Rezension

Sprachlich hervorragender Roman über die Kraft von Literatur & Kultur

Unsre verschwundenen Herzen
von Celeste Ng

Dystopie - Krise - Rassismus - Ausgrenzung - Unterdrückung - USA in naher Zukunft - Handelskrieg USA China - Kinder aus nichtkonformen Familien nehmen - die Kraft der Poesie - Lyrik als Element des Widerstands - wie leben in einer Diktatur - unsichtbar werden - Widerstand durch Worte und Kultur

Der Roman "Our Missing Hearts" (Originaltitel) spielt in einer (beängstigend) nahen Zukunft in den USA. Nach einer schweren Wirtschaftskrise hat man Asien und vor allem China als Schuldigen dafür ausgemacht und eine Unterdrückungsmethode namens PACT entwickelt, die vor allem den asiatisch-stämmigen Amerikanern das Leben schwer macht. Man soll sich jetzt auf die alten amerikanischen Werte besinnen, patriotisch sein und schädliche Elemente meiden und melden. Davon ist auch der 12 jährige Bird betroffen, dessen Mutter chinesisch-stämmige Amerikanerin war und vor Jahren aus seinem Leben verschwunden ist. Sein Vater hat seinen Job als Dozent in Harvard verloren, arbeitet jetzt als Hilfskraft in der Bibliothek und lebt mit seinem Sohn in zwei Zimmern im Studentenwohnheim. Das Leben ist karg und die Devise ist: Nicht auffallen. Denn oft werden Kinder von nicht-systemkonformen Eltern aus den Familien genommen. Dies erfährt Bird über seine Schulfreundin Sadie, die in einer Pflegefamilie lebt aber unbedingt zu ihren Eltern zurück will. Als dann noch ein Brief mit Zeichnungen bei Bird ankommt, beschließt er, auf die Suche nach seiner Mutter zu gehen.....und erfährt so, warum und wie ein Gedicht seiner Mutter mit dem Titel "Our Missing Hearts" zum Symbol für den Widerstand werden konnte.

Dieser Roman ist keine leichte Kost. Sehr anspruchsvoll, sowohl vom Thema also auch von der Sprache her. Wobei das Buch sich gut lesen lässt. Wenn man zwischendurch nicht einfach aufhören muss, weil alles zu beängstigend realistisch und nah erscheint. Wenn man die Situation in den USA, die Präsidentschaft von Trump, den Handelskrieg mit China und die Entwicklungen in Deutschland mit Reichsbürgern, Querdenkern usw. betrachtet, dann sind wir ganz ganz nah dran an einer solchen Situation.

Zum Glück gibt es im Buch auch Lichtblicke. Denn es gibt Widerstand und Hilfen für die verlorenen Kinder. Organisiert auch und vor allem durch Bibliotheken, Künstler und Kulturschaffende. Damit eröffnet die Autorin (leicht) positive Ausblicke und Hoffnungen.

Dies war auch das Resümee am Ende einer Veranstaltung im Literaturhaus Köln, als ich die Autorin live erleben durfte. Widerstand und Menschlichkeit kommen oft aus der Kultur. Kann uns das Hoffnung geben? Ich hoffe es sehr.