Rezension

Ein Märchen für Erwachsene

Der Ozean am Ende der Straße - Neil Gaiman

Der Ozean am Ende der Straße
von Neil Gaiman

Äußeres Erscheinungsbild:
Ist das Cover nicht einfach gigantisch? Die Farbverläufe sind einfach nur wunderschön und der Einsatz von dem inhaltswichtigen Ozean zusammen mit dem zerfallen Bauernhofshaus transportieren diese magische Stimmung des Buches einfach sehr gut.
Der Titel wurde einfach ins Deutsche übersetzt und das ist gut so. Kein anderer Satz hätte das Buch so gut in einem Satz zusammengefasst, wie dieser.

Eigene Meinung:
Sonderlich viel gibt der Klappentext nicht her und doch wusste ich, dass sich die Idee wie ein Märchen für Erwachsene anhörte.
Neil Gaiman ist ja bekannt dafür sehr poetisch und magisch zu schreiben, seine Kopf platzt einfach voller Ideen. Ich kenne seine Arbeit bruchstückhaft durch Comics und Serien und war gespannt auf dieses Buch.
Die Idee die Gegenwart eines erwachsenen Mannes mit den Erinnerungen an seine Kindheit zu verknüpfen ist ein Symbol dafür, wie wir alle Dinge hinter uns lassen und vergraben, die unschön oder auch der Fantasie eines Kinderhirn geschuldet waren.

Die ganze Handlung über konnte ich nicht einordnen in welcher Zeit der Roman spielt und das finde ich sehr gut. Die Gedanken können freien Lauf haben: altmodische Jetztzeit? Bunte Gegenwart?
 Man weiß nie was Realität, Traum oder Fantasie ist und das Gehirn des Lesers driftet regelmäßig in unbekannte Welten ab und träumt und denkt vor sich hin.
Diese traumhaften Beschreibungen und die Erforschungen der Freundschaft lassen einen fast vergessen wie grausam die Welt des Jungen doch ist. In seiner Welt herrschen Armut, Ehebruch, Gewalt und Beeinflussung und dennoch erscheint einem das Buch fast wie ein Märchen.

Jeder Satz ist voller Poesie und märchenhafter Theatralik. Der Schreibstil lässt sich flott lesen und man merkt genau, ob mann die Erlebnisse eines Jungen und die Erinnerungen eines Erwachsenen nachvollzieht.

Die Figuren sind einem alle recht distanziert und fremd und weiß nie was man von ihnen halten soll. Sie alle sind von der naiven Art und der blumigen Sichtweisen des handelnden Jungen (dessen Namen man nie erfährt) verwaschen und mystisch dargestellt und man weiß nicht wo Wahrheit anfängt und Lüge anfängt.

Das Ende war überraschend, tieftraurig und wunderschön. Nach Ende des Lesens fühlt man sich leer aber auch sehr glücklich.

Fazit:
Das Buch ist wirklich ein Märchen für Erwachsene: ein blutiges, trauriges und melancholisches Märchen, dass dennoch hochpoetisch und bildgewaltig ist.