Rezension

Eine zärtliche Erzählung über das Dasein

Das Café ohne Namen
von Robert Seethaler

Robert ist ein stiller fleißiger Mann, der sich mit kleineren Handreichungen über Wasser hält. Es geht ihm gut aber dann lauscht er dem Ruf der Erneuerung und nach einigen Tagen des Abwägens der Für und Wider, folgt er seinem Traum. Ende Februar an einem Vorfrühlingstag eröffnet Robert ein Café. 

Und doch war es, als hätte der Fön den Menschen die Köpfe freigelegt und die glänzende Winterseligkeit aus den Gesichtern geblasen. S. 51

Es sind diese Sätze, die der ganzen Geschichte ihre Schönheit geben. 

Robert Seethalers Beobachtungen sind komplex und genau beschrieben. Ich kaufe ihm die Geschichte von vorne bis hinten ab, so könnte sie sich Anfang der siebziger-Jahre in Wien ereignet haben. 

Die Leute, die in Roberts Café ein- und ausgehen, haben alle eine Geschichte, die erzählt werden muss. Der Ringer René, der sich in Roberts Kellnerin Mila verliebt. Der Fleischer von Gegenüber, der ein freundlicher bescheidener aber potenter Mann ist. Und dann treten immer wieder, mit zuverlässiger Gewissheit die zwei älteren Damen in die Szene. Ähnlich, wie die zwei alten Männer auf dem Balkon in der Muppetshow, aber weniger höhnisch. Und sobald ich sie erkenne, freue ich mich auf ihr Gespräch. 

Trinken wir noch was? Selbstverständlich. Gott sei Dank, ich hab schon Angst gehabt. S. 139

Ihr Mund war von feinen Fältchen umlagert, die in ein verwirrendes Durcheinander gerieten, sobald sie sprach. S. 158

Das ist einfach genial, die meisten hätten geschrieben. “Eine Frau in den Wechseljahren” Er zeigt es, lässt überflüssiges Weg und die LeserInnen selbst entscheiden, welche Bilder sie entstehen lassen. 

Fazit: Eine vortrefflich gelungene Geschichte über das Leben, Entscheidungen, Aufbruch und Ende, die mich gefesselt hat. Ich könnte Robert Seethaler noch tagelang zuhören, ohne dass ich mich langweilen würde.