Rezension

leise Geschichte von Leben und Vergänglichkeit

Das Café ohne Namen
von Robert Seethaler

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nach „Der Trafikant“ und „Ein ganzes Leben“ war dieser Roman für mich die dritte literarische Begegnung mit Robert Seethaler. Und sowohl erzählerisch als auch atmosphärisch habe ich ihn als ähnlich empfunden. Der Autor erzählt ruhig und geradlinig, macht nicht viel Wirbel um Emotionen, und doch sind sie da, die großen wie die kleinen Gefühle, schwingen mal mehr, mal weniger zwischen den Zeilen mit.

Auch die Protagonisten schienen mir „typisch Seethaler“ zu sein, wie sie pragmatisch das Leben so nehmen und bewältigen wie es eben kommt.
Das von Robert Simon eröffnete Café ohne Namen ist der rote Faden, um den sich die Figuren, Jahreszeiten und Erlebnisse winden, das Leben seinen Lauf nimmt in Freud und Leid. Die Geschichte mäandert episodenhaft dahin, unprätentiös erzählt ohne große Höhen und Tiefen, und doch niemals oberflächlich. Beschreibungen von Atmosphäre, Wetter und Veränderungen der Stadt nehmen relativ großen Raum ein, mir war es manchmal ein bisschen viel davon.

Eine leise Geschichte von Leben und Vergänglichkeit, bestimmt von einem  melancholischen Grundton, der anfangs mit einer gewissen Aufbruchsstimmung, Hoffnung und Lebensfreude aufgelockert wird. Mit den vergehenden Jahren und den verlorenen Illusionen der Cafébesucher, gewinnt er zunehmend die Oberhand.

Konnte mich nicht rundum begeistern, doch insgesamt schön zu lesen -  mein „Seethaler-Favorit“  bleibt der Trafikant.