Rezension

Eine stille melancholische Erzählung über das Leben in Holt

Abendrot
von Kent Haruf

Bewertet mit 5 Sternen

Zeitlos - Berührend - Traurig - Heiter

Ich bin durch eine Leserunde auf dieses Buch aufmerksam geworden.   Kent Haruf und seine Bücher waren mir bis jetzt völlig unbekannt.   Ein fiktiver Ort irgendwo in Colorado, Viehzüchter und schwierige Umstände, das hat mich neugierig gemacht. 

Da ich den Vorgängerband "Lied der Weite" nicht kenne, waren alle Beteiligten für mich neu.  Ich würde empfehlen "Lied der Weite" vorher zu lesen.  Dann sind einige Protagonisten schon bekannt und man kennt die Hintergründe bessser.    

Das Buch handelt von Einzelschicksalen,  Dramen und dem Kampf ums tägliche Bestehen in einer Welt / Stadt die scheinbar nichts zu bieten hat.  Der Autor richtet den Scheinwerfer  auf kurze Episoden und Ereignisse der Einwohner und schafft damit eine Bandbreite an Eindrücken.  Die einzelnen Personen sind so detailiert beschrieben, dass man sie vor sich sieht.  Manche mag man sofort, z.B. den alten kauzigen Rancher  Raymond,  bei anderen schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen.   Ein spürbares Anliegen sind dem Autor die Kinder.  Hier in dieser Geschichte erfahren die Kinder schon sehr früh wie hart das Leben sein kann und sie lernen irgendwie damit zurecht zu kommen.   Fast jeder trägt auf irgendeine Art Narben mit sich herum, äußerliche und innerliche.

Für mich war der Erzählstil erst gewöhnungsbedürftig, doch nach den ersten Seiten war ich in der richtigen Stimmung.   Das Buch hat sein eigenens Tempo und seinen eigenen Takt.   Wer sich darauf einlassen kann, hat schöne Lesestunden.   

„Kent Haruf nimmt uns mit, wohin wir nie wollten, und bald wollen wir von dort nicht mehr weg.“   Bernhard Schlink   --   Ja, das stimmt. Holt hat eine seltsame Anziehungskraft