Rezension

God save America

Unsre verschwundenen Herzen
von Celeste Ng

Bewertet mit 4 Sternen

Mit „unsre verschwundenen Herzen“ schafft Celeste Ng ein äußerst düsteres Gesellschaftsporträt, in dem Andersartigkeit einen zum Staatsfeind machen kann und die amerikanischen Werte über alles gehen. Und obwohl das Werk fiktional ist, gab es immer wieder Zeiten, in denen diese Geschichte überaus realistisch schien. Und ein Mahnmal sein sollte, damit es niemals (wieder) so kommt.

 

Zum Inhalt: Bird lebt mit seinem Vater in einem Studentenwohnheim in Harvard. Die Wohnung können sie sich nur durch den Job des Vaters in der Universitätsbibliothek leisten. Birds Mutter hat die Familie vor Jahren verlassen, seitdem hat sich die Situation im Land zugespitzt und besonders asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert und ausgegrenzt, alle antiamerikanischen Gedanken werden als Bedrohung angesehen und Asien als größter Gegner der freien Welt. Doch dann erreicht Bird ein Brief und er muss eine wichtige Entscheidung für sein Leben treffen.

 

Die Zustände die im Buch geschildert werden, wirken unglaublich realistisch, was daran liegen mag, dass ausländerfeindliches Gedankengut und Klassendenken, sowie Konkurrenzkampf und Neid nie aus unserer Gesellschaft verschwunden sind. Und unter bestimmten politischen Führern die Verschärfung dieses Gedankenguts durchaus realistisch war und immer noch ist. Das Szenario in diesem Buch beschreibt ein abweisendes, kaltes, misstrauisches Amerika, das nichts mehr von seiner Vielfältigkeit hat, die es ursprünglich schuf. Die Autorin selbst beschreibt im Nachwort, dass sie sich von realen Ereignissen inspirieren ließ und spielt auf die vielen Ereignisse in der Geschichte an, während denen Kinder von ihren Familien getrennt und isoliert wurden, um ihnen akzeptableres Gedankengut anzuerziehen. Die weiterführende Lektüre, auf die sie verweist, finde ich sehr interessant und werde sie mir genauer ansehen.

 

Bird ist ist Protagonist, mit dem man trotz oder gerade aufgrund seinen jungen Alters mitfühlen und mitbangen kann. Vor allem auch das Schicksal seiner Schulfreundin Sadie fand ich sehr ergreifend. Am beeindruckendsten fand ich trotz allem Margaret Miu. Birds Mutter ist eine bemerkenswerte und starke Frau, die ihre Familie verlässt, um sie zu schützen und die sich für alle einsetzt, die ebenfalls ihre Familien verloren haben. Sie sammelt nicht nur Geschichten, sie erzählt die größte Geschichte von allen: von Verlust, aber auch von Hoffnung und von bedingungsloser Liebe. Die Geschichte, der verschwunden Herzen.

 

Ein Buch, zum Nachdenken. Zum Hinterfragen. Zum Bangen. Zum Hoffen. Hoffen, dass wir irgendwann unsere Lektion gelernt haben und die Zukunft freier und offener wird.