Rezension

Fesselnd

Der Buchspazierer -

Der Buchspazierer
von Carsten Henn

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Hommage an die geschriebene Sprache und für Liebhaber der Metaphorik!

Das Buch von Henn ist in den sozialen Netzwerken empfohlen worden. Es hat mehr gehalten, als es versprochen hat: Es hat die Leserin glücklich gemacht! Der Bucheinband und das Cover sind bezaubernd. Man verspürt den Drang, sich erst einmal die Hände zu waschen, bevor man beides berührt. Hier kommt bereits die erste Remineszenz an «gute alte Zeiten» .Auf den Inhalt werde ich nicht weiter eingehen.Das ist bereits durch meide «VorrednerInnen» zur Genüge geschehen. Der Roman trägt autobiographische Züge, wie sich unschwer an detallierten Stadtbeschreibungen erkennen läßt. Die Message des Buches ist ein Kampfaufruf an alle, die mit gutem Grund an guten alten Zeiten und Dingen festhalten, für ihre Ziele einstehen und leidenschaftlich um deren Realisierung kämpfen. Im Mittelpunkt steht natürlich das Medium Buch und das geschriebene Wort, aber auch der persönliche zwischenmenschliche Kontakt, der in Pandemie-Zeiten wie diesen so sehr fehlt und so (über-)lebenswichtig ist. Es geht auch um das Thema Resilienz, um Widerstandskraft, darum, Krisen auszuhalten ,zu überstehen und vor allem auch zu überleben und das Gute trotz der haushohen Wellen, die dem Schwimmer, der das Buch hoch über dem Kopfe hält, auf die andere Seite des Ozeans hinüber zu retten. Es geht um die unbändige Leidenschaft und Unverfälschtheit von Kindern und dass kleine Menschen eine Bereicherung für die Welt sind. Herauszuspüren ist ein stolzer Famlienvater Henn und dass wir Großen eine Menge von den Kleinen lernen können, vor allem dann, wenn wir gerade schwächeln (nicht bei jedem kleinen Buchhändler läuft der Onlinevertrieb derzeit reibungslos), dazu neigen, der Gleichgültigkeit und der Erschöpfung zu erliegen oder Fehler machen...Es ist eine Hommage auf den Glauben an das Gute in der Welt.  Wünschenswert wäre gewesen, Henn hätte in seiner Widmung «Für alle Buchhändlerinnen und Buchhändler (...)», auch die anderen alle aufgenommen, die mitverantwortlich dafür sind, dass sich das Rad weiter dreht: «Für alle Buchhändlerinnen und Buchhändler, für alle Schriftstellerinnen und Schriftsteller, für alle Leserinnen und Leser, für Groß und Klein (...)». Zur Sprache: Ich bin ein Sprachfetischist, ein Wortsammler, insofern liebe ich die elegante, überaus metaphorische und bisweilen auch humorische sprachliche Darstellung des Autoren: «Beim Aufwachen fühlte Carl sich wieder wie ein Buch, das einige Seiten verloren hat» (34) oder « Heute war wohl nicht dieser Tag, den letzten Zopf abzuschneiden.Aber es war der Tag, um allen zu zeigen, dass die Schere bereitlag »(113). Spätestens auf den Seiten 209 respektive 214 war es dann Rezensentin geschehen. Bei sensiblen und emotionalen LeserInnen können hier unmöglich alle Augen trocken bleiben. Von mir gibt es 6 der 5 möglichen Sterne. Danke, Carsten Henn!