Rezension

Ausflug in das Wien der 1960/1970er Jahre

Das Café ohne Namen
von Robert Seethaler

Der Roman ist wie ein Ausflug in den Wiener Bezirk Leopoldstadt der 60-70er Jahre. Robert Simon, bislang Gelegenheitsarbeiter, wagt einen Neuanfang: er pachtet eine leerstehende Gastwirtschaft und eröffnet ein Café. Dort treffen sich die verschiedensten Menschen und sie alle haben ihre ganz eigene Geschichte. Autor Robert Seethaler lässt den Leser mit kleinen Einblicken eintauchen in das Leben in Wien zu dieser Zeit, diese reihen sich aneinander, sind miteinander verwoben, sie versprühen Charme, zeigen dunkle und helle Seiten des Lebens, erzählen vom Aufbruch und Niedergang, vom Glück und Leid, von Sehnsüchten und Hoffnungen, von Liebe und Eifersucht, von kleinen und großen Begebenheiten.

Dies war mein erster Roman des Autors, ich bin eingetaucht in diese stimmungsvolle Erzählung, habe das Viertel und die Menschen vor Augen gehabt, habe dem bunten Treiben aufmerksam und mit großem Interesse gefolgt und habe die Akteure am Ende mit Wehmut wieder losgelassen, sie sind mir ans Herz gewachsen. Besonders der Sprach- und Schreibstil Seethalers hat mir gefallen. Er hat es verstanden die verschiedenen Blickwinkel, die Figuren, aber auch die Geschichte des Cafés ohne Namen zu einem wunderbaren Zusammenspiel mit Tiefgang zu verknüpfen. Es ist wie ein kleines, sehr interessantes Zeitzeugnis dieser Zeit, wenn auch ein rein fiktives.