wird ganz langsam im Laufe der Geschichte immer klarer.

An Verdächtigen gibt es einige, die aber nach und nach alle ausgeschlossen werden. Ich hatte zwar einen Verdacht, der sich schlussendlich auch als richtig erwiesen hat. Aber nur durch ein Bauchgefühl kann man halt keinen Täter dingfest machen.

Die Spannung beginnt gleich auf Seite 7, steigt kontinuierlich an und hält sich konstant hoch bis zum Schluss. Ich hatte zwischendurch das Gefühl mittendrin zu stecken in einer Gefahr, die ich mit den Gefangenen zu spüren glaubte. Der rote Faden, der die Frage nach der Zeit aufwirft, egal ob man sie hat oder nicht, zieht sich durch die gesamte Geschichte.

Ein äußerst interessanter, super spannender Thriller über ein Thema, das uns alle in gewisser Weise angeht. Der mich zum Nachdenken über mein eigenes Verhalten im Umgang mit der Zeit inspiriert hat. Der mich aber hauptsächlich sehr gut unterhalten hat.