Rezension

Eine Geschichte vom Lesen und vom Überwinden von Grenzen

Der Buchspazierer -

Der Buchspazierer
von Carsten Henn

Bewertet mit 4 Sternen

Carl Kollhoff ist der Buchspazierer, der auf seiner abendlichen Runde bestellte Bücher zu den Kunden der Buchhandlung seines Freunds Gustav bringt und sich damit auch ein wenig Geld verdient. Es sind immer die gleichen Adressen, die er besucht - und zu jedem und jeder hat Carl eine passende Figur aus einem der gelesen Romane im Kopf. Denn wenn er nicht in Ruhe und allein seine Runden spaziert, liest er. Genau wie seine Kunden, die aus unterschiedlichen Gründen ihr Haus nicht verlassen, beschränkt sich Carl auf sein Quartier und überschreitet seine selbstgesetzten Grenzen nicht.

Die Veränderungen beginnen schon vor der eigentlichen Geschichte - Gustav übergibt die Buchhandlung an seine Tochter, die zwar mit Carl groß geworden ist, ihm aber auch das enge Verhältnis zum Vater neidet und die Buchhandlung jetzt modernisieren will - Carl ist nur noch geduldet, wenn auch bei der Kundschaft für seine passenden Buchvorschläge beliebt. Und auch die zweite Veränderung ist weiblich - Schascha, ein neunjähriges Mädchen, das beschließt, Carl - ob er will oder nicht - auf seinen Runden zu begleiten. Nur ist das nicht mit Schaschas alleinerziehendem Vater abgesprochen.

Angereichert mit liebenswerten Figuren zeigt Carsten Henn, wie wichtig es ist, sich umeinander zu kümmern und nicht immer im gleichen Trott zu verharren - das Leben spielt sich nicht nur in Büchern ab.

Ich war schon länger auf das Buch aufmerksam geworden, hatte es bislang aber ignoriert, da ich befürchtete, dass die Geschichte zu kitschig wird. Aber nachdem mein Mann es lesen wollte, habe ich es ihm geschenkt und kam so auch in den Genuss dieser feinen Geschichte. Vielleicht traue ich mich dann auch an die anderen Geschichten von Carsten Henn, denn z.B. das Apfelblütenfest hatte ich mir auch schon vor längerem als vielleicht lesenswert notiert.