Rezension

Familiengeheimnisse

Das letzte Licht des Tages - Kristin Harmel

Das letzte Licht des Tages
von Kristin Harmel

Bewertet mit 4 Sternen

Frankreich 1940: die Invasion Frankreichs durch die Deutschen hat begonnen. Auf dem Weingut Chauveau leben Inés und ihr Ehemann Michel, gemeinsam versuchen sie zunächst ihr Gut zu retten. Doch dann muss Inés feststellen, dass sich ihr Mann heimlich der Résistance angeschlossen hat und auch sie muss sich für eine Seite entscheiden.
Sommer 2019, gemeinsam mit ihrer Großmutter Edith reist Olivia, genannt Liv, nach Frankreich. Dort trifft sie auf den Anwalt Julien Cohn, der scheinbar mehr über die Vergangenheit ihrer Großmutter weiß. Gemeinsam beginnen sie zu forschen, was einst auf Chauveau geschehen ist und sie treffen auf eine Geschichte geprägt von Verrat aber auch von Hoffnung.

Meine Meinung

Eigentlich schreibt Kristin Harmel in einem Genre, das ich nur sehr selten lese, doch gerade Familiensagas mit Geheimnissen und dann auch noch rund um den zweiten Weltkrieg finde ich immer ganz spannend.
Dieses Mal führt uns die Autorin nach Frankreich auf das Weingut Chauveau. Mit ihrem sehr leichten, aber auch emotionalen Schreibstil gelingt es ihr hier, wie auch sonst, den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen.
Erzählt wird das ganze aus unterschiedlichen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart 2019 und der Vergangenheit ab 1940. Dabei bleiben die Zusammenhänge zwischen den beiden Zeitebenen zunächst noch im Verborgenen und erst so nach und nach verknüpfen sich die Ebenen.
Wie schon erwähnt mag ich Rückblicke in die Vergangenheit, allerdings habe ich hier doch eine Weile benötigt, um mich in die Charaktere hineinversetzen zu können. Diese blieben mir zunächst noch recht fern und mir fehlte diese eine, besondere Person, mit der ich hätte mitfühlen können. Dafür fand ich aber insgesamt die Darstellung der Besatzung Frankreichs und die beschriebene Arbeit der Résistance ganz gut aufgezeichnet. Auch der Part der Gegenwart blieb auf den ersten Seiten noch etwas zu vorhersehbar und auch Liv blieb mir zunächst noch fern. Wie so oft in Romanen, bei denen auch die Liebe eine Rolle spielt, konnte ich auch hier wieder einiges vorhersehen, was ich aber nicht so schlimm empfunden habe. Dafür blieben die Geheimnisse der Vergangenheit und deren Verknüpfungen zur Gegenwart recht spannend und ergaben erst im Laufe der Zeit ein immer deutlicheres Bild.
Womit die Autorin bei mir immer punkten kann, ist die Entwicklung ihrer Liebesgeschichte, die zwar die Gefühle sehr gut transportiert, dabei nicht in Kitsch abdriftet.
Ihre Charaktere bekommen so nach und nach ein Gesicht und man muss dem ein oder anderen Zeit für die Entwicklung geben. Gerade auch Inés hat mich am Anfang zweifeln lassen, doch gerade ihre Zeichnung und wie sie sich insgesamt entwickelt, fand ich glaubhaft. Sie ist auf jeden Fall der Charakter, der mich auch im Nachhinein am meisten Nachdenken lässt.

Mein Fazit

Ich habe bereits einige Bücher der Autorin gelesen und bin immer wieder von ihrem sehr fesselnden und emotionalen Schreibstil angetan. Sie lässt ihre Charaktere lebendig und glaubhaft wirken und bringt den Leser immer wieder dazu innezuhalten und über die Handlungen nachzudenken. Harmels Erzählungen zur Besetzung Frankreichs fand ich ebenfalls ganz hervorragend dargestellt. Insgesamt ein Buch, das ich gerne gelesen habe.