Eine phantastische Geschichte in fünf Aufzügen
Bewertet mit 3 Sternen
Ebenso wie die Entstehung des Zirkusses. Ein wahres Durcheinander an Personen und Zeiträumen hat mich im ersten Teil des Buches eher verwirrt als begeistert. Dazu kam der abgehakte, in meinen Augen emotionslose Schreibstil der Autorin: „.. wirkt der Mann im grauen Anzug fehl am Platz. Sein Anzug ist streng geschnitten. Der Griff seines Gehstocks unter den makellosen Handschuhen ist blank poliert. Er stellt sich vor, aber die Schulleiterin vergisst seinen Namen augenblicklich ...“ Auch ich habe viele Namen gleich wieder vergessen und keinen Zusammenhang gefunden.
Erst im zweiten Teil des Buches nach über 100 Seiten begriff ich die Entstehungsgeschichte des Zirkusses. Beim Anblick der schwarz-weißen Zelte und Kostüme kamen Emotionen auf. Liebevoll wurden die Ausstattung sowie einzelne Darbietungen beschrieben. Da fühlte ich mich gleich wie die erwähnten Zirkusliebhaber: sie „haben ein Auge für die Details im Gesamtkunstwerk. Sie sehen die Finesse der Kostüme, die Raffiniertheit der Schilder. Die Zuckerblumen, die sie kaufen, essen sie nicht, sondern wickeln sie in Papier und nehmen sie vorsichtig mit nach Hause. Sie sind Enthusiasten, Verehrer, Süchtige. Der Zirkus hat etwas an sich, das ihre Seelen berührt und nach dem sie sich sehnen, sobald er fort ist.“ In diesen Abschnitten werden Träume wahr. Aber sie sind vergänglich – ebenso wie der Zirkus, der ganz plötzlich und ohne Vorankündigung auftaucht und wieder verschwindet. Nur nachts finden Vorstellungen statt, denn die Dunkelheit ist als Gegensatz zur hellen Erleuchtung nötig ...
Was mir das Buch etwas verleidete, waren die häufigen Zeitsprünge zwischen 1873 und 1903. Sie unterbrachen die Träumerei und verstießen mich als Leser immer wieder aus dieser Traumwelt. Es fiel mir schwer, den zahlreichen Geschichten, die sich mehr oder weniger nebeneinander entwickelten, zu folgen. Auch die angekündigte Liebesgeschichte erreichte mich nicht.
Fazit: Weniger wäre mehr gewesen. Aber wer liest schon Sachbücher über den Zirkus? Also musste die Phantasy-Autorin eine Geschichte einflechten, damit das Ganze zu einem Roman wurde. Der ist ganz nett zu lesen, aber überwältigend ist etwas anderes.