Rezension

Ein Familiengeheimnis - gehütet bis ins hohe Alter

Das letzte Licht des Tages - Kristin Harmel

Das letzte Licht des Tages
von Kristin Harmel

Bewertet mit 5 Sternen

1940 || Seit gut einem Jahr ist Ines Chauveau mit Michael verheiratet. Ihm gehört das Weingut Maison Chauveau. Dies liegt in der Nähe der Stadt Reims, Frankreich. Sie überbringt ihm an diesem Tag die Nachricht, dass die Invasion der Deutschen begonnen hat. Nunmehr machen sie sich daran, den wertvollen Champagner in den Tiefen des Kellers zu verstecken. Es gibt dort einen geheimen Lagerkeller, wovon nur vier Leute wußten. So auch der Kellermeister Theo und seine Frau Celine.
Ines hatte in jungen Jahren ihre Eltern verloren und fand daraufhin ein neues Zuhause bei der Familie ihrer Freundin Edith. Als diese Eduard Thierry heiratet, geht sie mit nach Reims. Dort hat Eduard eine Brasserie geerbt. In dieser hilft Ines mit aus und lernt dort Michael kennen. Nun war sie die Frau eines renommierten Champagnerhauses.
Sommer 2019 || Olivia Kent, Kurzform Liv, lebt in New York. Ihre Ehe mit Eric ist nach zwölf Jahren beendet. Die immerwährende Versuche endlich schwanger zu werden, hatte letztendlich zum endgültigen Bruch geführt. Sie waren das perfekte Vorzeigepaar gewesen, auch beruflich.
Nun stand Liv da, ohne Job, ohne Mann, ohne Kind, ohne Geld. Nicht ganz, denn ihre Großmutter Edith, die in Frankreich lebte, übernahm erst mal die Wohnungskosten. Dann steht die neunundneunzigjährige Dame vor Livs Wohnungstür. Sie möge ihre Taschen packen, der Flug nach Paris geht in ein paar Stunden, so ihre Worte.  Es gibt gute Gründe, doch diese möchte Edith ihr vor Ort erzählen. Es ist Zeit, dass die Wahrheit ans Licht des Tages kommt. Nur kurze Zeit später geht es von Paris aus nach Reims. Hier lernt Liv den Anwalt ihrer Großmutter kennen.  Julien und dessen Familie arbeitet schon Jahrzehnte für Edith. Auch das ist neu für Liv. Allerdings verweist er Liv immer wieder darauf hin, dass Edith ihr die Geschichte des Aufenthaltes schon erzählen würde.
Geschrieben ist der Roman in zwei Zeitepochen und solche Romane finde ich immer sehr lesenswert. Die jeweiligen Kapitel sind mit dem aktuellen Protagonist/in gekennzeichnet sowie dem Monat/Jahr. Die Handlung spielt in Frankreich. Man spürt deutlich die Gefahr zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, ist erschüttert durch die geschilderten Szenen der Deutschen. Was noch erschwerend für Celine, die Frau des Kellermeisters, ist, ihre Herkunft ist jüdisch. Dass Michael für den Widerstand/Restistance tätig ist, dass Liebe, Eifersucht blind macht, all das und mehr wieder einmal hat die Autorin es berührend und bildhaft geschrieben.
Falls der Leser mit dem Verhalten der Großmutter Edith nicht klar kommt, nun wer den Krieg überlebt hat … So vermag ich auch kein Urteil zum Ende des Buches abgeben. Wie hätte man selbst gehandelt?
"Das letzte Licht des Tages" von der Autorin Kristin Harmel hat mich mit dem einfühlsamen Schreibstil, auch zu der schrecklichen Zeit, eintauchen lassen.
Das Schicksal geht seine eigenen Wege.
Es ist nicht das erste Buch der Autorin, welches ich gelesen habe. Es zeigt wiederum auf, dass Kristin Harmel sich in dieser Zeit sehr belesen hat, Recherche ist das A und O. Und wie so oft stellt sich die Frage: "Was hätte ICH an deren Stelle getan?"