Rezension

Bird

Unsre verschwundenen Herzen
von Celeste Ng

Bewertet mit 4 Sternen

Vor fast drei Jahren ist Birds Mutter verschwunden, hat ihn und seinen Vater einfach verlassen. Als Dichterin asiatischer Abstammung hat sie besonders unter den Bestimmungen der PACT zu leiden, die die „Unterwanderung“ der amerikanischen Gesellschaft durch asiatische Einflüsse verhindern soll. Doch ist sie wirklich die Radikale, als die sie verschrien wurde?

Die Geschichte von Bird und seiner Mutter Margret zeigt beispielhaft, wohin Rassismus und Populismus auch in unseren modernen Zeiten führen können. Einen Sündenbock finden und diesen dann vorschieben, das geht leicht. Wenn dann noch die Angst vor Bestrafung dazukommt, sind Blockwartmentalität, Denunziantentum und Misstrauen gegen alle und jeden Tür und Tor geöffnet. Natürlich zeigt Ng das überspitzt, aber einige Situationen kann ich mir erschreckenderweise genau wie dargestellt auch heute schon vorstellen. Die Autorin erzählt meist aus Birds Sicht, der zwar schon zwölf Jahre alt ist, trotzdem doch eher kindlich wirkt. Man merkt, wie gut ihn sein Vater behütet, vor vielem beschützt hat. Bird erkennt das ganze Ausmaß der PACT-Auswirkungen erst mit der Zeit, ein erschreckender und angsteinflößender Prozess, nicht nur für ihn, sondern auch für den Leser. Die Autorin erzählt die z.T. sehr beklemmende Geschichte trotzdem sehr leicht, ihren Stil mochte ich sehr. Trotzdem hat mich Unsre verschwundenen Herzen irgendwie nicht so berührt wie vorherige Romane der Autorin, ich grüble noch, woran das gelegen hat. Denn insgesamt ist der Roman rund und auch das Ende passt zu dieser aufwühlenden Geschichte, mit der die Autorin gerade zwischen den Zeilen sehr viel aussagt.