Rezension

Wunderbar

Das Café ohne Namen
von Robert Seethaler

Bewertet mit 5 Sternen

Wien, im Spätsommer 1966
Robert Simon, Anfang 30, ist Gelegenheitsarbeiter
auf dem Karmeliter Markt.
Zwanzig Jahre liegt das Kriegsende nun zurück und es
hat den Anschein, Wien erwacht langsam aus einem
tiefen Schlaf.
Überall herrscht Aufbruchstimmung, von der auch Simon
erfasst wird. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet
ein Café. Obwohl die Menschen im Viertel arm sind, kommen
sie gerne und sie bringen ihre eigenen Geschichten mit.
Alle suchen nach Gesellschaft und manchmal auch nach Liebe.

Eine Fülle mit wundervollen, unvergesslicher Charakteren.
Die Figuren und Ihre Entwicklungen sind sehr lebendig beschrieben.
Die Stimmung wird wunderbar dargestellt und man kann sich sehr gut 
in die Geschichte hineinversetzen.
Diese ist nicht besonders aufregend, aber es ist ein Genuss ihren Alltag
zu erleben. Die Charaktere sind bis in die kleinste Rolle sehr überzeugend und ausdrucksstark.
Jeder von ihnen ist ein Erlebnis für sich.
Eine Geschichte über den Neuanfang und auch über das pure Überleben.
Es geht um kleine Leute und Alltags-Schicksale. Um die Kraft des täglichen Daseins.
Das kleine bisschen Glück, das sich jeder so wünscht.
Vor allem aber um den Sinn des Lebens, mit all seiner Härte und Bitterkeit.
Das alles wird mit einer wunderschönen reduzierten Sprache atmosphärisch dicht erzählt,
mit viel Sinn für die Details des Lebens.
Trotz der Schwere blitzt immer wieder die Hoffnung auf.
Jeder ist seines Glückes Schmied.
Eine bewegende Geschichte über Aufbruch und den Wandel des Lebens.
Dieses Buch ist traurig und fröhlich, bitter und süß und einfach nur schön.