Rezension

Ein Epos in drei Akten

Zum Paradies
von Hanya Yanagihara

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich diesen Roman so oft bei Social Media gesehen habe, musste ich ihn einfach kaufen. Und ja mir war von Anfang an bewusst, dass diese fast 900 Seiten kein Spaziergang werden und dennoch hat es sich gelohnt.

Hanya Yanighara entführt uns in ein Amerika, dass es so nie gegeben hat und dennoch verzaubert es einen bereits auf der ersten Seite, denn queer sein ist völlig normal und kein Skandal, wie manche teils heute noch glauben.

Das Besondere an dem Roman ist in jedem Fall seine Sprachgewalt und dass die Autorin wirklich alles haarklein beschreibt, so dass man das Geschilderte sieht, riecht und schmeckt. Wer so etwas nicht mag, der wird den Roman schnell als langweilig ansehen.

So ferne Zeiten, die dennoch eins gemeinsam haben: Das Haus am Washington Square in New York, welches in allen das verbindende Element ist.

Für mich fühlten sich alle drei Teile an wie je ein eigener Roman. Daraus hätte man auch locker drei Bücher machen können. Und dennoch wird in jedem Part schnell deutlich, was die Protagonisten bewegt: Wie verhalte ich mich trotz gesellschaftlicher Zwänge oder äußerem Druck? Wie entgehe ich der Einsamkeit? Wie kann ich ich selbst bleiben? Alles was irgendwie menschliche Regungen, Gedanken und Gefühle sind, finden sich genau hier wieder. Da fühlt man sich trotz der umfangreichen Geschichte verstanden und gesehen.

Fazit: Ein ellenlanger Epos, der durchaus als klasse Start in das Lesejahr 2022 gesehen werden darf. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.